Abseits des Brackel-Theaters wird es aber hier auch mal wieder Zeit für einen Tourbericht. Ich habe die letzte Urlaubswoche damit verbracht, in Bayern und der Schweiz Fußball zu schauen.
SV Bruckmühl - SB Chiemgau Traunstein 3:4
Ja, genau
Die Reise wurde um das Meppener Dienstags-Spiel in München gebaut, da ich den freien Montag aber nicht vergeuden wollte, suchte ich fieberhaft nach einem Spiel irgendwo auf dem Weg. Das ist montags gar nicht mal so einfach, irgendwann kam aber diese Landesliga-Partie mir in den Weg. Zwar musste ich dafür an München vorbei, aber was soll der Geiz. Bruckmühl liegt zwischen München und Rosenheim. Also hin da - und kurioserweise einen gutbekannten niederländischen Hopper getroffen, der grenznah in Österreich im Urlaub weilte. Sachen gibts.
Amateurfußball in Bayern macht aber auch Laune: Wenig Kunstrasen, viele schöne Anlagen, gutes Catering, vernünftige Zuschauerzahlen. Dazu war das Wetter natürlich fantastisch. Die Anlage hatte zwar bloß ein paar Stufen zu bieten (da gibt es in der Landesliga Bayern Südost auch deutlich Besseres), dafür war das Spiel, das durchaus als Derby galt, hoch unterhaltsam. Wunderschöne Tore, viel Gezeter auf dem Platz und schon zur Pause zwei Platzverweise (eine für einen Betreuer). Zudem herrliches Gepöbel von Außen, das ich aufgrund des Dialekts teilweise selbst nicht ansatzweise verstehen konnte.
Genächtigt wurde in Rosenheim, dort wurde auch der nächste Vormittag verbracht - schöne Stadt.
TSV 1860 München - SV Meppen 4:0
Nur kurz, weil natürlich kein richtiges Groundhopping und auch schon mein fünfter Besuch im Grünwalder. Für mich ist und bleibt es wahrscheinlich das schönste Stadion Deutschlands. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass bei jedem Spielbesuch das Wetter fantastisch war
Eine absolute Frechheit ist natürlich der Preis von 17,50 Euro für einen Gäste-Stehplatz in der 3. Liga. Wurde mit einem Spruchband der SVM-Anhänger auch kritisiert.
FC Luzern - Grasshoppers FC Zürich 1:1
So richtig los ging es dann ja erst am Mittwoch, seit dem Vorabend war ich auch nicht mehr alleine, sondern mit einem Kumpel unterwegs. Die Schweiz sollte es sein, denn aufgrund des Supercups zwischen Frankfurt und Real fanden ansonsten keine Europa-Qualispiele statt. Da kam die nachzuholende Erstligapartie in Luzern gerade recht - besonders für mich, dem der Länderpunkt tatsächlich noch fehlte.
Abgesehen von ein, zwei Durchreisen war ich zuvor auch eigentlich nie so richtig in der Schweiz. Ist natürlich schon ein schönes Fleckchen Erde, wenn nur die Preise nicht wären. Gegen Mittag kamen wir in Luzern an und staunten nicht schlecht. Ich hatte es nicht ansatzweise auf dem Schirm, aber was für eine wunderschöne Stadt ist Luzern denn bitte? Mitten am Vierwaldstätter See, fantastische Altstadt, viel Grün. Wir waren völlig geflasht und flanierten erst einmal (Hotel war mitten in der Innenstadt) durch die Stadt. Wer dort noch nie war: Absolute Empfehlung!
Wir waren aber natürlich nicht (nur) zum Sightseeing hier, es ging mit dem Bus rund 10-15 Minuten zum Stadion. Dort angekommen trafen wir auf Max Eberl, der gedankenverloren auf einem Stein saß und sich die Zeit totschlug. Als er realisierte, dass wir zwei Idioten etwas zu lange in seine Richtung blickten, vermied er jeglichen weiteren Augenkontakt
Kurze Recherche: Die Frau, die im Vorjahr Teammanagerin bei Gladbach wurde und mit der Eberl dann (oder schon vorher
) anbandelte, kommt offenbar aus Luzern, na klar.
