Ich bin wie gesagt auch kein Freund der neuen Regelauslegung, aber ich sehe das Problem, was dahinter steht - ich spiele selbst seit fast 30 Jahren Fußball und sehe am Bewegungsablauf ziemlich genau, wo die Hand mit Absicht zum Ball geht und wo nicht. Und wenn mir doch mal ein absichtliches Handspiel durch die Lappen geht, war der Spieler so schnell und so geschickt, dass es auch kein anderer gesehen hat.
Jetzt gucken da 1000 Kameras drauf und natürlich erwischt man damit nicht nur die Schweinepriester, die sich mit verdeckten Handspielen Vorteile verschafft haben, sondern wenn man nicht daran denkt, dass die Reaktionszeit in der Zeitlupe NICHT die reale Reaktionszeit ist, flüstert man dem Schiedsrichter auf dem Platz womöglich ein vermeintliches Handspiel ein, wo in Normalgeschwindigkeit klar wäre, dass der Verteidiger hellsehen können muss oder Reflexe wie Superman brauchen würde.
Erschwerend kommt dazu, dass demnächst die Schiedsrichter in Rente gehen, die selbst gespielt haben. Manuel Gräfe hat in der Jugend mit Robert Kovac gespielt und bis zum Aufstieg in die Oberliga in der Berliner Verbandsliga. So etwas ist heute undenkbar. Hochklassig in der Jugend spielen heißt heute im Nachwuchsleistungszentrum zweimal am Tag trainieren und das ganze Wochenende unterwegs sein. Und als Schiedsrichter bekommst du spätestens mit 16 die Pistole auf die Brust gesetzt - entweder Samstag und Sonntag verfügbar sein und als Spieler aufhören, oder du fliegst aus allen Fördermaßnahmen, ohne die du oberhalb der Landesliga keine Chance mehr hast.
So züchtest du dir hochklassige Schiedsrichter ohne Erfahrung als Spieler und musst dir mit diesen halbgaren Kriterien wie Vergrößerung der Körperfläche behelfen.