Da bin ich dann wohl einem Irrtum aufgessen. Ich dachte eben: Hoher Wert hohe Bewertung.
Das stimmt auch beim Offensivrating. Vereinfacht ausgedrückt:
Das Offensivrating soll zeigen,
wieviele Punkte der jeweilige Spieler pro 100 von ihm selbst genutzte, also abgeschlossene
Possessions produziert. Sei es durch Feldwürfe, Turnover, Assists usw. Damit möchte man versuchen zu erfahren, wie EFFIZIENT ein Spieler mit dem Kreieren von eigenen Korberfolgen oder Korberfolgen seiner Mitspieler umgeht (grob gesagt). Dabei geht es aber wirklich nur um Effizienz: ein höherer Wert sagt also nur, dass der Spieler in der Offensive wohl effizienter agiert hat als jemand, der einen niedrigeren Wert hat, UNABHÄNGIG davon wieviel Volumen/Touches er dafür benötigt.
Ein Beispiel, um das zu veranschaulichen: jeder kennt wohl den Scharfschützen Steve Kerr. Kerr war 1995/1996 bei den Bulls und schaffte doch ein unglaubliches Offensivrating von 141. Michael Jordan hatte jedoch "nur" ein Offensivrating von 124. Das bedeutet aber gerade nicht, dass Kerr der bessere Offensivspieler ist, sondern nur, dass er die Possessions, die er in der Offensive für eigene Aktionen zur Verfügung gestellt bekommen hat, sehr sehr effizient genutzt hat. Hier ist aber jetzt zu sagen, dass Jordans Wert von 124 für einen Franchiseplayer überragend gut ist. Franchiseplayer müssen in den Teams sehr viel mehr Aufgaben, Veranwortung und Würfe nehmen und dadurch auch deutlich mehr Possessions für sich selbst nutzen. Mithin haben sie es deutlich schwieriger, einen Wert richtig hochzuhalten. Wenn Kerr soviel hätte tun müssen, wie Jordan 1995/1996 getan hat, wäre sein Wert sicherlich nicht 141 und sicherlich auch nicht 124.
Daher ist es sinnvoll, Offensivratings von Spielern zu vergleichen, die ähnliche Rollen in den jeweiligen Teams ausfüllen, was man auch sieht, wenn man die Karrierebestwerte von Offensivratings einiger Franchiseplayer auf den Guard oder SF Positionen miteinander vergleicht (auch um Jordans 124 Saison ins rechte Licht zu rücken):
Michael Jordan 124
LeBron James 122
Kevin Durant 118
Kobe Bryant 115
Allen Iverson (Philly): 111, in seiner MVP Saison nur 106
Wenn ich mich nicht täusche funktioniert das Defenisvrating anders. Anders als beim Offensivrating, ist dies eine Teamstatistik, weil ausgerechnet wird, wieviel das Team durchschnittlich pro 100 possessions kassiert, wenn der Spieler auf dem Feld ist (logische Folge: je niedriger der Wert, desto besser die Defense). Da Spieler von einer überragenden Teamdefense oder starke Verteidiger als Mitspieler zu unrecht profitieren können (wie gesagt: Team-Statistik) und somit blöde Ergebnisse herauskommen können (bspw. Carlos Boozers Werte letztes Jahr aufgrund der der allg. guten Defense der Bulls, die mit Sicherheit nicht vordergründig mit Carlos Boozer zu tun hatte), sollte man beim Defensivrating extrem vorsichtig sein. Um Defensivanker miteinanderzuvergleichen oder teamintern Vergleiche anzustellen, halte ich diese Statistik aber für brauchbar. Trotzdem gilt für mich: Defensivfähigkeiten kann man vielleicht mit am schwierigsten statistisch erfassen.