Die swissporarena ist optisch kein Highlight, von Außen kommt man auch nicht zwingend drauf, dass hier ein Fußballstadion steht. Drinnen ziemlicher Einheitsbrei mit nur einem Rang. Aber: Sowohl die Fans vom FC Luzern als auch die Gäste der Grasshoppers (wir saßen nahezu daneben) überzeugten dagegen wirklich ordentlich. Luzern mit einer großen FCL-Blockfahne als Choreo und auch meines Erachtens (natürlich häufig aufgrund unserer Sitzposition von Zürich übertönt) mit einem ziemlich guten Auftritt auf den Rängen. Grasshoppers hatten ebenfalls richtig gute, laute Sachen dabei und vor allem eine irre Mitmachquote im Block. Da war nahezu durchgehend Party und einige Songs dabei, die ich noch tagelang im Ohr hatte.
Auf dem Feld entwickelte sich zudem auch ein unterhaltsames Spielchen mit Vorteilen für die Hausherren, die folgerichtig in Führung gingen. Recht überraschend gab es kurz darauf den Ausgleich, danach waren auch die Gäste besser im Spiel. Im zweiten Durchgang fielen keine Treffer mehr, Luzern war dem Sieg näher, vergab aber ein, zwei Hochkaräter. Christian Gentner kam leider nicht zum Einsatz
Dennoch ging es absolut zufrieden wieder zurück in die Stadt, Zuschauer waren übrigens rund 13.000 da.
FC Basel - Bröndby IF
Am Donnerstag stand dann das Highlight der Reise an, zuvor ging es von Luzern aber noch ins sehr nahe Küssnacht, wo der Hohlen Gasse (Schiller- und Wilhelm-Tell-Experten wissen hier natürlich Bescheid) ein Besuch abgestattet wurde. Danach ging es aber wieder in den Norden der Schweiz - wobei Basel erst einmal passiert wurde, denn um Geld zu sparen wurde das Nachtlager natürlich an der Grenze in Deutschland in Weil am Rhein aufgeschlagen. Von dort ist man ganz entspannt binnen zwei Stationen mit der Bahn wieder in Basel, wo wir in der brütenden Hitze am Rhein entlang in die Basler Stadt liefen. War ebenfalls ganz nett und der Rhein sieht doch deutlich entspannter als in Düsseldorf aus.
Frühzeitig ging es aber schließlich in Richtung St. Jakob-Park. Die Conference League (+Qualifikation) ist ja sowieso der feuchte Traum eines jeden Groundhoppers, aber ein viel besseres Los als Basel gegen Bröndby hätte es hier nun wirklich auch nicht geben können. Dementsprechend war sehr schnell klar, wo es denn am Donnerstag hingehen soll - Zürich gegen Linfield oder Young Boys gegen KuPS konnten da nicht ganz mithalten
Das "Joggeli" ist das größte Stadion der Schweiz und wir hatten schon vorab Glück. Zunächst waren die Preise noch "normal", wurden zu Wochenstart aber radikal gesenkt, weil das Spiel für Basel nach der 0.1-Hinspielniederlage und durchaus finanziellen Problemen irrsinnig wichtig war. So konnten wir für 20 Franken auf der Gegentribüne direkt auf Höhe der Mittellinie Platz nehmen - die Plätze waren herausragend und hätten normalerweise 58 Franken gekostet. Es waren letztlich etwas mehr als 20.000 Zuschauer im Stadion.
