Juni 2012
Trinkmann ist Titelhamster. Es ist der reine Wahnsinn. Der Trinkmann hat sich wieder einmal selbst übertroffen. Pokalsieger 2012 ist die Schweinewiese. Das Team hat die Gunst der Auslosung genutzt und sich den Pokal gekrallt.
Pokalsieg 2012:
Zur Winterpause war man nach obligatorischen Siegen gegen Zweitligisten im Viertelfinale, wo es aber stärker um die Wurst ging. Widzew Lodz war auswärts der Gegner, weshalb der Trinkmann fürs Viertelfinale nicht viel erwartete.
Trinkmann ließ sogar die zweite Sturmgarde ran. Trotzdem führte seine Elf lange 0-1 bis in der 93. der Ausgleich kam. Trinkmann schwörte die Truppe schon auf die Verlängerung ein, bis er merkte, dass die ersten schon in die Dusche stiegen. Trinkmann witterte Meuterei und wollte schon fast mit einer Eckfahne auf die eigenen Spieler losgehen, als der Co-Trainer ihn vorsichtig darauf aufmerksam machte, dass es im polnischen Pokal ab dem Viertelfinale Hin - und Rückspiele gibt. Das wusste der Trinkmann natürlich, er hatte natürlich nur einen ganz besonders hintergründigen mentalen Motivationskniff getan.
Im Rückspiel stands dann schnell 0-1 und Trinkmann stellt wütend auf volle Offensive. Das brachte auch bis zur 80. das 2-1 für sein Team. Trinkmann stellte also in der 85. auf "Verteidigen" um. Kaum war dieses Motto ausgegeben, konnte Lodz einen Konter 3-1 fahren und machte den 2-2 Ausgleich. Trinkmann war schon dabei mit Lust seine Schiebermütze am Seitenrand aufzufressen, bis ihm der vorwitzige Co-Trainer erneut mitteilte, dass im polnischen Pokal nicht die Auswärtstorregel gilt und es jetzt Verlängerung gibt. Impulsiv schleuderte der Trinkmann ihm ein "was ist denn das für ein Kasperlepokal hier?" entgegen, um dann die Truppe auf die Verlängerung einzuschwören. Brachte nix, aber im Elfmeterschießen behielt die Schweinewiese die Nerven.
Im Halbfinale wartete Abstiegskandidat Jagellonia Bialystock. Auswärts gabs ein schniekes 3-1. Eine tolle Ausgangsposition, die man aber daheim mit einem peinlichen 2-4 wieder abgab. Dank nicht vorhandener Auswärtstorregel rettete man sich wieder ins Elfmeterschießen, bei dem Trinkmann, von schwerer angina pectoris gezeichnet, wieder den Sieg seines Teams miterleben durfte.
Im Finale wartete Slask Wroclaw, oder Breslau wie Tinkmann es zu nennen pflegt. Das Team stand klar unter den Top 4 in der Liga, hatte aber seinen Bomber (14 Tore in der Vorrunde, davon 3 gegen Schweinewiese im Hinspiel) in der Winterpause nach Russland verkaufen müssen. Immer noch viel besser als gegen solche Kracher wie Lech Posen, Polonia oder Legia Warschau spielen zu müssen, die die Schweinewiese immer auseinandernahmen.
Trinkmann schwörte seine Truppe mit afrikanischen Kriegsgesang vom Tonband ein. Das zeigte insbesondere beim ghanaischen Routinier Issa Mohammed (für 3,5k aus Israels zweiter Liga eingekauft) Wirkung: 3 Tore (aus drei Torschüssen der Schweinewiese insgesamt) machte der Pokalschreck in der ersten Halbzeit. Ein lupenreiner Hattrick und eine Führung, die nicht mehr abgegeben wurde. In der Pressekonferenz lobte der Trinkmann sich für seine überragende Leistung und beglückwünschte die Schweinewiese und seine Spieler zu ihrem Glück, unter einer Trainerlegende arbeiten zu dürfen.
