Sommer 2011
Der Trinkmann sonnt sich. Nicht nur in der Sonne der Ostsee und dem Blick auf die Strandnixen, sondern auch in seinem Erfolg. Der Aufstieg von Schweinewiese hat ihn zum Helden werden lassen. Allerdings ist das Verhältnis zum Vorstand doch etwas schwierig. Seine beständigen Bewerbungen bei anderen Vereinen kamen nicht gut an. Zweimal musste er nach Canossa antreten und um Vergebung bitten. So etwas macht der Trinkmann nicht gern, aber solange die Schweinewiese als Verein einäugig unter den blinden Ignoranten ist, muss Trinkmann sich beherrschen.
Im Spätsommer fällt dem Trinkmann dann aber fast das Essen aus dem Gesicht. Er ist zur Saisonplanung eingeladen. 30 Grad draußen, im verdunkelten Vorstandsbüro (Marke Wellblechcontainer) herrschen 45 Grad und der Präsident hat seit ca. 3 Tagen nicht gelüftet oder das Hemd gewechselt. Entspannt hat Trinkmann die ersten drei Korn genommen, das Arbeitsklima will gepflegt sein. Seinem Chef scheint das Kurzgetränk aber nicht zu bekommen: er faselt rum und macht blöde Witze. 45 Grad draußen und der macht billige Witze über eine Rasenheizung. "Harr Harr" künstelt der Trinkmann ein Lachen. Es dauert noch bis der Trinkmann realisiert, dass der Typ im schlecht sitzenden Anzug das ernst meint.
1,2 Millionen hat der Typ in eine Rasenheizung verballert. R-A-S-E-N-H-E-I-Z-U-N-G! Der Trinkmann macht ca. 250 Freundschaftsspiele, um das Budget des Klubs halbwegs im Lot zu halten und dieser schmerzbefreite Unmensch verschuldet den Verein für eine Rasenheizung, bei einem Klub am Meer, wo die Winterzeit eh etwas anders aussieht als im tiefen Kernpolen. Der Trinkmann hat alle vier Innenverteidiger ablösefrei ziehen lassen müssen, weil kein Geld da ist und dieser Lump kauft eine Rasenheizung für 1,2 Millionen?
Trinkmanns erster Impuls ist es, die Kündigung per Faustschlag im Gesicht des Präsidenten zu platzieren. Bevor er allerdings dazu kommt, setzt dieses Ungetüm zu weiteren Ausführungen an. Der Gehaltsetat wird verdoppelt und als Saisonziel soll nur mutig gegen den Abstieg gekämpft werden, Klassenerhalt ist kein Muss.
Trinkmann, der sich gerade schon aus dem Stuhl erhoben hatte, sinkt wieder zurück. Damit lässt sich was anfangen, denkt er sich. Die blanke Wut macht wieder dem Strategen Platz. Trinkmann zwingt sich zu einem Lächeln und trinkt auch die nächsten 3 Korn mit. Kurz danach fällt der Kopf seines Vorgesetzten auf den Tisch und Trinkmann entlässt sich selbst - vorerst nur aus der Besprechung.
Zurück in seinem Liegestuhl auf der Promenade überdenkt Trinkmann das weitere Vorgehen. Er ruft einige Agenten an und informiert sich über deren arbeitslose Stümper. Die Mehrzahl legt auf als sie hören, wer da an ihren Schützlingen Interesse hat. Ein paar Agenten, die bemitleidenswerte polnische Klienten mit zwei linken Füßen haben, bleiben dran. 5 davon holt der Trinkmann. Einen für die Innenverteidigung, einen fürs linke Mittelfeld, einen fürs DMF, einen für beide AV und einen für den Part hinter den Spitzen.
Richtig: Spitzen - Mehrzahl. Der Trinkmann will nämlich nicht mehr Mauern, er will jetzt die Herzen der sportlichen Leiter echter Vereine nicht nur mit Ergebnissen, sondern auch mit offensivem Spektakel gewinnen. Leider hat er dafür keine Spieler. Mit Müh' und Not organisiert er noch einen kroatischen Halbinvaliden als zweite Spitze neben 15 Tore-Ziehsohn Nwaogu. Als zweiten IV verpflichtet er noch einen abgezockten Argentinier mit langen Haaren, der nicht nur wie ein Weltreisender aussieht, sondern auch jede drittklassige Liga Osteuropas aus eigener Anschauung kennt. Königstransfer wird aber ein Brasilianer für IV, DMF und ZMF. Ablösefrei wird er verpflichtet und zum Spitzenverdiener gemacht. Immerhin kickte Fagner aber auch in Rumäniens erster Liga - ein reiner Edelmann also.
Nach diesem kurzen aber heftigen Transfereskapaden will Trinkmann nun seine Ruhe haben und endlich den Sommer genießen. Der Truppe verordnet er ein 4-4-2 mit Raute. Thomas Schaaf hat das vorgemacht, er will es nachmachen. Allerdings hat er immer noch nur 2 Stürmer im Kader. Was solls, die werden schon fit bleiben.
Außerdem ist noch Raum im Gehaltsetat, weiß Trinkmann. Sein diabolischer Plan: er wartet darauf, dass einer der arbeitslosen Kicker, die sich jetzt noch zu gut für Schweinewiese glauben, am Ende keinen Arbeitgeber finden. Verkannte Genies sind seine Seelenverwandten. Allerdings spricht für Trinkmann nichts dagegen, diese auszubeuten. Er selbst war ja schließlich auch mehr als einmal in der unschönen Lage, sich für einen Hungerlohn prostituieren zu müssen.
Trinkmann setzt noch 3 Freundschaftsspiele an und begibt sich dann zur Siesta unter seinen Sonnenschirm, um von der schönen Wirtstochter zu träumen.