Beim Thema Doppelmoral stimme ich dir zu, Ralf. Beim Rest nicht.
Erfahrung ist ein sicherlich ein zu beachtender Aspekt, speziell auch bei Vereinen in heiklen Situationen. Aber dennoch wird mir dieser Wert oftmals zu viel zu hoch gehängt. Ich zitiere an dieser Stelle immer wieder Tucholsky gern: "Erfahrung heißt gar nichts, man kann seine Sache auch dreißig Jahre schlecht machen"
Zumal es so ist, dass in der Vergangenheit Novizen oder Trainer mit weniger Erfahrung schwierige und größere Aufgaben übernommen haben, die sie dann auch mit Bravour lösten. Ich denke an Klopp. Dieser hat vor dem BVB-Engagement lediglich in Mainz und zumeist in der zweiten Bundesliga trainiert, aber dem BVB aus einer sehr misslichen Lage geholfen und dem Laden neues Leben eingehaucht. Gut, der Unterschied liegt darin, dass er zu Saisonbeginn ohne Abstiegsnöte einsteigen konnte. Auch das Beispiel Schäfer zeigt, dass fehlende Erfahrung kein Defizit an Tugenden sein muss, denn er hat es vollbracht, einen Traditionsverein mit diffziler Medienlandschaft aus dem Tabellenkeller zu holen, gleichwohl hier die Identfikation mit dem Verein und die Tatsache, dass er den Verein und all seine Mechnismen kannte, eine Rolle spielten.
Wir wissen natürlich auch, was die alten, zum Teil bekannten Haudegen in der Bundesliga, zum Teil auch in der Not, abzuliefern wussten. Muss ich auf die ganzen Funkels, Daums, Scalas, Bergers, Vehs, Neururers eingehen? Jetzt soll aber bitte niemand einwenden, dass ein noch größerer Hochkaräter des Rätsels Lösung ist. Dass ein HSV im Moment bei Trainern in der Güteklasse Hitzfeld oder Hiddink keine gute Karten hat, sollte keine Verwunderung auslösen. Geht man nach Ralfs und michaels Anforderungen, wäre Klopp nie BVB-Trainer geworden. Löw nie Bundestrainer. Deshalb kann man sich glücklich schätzen, dass dieses Paradigma mittlerweile mehr oder wenig aufgelöst worden ist.
Weiterhin gibt es meiner Ansicht nach Eigenschaften, die für Trainer eine immens größere Bedeutung als die besagte Erfahrung haben: Fachkompetenz, Persönlichkeit, Begeisterungsfähigkeit, Willen, Passion und Integrität. Und Fink hat mit Sicherheit nicht nur eine integere Persönlichkeit.
Letztlich ist es lobenswert, wie ruhig Arnesen geblieben ist und dass er die Courage hatte, auf den richtigen Trainer zu warten. In der Vergangenheit waren es häufig Schnellschüsse- oder Fehlschüsse wie Veh, die mit zu Problemen geführt haben. Anscheinend ist 'Reflektion' kein Fremdwort mehr.
Ich weiß auch nicht, wo die ganz großen Diven sein sollen? Rost und Van Nistelrooy sind weg. Petric und Guerreo fallen mir noch ein, aber der Kader ist im wesentlichen mit Talenten sowie mit einigen erfahrenen und guten Bundeligafußballern gespickt.
Ebenso geh ich davon aus, dass sich die Schwäche der Vereine wie Augsburg oder Kaiserslautern auch noch positiv für den HSV auszahlen werden. Was heißt, dass eine nicht sonderlich große Punktzahl für den Klassenerhalt reichen sollte. Selbstverständlich, dass ich diese Denkweise dem HSV nicht nahelege und Fink auch niemals so an die Aufgabe herangehen wird. Das ist eine reine Außenperspektive.