Und die wurden mit einer spektakulären Atmosphäre und einem spektakulären Spiel verwöhnt. Basel mit einer bockstarken Choreo (gönnt euch gerne Bilder), Bröndby mit 500 Mann im Gästeblock, alle in Gelb mit einer ordentlichen Fackelshow beim Einlaufen. Auch auf Baseler Seite gab es reichlich Rauch, eigentlich blieb es dabei in den nächsten 120 Minuten auch, dass irgendwo in einem der beiden Blöcke immer etwas vor sich hin rauchte (kurzer Einschub: Weder in Luzern noch in Basel gab es auch nur eine Ansage, dass das Abbrennen von Pyro doch bitte unterlassen werden soll).
Basel (Trainer Alex Frei, Torwart Marwin Hitz sowie einige weitere bekannte Akteure aus der Bundesliga) war von Beginn an die klar bessere Mannschaft, ließ aber immer wieder Chancen liegen. Führung dann per Elfmeter in der 40. Minute, einer der lautesten Torjubel, die ich je erlebt habe. Ohren schmerzten wirklich. Aus dem absoluten Gar nichts in der 45. Minute dann der Ausgleich, doch noch in der Nachspielzeit das 2:1 durch Zeqiri (letztes Jahr Augsburg).
Die Stimmung war sensationell gut, Bröndby hat definitiv im Gästeblock auch ordentlich abgeliefert, aber die Basel-Kurve gehört wahrscheinlich europaweit mit zum besten, was geht. Das war auf allen Ebenen bockstark, zudem liefern die eigentlich immer. Basel brauchte einen weiteren Treffer zum Weiterkommen, doch es war wirklich lächerlich, was da im zweiten Durchgang und später auch in der Verlängerung versiebt wurde. Der Torwart von Bröndby war unzweifelhaft der beste Mann auf dem Platz, Pfosten und Latte kamen noch dazu. Es musste also ins Elfmeterschießen gehen.
Auch in diesem Forum gab es ja durchaus schon Diskussionen, um Fans im Stadion wirklich einen Mehrwert bzw. Impact auf das Spiel haben (können). Für dieses Spiel gilt: Ganz klar ja. Das Elfmeterschießen hat das Stadion im Alleingang gewonnen, dabei bleibe ich. Es war geisteskrank laut, geschossen wurde vor den Heimfans und den Bröndby-Spielern (drei von vier haben verschossen!) konnte man schon beim Anlaufen anmerken, dass da der Respekt doch sehr, sehr groß war. Das hat mich nachhaltig beeindruckt. Bei Basel hat übrigens nur Adam Szalai verschossen - und war genauso kläglich wie sein 10-Minuten-Einsatz war.
Hochzufrieden ging es also zurück, abgesehen von der Cola + Wurst, die zusammen 13 Euro gekostet haben
Viktoria Aschaffenburg - Greuther Fürth II
Am Freitag stand der Rückweg an, doch es sollte zumindest noch zwei Zwischenstopps geben. Erst machten wir kurz Halt am Heidelberger Schloss, am Abend sollte dann nochmal was in der Regionalliga Bayern gemacht werden, die ja logischerweise eher stiefmütterlich behandelt wird aufgrund meiner Distanz. Das Stadion am Schönbusch ist für die RL natürlich zu groß, hier wurde einst Zweitliga-Fußball gespielt. Weil dort mittlerweile eine Stahlrohr-Haupttribüne steht und das Spielfeld irgendwann gedreht werden musste, wirkt es hier alles nicht komplett durchdacht, das macht aber seinen eigenen Charme aus. Es war unfassbar heiß auf den Stehtraversen, dementsprechend flohen wir zur Pause auf die Tribüne.
Weniger charmant war dagegen das Spiel, das wirklich allerübelstes Regionalliga-Gekicke auf einem zugegebenermaßen echt schlechten Platz darstellte. Bei Aschaffenburg ist übrigens Jochen Seitz Trainer, bei Fürth wieder Petr Ruman. Dort steht Max Grün im Tor und Fürth wechselte in der Schlussphase auch noch den Sohn von Pierre Littbarski sowie den erste 16-jährigen Sohn von Björn Schlicke (heftige Kante!) ein. Das Spiel hatte aber nur ein Ergebnis verdient: 0:0.