Der Pokalsieg wird ihn noch begehrter machen, weiß der Trinkmann.
In der
Liga ging es besser als erwartet. Zwar gabs gegen die Kracher auch zu Hause regelmäßig Haue, dafür präsentierte sich Flota auswärts wieder etwas flotter. Gegen Zaglebie Lubin wurde gleich am ersten Rückrundenspieltag der Auswärtsfluch mit einem 1-2 beendet und auch sonst gabs endlich mal Punkte auswärts. Letztlich holte Flota in der Rückrunde noch einmal 18 Punkte, so dass man mit 41 Punkten guter Neunter in der Liga wurde und mit dem Abstieg nichts zu tun hatte. Mit Bartlomiej Niedziela hats sogar ein Spieler in die Elf des Jahres geschafft. Leider dankte er es dem Trinkmann nicht mit entsprechenden Huldigungen. Allerdings verlängerte er seinen Vertrag zu
verringerten Bezügen, was den Trinkmann etwas milder stimmte.
Seine eigene Vertragssituation behandelte der Trinkmann eisenhart. Jede Avance seines Präsidenten lehnte er ab und vertröstete auf das Saisonende. Dort angekommen wollte der Titelcoach kaltlächelnd jedes Angebot ablehnen und in höhere Sphären entschweben, wie sich das für einen Titelhamster wie ihn gehört.
Dann geschah allerdings Merkwürdiges. Der besoffene Präsident schaufelte auf einmal 500k in die klamme Kasse, um einen Teil seiner dämlichen Ausgaben für die Ausschlag verursachende Rasenheizung (hat der Trinkmann eigentlich erwähnt, dass das Stadion noch nicht einmal ein Dach hat?!) wieder gutzumachen. Zusammen mit den jeweils knapp 250k für Pokalsieg und Ligaplatzierung war Schweinewiese auf einmal fast schuldenfrei.
Außerdem bot der bisher so knausrige große Vorsitzende Trinkmann eine unmoralische Gehaltserhöhung um 50 Prozent an und köderte ihn noch mit der Aussicht dank dem Pokalsieg in der Europa League anzutreten. 3. Qualifikationsrunde zwar, aber der Trinkmann weiß, dass dieses Parkett für eine elegante Erscheinung wie ihn die eigentliche Bestimmung ist.
Also unterschrieb der Trinkmann wieder um ein Jahr, im Sommer lässt es sich dort einfach gut leben, auch wenn er im Winter wieder wegwollen wird. Dann klappts aber mit dem Absprung. Bestimmt. Er ist ja jetzt Pokalsiegertrainer der Trinkmann.
Was das nächste Jahr bringt ist offen, die Budgetfrage ist ungeklärt. Allerdings ist nicht viel Spielraum da, weil nur wenig Verträge auslaufen. Loswerden will Trinkmann aber IV Fagner, der nach schwerer Verletzung nie richtig auf die Beine kam und zuverlässig Elfmeter verschuldete. Zuletzt spielte Fagner nur noch im DMF im guten alten Tannenbaumsystem. Mit diesem ausgefuchsten System kann man weitermachen, braucht aber besseres Personal. Der weiße Brasilianer kann und will sich nicht länger mit polnischer Einheitsware der Güteklasse Resterampe herumschlagen. Schon gar nicht, wenn die Trainingseinrichtungen so mies sind, dass die Blindpesen mit zunehmender Vereinszugehörigkeit noch blinder werden.
Trinkmann wird von der Budgetfrage sicher auch die Dauer seiner Zukunft in diesem hintersten Winkel Polens abhängig machen. Sein Wunsch, bald mal höherklassig zu trainieren (zB in der zweiten holländischen Liga mit einem Coffeeshop ums Eck
), bleibt sehr stark. Die Wirtstochter ist inzwischen sogar volljährig (glaubt Trinkmann), aber noch immer nicht an ihm interessiert. Ein Grund mehr, sich bald nach Alternativen umzusehen.