Quo vadis, Hertha? Wohin soll es nun, in diesen richtungsweisenden Wochen?
Diese Frage dürfte nie relevanter gewesen sein, als in diesen Tagen, wo wir uns gefühlt am Scheideweg befinden.
Für mich gibt es da drei zentrale Kernthemen:
1. Struktur und Machtverhältnis
2. Zukünftige Generierung von Geldern
3. Trainerpersonalie und Kaderzusammenstellung
Punkt 3 gehört eher in den Kaderplanung- und Wunschtrainerthread, weswegen ich hier nicht näher drauf eingehen werde.
Struktur und Machtverhältnis
Ausgangslage:
Die Strukturen sind klar definiert und geben die Mitgliederversammlung als oberste Instanz vor, die das Präsidium wählt, entlastet und ggf. abwählt. Dieses wiederum setzt mit Zustimmung des Aufsichtsrates (der ebenfalls von der Mitgliederversammlung gewählt wird) die Geschäftsführung ein.
Die Geschäftsführung vertritt und leitet die Gesellschaft der ausgegliederten Profiabteilung (GmbH & Co. KGaA), benötigt bei festgelegten Geschäften aber eine einfache Mehrheit des Beirates (Präsidium+Windhorst).
Änderungsmöglichkeiten:
Innerhalb der e.V.-Ebene kann ausschließlich die Mitgliederversammlung Änderungen im strukturellen Bereich beschließen.
In der Profigesellschaft kann der Beirat modifiziert werden, sowohl in der Zusammenstellung/Größe, als auch in den Befugnissen. Dafür Bedarf es der Zustimmung vom Präsidium und Tennor/Windhorst.
Außerdem kann natürlich die Geschäftsführung vom Präsidium ausgetauscht oder erweitert werden.
Innerhalb der Profigesellschaft selbst kann des weiteren ein neuer Posten, wie Sportdirektor, geschaffen werden, der für die Kaderplanung und Trainersuche mitverantwortlich ist. Hierfür muss allerdings die aktuelle Geschäftsführung zustimmen.
Meine Wunsch-/Erwartungshaltung:
Im e.V. wird sich nichts so schnell ändern, dafür sind viele Mitglieder einfach zu skeptisch gegenüber neuen Strukturen, die möglicherweise auch noch ihren Einfluss beschneiden.
Bei der Präsidiumswahl wird Gegenbauer wahrscheinlich im Amt bestätigt werden, allerdings gibt es wohl inzwischen einzelne Neukandidaten für das Präsidium, die zumindest kritischer gegenüber den aktuellen Verhältnissen eingestellt sind. Da jeder Beschluss eine einfache Mehrheit der anwesenden Präsidiumsmitglieder benötigt, könnten zwei Lager entstehen, die das Präsidium in seiner Handlungsfähigkeit einschränkt.
Ob sich was in der GmbH & Co. KGaA ändert, wird vom restlichen Verlauf der Saison und den Wahlen im Mai abhängen.
Ich denke, es ist gut, wenn im Präsidium nicht nur Leute sitzen, die Gegenbauer blind folgen und auch mal andere Meinungen vertreten, aber ein zerstrittenes Präsidium nützt keinem was. Allerdings sollte man darauf drängen, dass der Sportdirektorposten geschaffen und akzeptiert wird und Preetz sich aus der Öffentlichkeit etwas zurück zieht. Das letzte Wort behalten er und Schiller in dieser Konstellation weiterhin, aber es tut auch Preetz ganz gut, wenn er einen Zwischenmann hat und ein etwas distanzierteres Verhältnis zu Mannschaft und Trainer gewinnt, um einen anderen Blickwinkel zu erhalten.
Zukünftige Generierung von Geldern
Ausgangslage:
Durch den Einstieg von Tennor konnten wir unsere wirtschaftlichen Verhältnisse deutlich verbessern, Verbindlichkeiten abbauen und Geld in den Kader investieren. Allerdings sind auch diese Mittel nur begrenzt und, unter Berücksichtigung der zukünftigen finanziellen Verpflichtungen, quasi aufgebraucht.
Unsere Einnahmen decken seit Ausgliederung der Profiabteilung nicht die Kosten, weswegen wir vor dem Investoreneinstieg bilanziell hoch überschuldet waren.
Ein langfristiges Ziel sollte (oder muss) daher sein, dass unsere Ausgaben von den Einnahmen gedeckt werden und im Optimalfall noch ein bisschen Luft für Transfers bleibt, ohne selbst auf Verkäufe angewiesen zu sein und dadurch unabhängig von Dritten zu werden.
Um das zu erreichen, muss man aber sportlich erfolgreicher sein.
Diesen sportlichen Erfolg wird man mit weiteren Geldern alleine sicherlich nicht erreichen, dazu gehört selbstverständlich viel Arbeit von allen Beteiligten. Jedoch erleichtern weitere Gelder für Transfers die Rahmenbedingungen ungemein.
Möglichkeiten:
Hier gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten.
Im Manager Magazin wurden IPO, Private Placement oder Anleihen genannt, außerdem besteht die Möglichkeit, dass Windhorst selbst weiteres Geld zur Verfügung stellt.
Beim IPO (Börsengang) könnten laut Interview im Manager Magazin 150 Mio. für 20% eingesammelt werden, was einem Emissionspreis von 115-116 Euro pro Aktie entspricht, sollte das gezeichnete Kapital vorab nicht angepasst werden, um mehr Aktien zu einem geringeren Preis anbieten zu können.
Bei einem Private Placement würde man auf mehrere potenzielle Investoren selbst zu gehen und vermutlich die 20% zu einem etwas günstigeren Preis anbieten. Ob dann alle Anteile von einem Investor gezeichnet werden sollen, oder mehrere einsteigen, würde sich vermutlich erst im Laufe der Platzierungsphase zeigen.
Es bestünde in dem Fall auch die Möglichkeit über stille Beteiligungen, Genussrechte, oder die oben genannte Anleihe Kapital einzusammeln.
Meine Wunsch-/Erwartungshaltung:
Jegliche Form von Fremdkapital lehne ich persönlich in diesem Bereich ab, da es im Sport einfach keine Planungssicherheit für Erfolge gibt. Bei Darlehen von Windhorst kommt zu dem das Abhängigkeitsverhältnis hinzu, welches entstehen würde.
Wenn man weitere Gelder akquirieren möchte, scheinen mir der Börsengang oder stille Beteiligungen/Genussrechte der beste Weg. Allerdings bleiben beim ersten Zweifel, ob man wirklich genügend Anleger findet, die mit der Bewertung mitgehen und an die geplante Zukunft glauben.
Bei den stillen Beteiligungen/Genussrechten wird man mit Sicherheit keine dreistelligen Millionen Beträge erzielen können (außer man beteiligt den Investor stark an Gewinnen oder Umsätzen, was nicht Sinn der Sache wäre), wodurch letztendlich verhältnismäßig wenig Geld rum kommt.
Wie am Ende die Verantwortlichen handeln, kann man heute schwer einschätzen, mein Gefühl sagt mir aber, dass man sich entweder für eine Anleihe oder einen Börsengang entscheiden wird.