Kritik gar nicht erst lesen, sie dann aber insgesamt als oberflächlich abzutun, ist schon eine ziemliche Ironie. Es geht doch gerade darum, dass hier ein Konzept blind weiterverfolgt wird, das sich überholt hat und nicht funktioniert. Die Flachheit dieser "Show" ist es, die am meisten kritisiert wird. Dazu gehören nunmal auch Äußerlichkeiten, dabei angefangen, dass man sich an KMHs aufgesetzter guter Stimmung samt eingefrorenen Lächeln und Kahns peinlich übertriebenem bedeutungsschwangeren Duktus stören kann bis hin zur fragwürdigen Entscheidung, warum man da auf Usedom überhaupt krampfhaft versucht, das Erlebnis von 2006 immer noch aufrechtzuerhalten.
Klopp, Meier und Kerner im Sony-Center 2006 bei der Heim-WM passten zum damaligen Fanmeilenhype (ehrlich gesagt fand ich es auch da sehr anstrengend, dass die Experten so oft gegen ein gröhlendes Publikum anreden mussten, aber immerhin war das eben Abbild der damaligen Stimmung, und es war gewissermaßen mittendrin). Das jetzt ist gar nichts. Ein Strand bei eher bescheidenem Wetter, ein Publikum, das in seinen Liegestühlen einzuschlafen droht, und am schlimmsten überhaupt: Kahns Küchenpsychologie und KMHs Unwissen, welche gegen die Sachkenntnis der Experten von 2006 abstinken. Obwohl ich Kerner nicht mal ausstehen kann, so ist er als Moderator mit dem Sport ins Geschäft gekommen, und man merkt ihm an, dass ihn Sport auch wirklich selbst interessiert. KMH wiederum ist einfach nur Moderatorin, die vom ZDF damals zum Sport geschleppt wurde, weil die ARD mit einer Frau (Monica Lierhaus, die deutlich mehr Ahnung zu haben schien und natürlicher moderierte) Erfolg hatte.
Ist es oberflächlich, wenn man beim ZDF kritisiert, dass fast alles an dieser EM-Berichterstattung nur aus Oberflächlichkeiten und Kopien besteht? Man versucht immer das nachzumachen, was bei anderen oder sich selbst früher mal gut ankam, macht es dann aber drei Stufen schlechter, immer auf den blödesten Zuschauer abgestellt, dem man gar nichts zutraut und der jetzt nach Ansicht des ZDFs wohl zum ersten Mal einschaltet. Und immer alles auf Emotionen ausgerichtet, damit den heimgebliebenen Sesselfurzer - so glaubt man zumindest - die gleiche Stimmung ins Wohnzimmer getragen werden kann, wie sie Leute erfahren, die bei Großveranstaltungen die Spiele in großer Runde sehen. Dabei wird leider völlig vergessen, dass es viele Zuschauer gibt, die gerne echte Analysen sehen möchten, und denen dieser aufgesetzte Partyrummel am Allerwertesten vorbeigeht.
Die hier im Thread schon angesprochene Egozentrik, sich so oft nur auf Deutschland und seine Spiele bzw. vermeintliche Aussichten bei dieser EM zu konzentrieren und damit auch noch alle möglichen Profis anderer Nationen ständig zu belästigen, ist dabei auch noch wirklich geschmacklos.
Und dabei will ich nicht sagen, dass die ARD ihren Job tatsächlich gut macht, aber sie ist im Vergleich insgesamt sehr viel eher auszuhalten.