Die sechste Folge der aktuellen Staffel ist glaub ich die erste GoT-Episode über die ich mich richtig geärgert habe.
1. Die Vergewaltigungs-Szene ist nicht schwach, weil man sowas generell nicht zeigen darf, sondern weil sie keinen Mehrwert hat. Ramsay Snow ist also ein sadistisches Ekel - Surprise, surprise. Und Sansa schlittert ausgehend vom Mord an ihrer Familie, über die Ehe mit Joffrey und die zahlreichen Demütigungen in King's Landing eh nur noch von einem Martyrium ins nächste, so dass man ihrer Vergewaltigung dann auch nicht mehr den ganz großen Schrecken abgewinnen kann.
Ich frag mich sowieso schon länger, wo man mit der Figur der Sansa hin will. Schwarz gefärbte Haare, Ohrfeige für Robin und Widerstand gegen Ramsays Schnecke deuten daraufhin, dass der Charakter ein wenig wehrhafter und eigenstäniger wird. Aber zwei Szene später gibt's dann immer wieder Submissive Sansa, die sich lethargisch durch die Gegend schubsen lässt. Ich werd daraus nicht schlau.
2. Ganz große Grütze war dann für mich die Handlung in Dorne. Jamie und Bronn kommen ohne jeden Widerstand in diesen Schlosshof (?), finden dort auch zufällig sofort Jamies Tochter/Nichte und liefern sich dann mit den ebenfalls zufällig eintreffenden Sand-Snakes diesen wirklich mies choreographierten B-Movie-Gedächtniskampf. Zum Glück machen die ebenfalls zufällig zur selben Zeit eintreffenden Wachen dem Spuk ein Ende, bevor der Zuschauer sich fragen kann, was für ein winziges Nest dieses Königreich Dorne doch ist.
3. Jorah und Tyrion sehen das Sklavenhändlerschiff und verstecken sich. Ein kurzer Blick nach rechts - zu spät - die beiden sind auf einem offenen Feld schon unbemerkt von einem Dutzend lärmender Sklavenhändler umzingelt worden. Ziemlich schwaches Bild für den Ex-Bodyguard von Daenerys... Dann wird's aber richtig wild. Tyrion soll entmannt werden, weil Zwergenpimmel in Westeros offenbar ziemlich wertvoll sind (passt das ins GoT-Universum?). Doch Tyrion rettet die Situation, indem er einwendet, dass die Händler doch einen Beweis dafür brauchen, dass sein bestes Stück tatsächlich von einem Zwerg stammt. Die Sklavenhändler sind überzeugt und entschließen sich, Tyrion solange durchzufüttern und auszuhalten bis sie einen Abnehmer für seine Männlichkeit gefunden haben. Anstatt einfach die Leiche zu behalten oder sowas.
4. Margaery wollte ihr Leben lang die mächtige Königin werden, muss jetzt aber feststellen, dass die Königin offenbar überhaupt keine Macht hat. Der unbewiesene Vorwurf eines dahergelaufenen Hanswursts, der behauptet, sie habe ihn und Loras beim Pimpern gesehen, reicht, um Margaery in den Kerker zu werfen. Auch der König und die King's Guard sind machtlos. Gegenspieler sind schließlich ein paar religiöse Fanatiker, von denen ich drei Folgen vorher noch nie was gehört hatte. Der eiserne Thron ist wohl doch nicht so das Wahre. Schon klar, dass Cersei da im Hintergrund die Fäden gezogen hat. Trotzdem scheint mir das ganze extrem an den Haaren herbeigezogen.
5. Der Arrya-Erzählstrang war imo ok. Wenn auch etwas behäbig erzählt. Die Szene, in der sie dem sterbenden Kind das vergiftete Wasser andreht für mich trotzdem sowas wie der emotionale Höhepunkt der Folge.
Fazit: Für mich leider die bislang schwächste GoT-Episode. Nicht nur der Staffel, sondern der ganzen Serie. Vielleicht wird das in der Buchvorlage alles plausibler erklärt. Mir scheinen Sinn und Logik von den Drehbuchschreibern jedenfalls komplett über Bord geworfen worden zu sein.