Ach Gott, die Scissor Sisters ... richtig schlimm ist das nicht, aber noch weniger gut. Jedenfalls weiss ich durch deren Erfolg, dass ich meine alte Clique von der Landesbühne in Wilhelmshaven auf Monate nicht besuchen darf - da ist jetzt Tuckenalarm und alle laufen definitiv genau so rum und hören nur noch das...
Was soll's, nächstes Jahr zum WE an der Jade hat sich das sicher wieder gelegt...
Neue Empfehlungen und Warnungen von mir:
Kaufenswert:
die neue Lemonheads natürlich, die erste seit 10 Jahren und zum Glück knüpft sie nicht an der unsägöichen 96er "Car button cloth" an, sondern an "It's a shame about Ray" und vor allem an "Come on feel". Wer da Songs wie "Dawn can't decide" oder "Down about it" mochte, ist hier genau richtig: Evan Dandy'O ist nach 8 Jahren Drogenexzess und einer Singer/Songwriter-Cd zum Aufwärmen back in form. Mid- bis Upbeat-4-Akkorde-Schrammelsongs mit warmen Gesangsmelodien und out-of-tune Gitarrensoli, wie immer halt. Ein altmodisches und doch aktuelles Album, denn es könnte auch genauso gut als Platte einer brandaktuellen Schrammelband durchgehen (was nicht unbedingt für die Nachfolgergeneration spricht).
Alles wieder beim Alten im Hause Dando und das ist gut so.
Pernice Brothers "Live a little". Seit jeher Kritikerlieblinge, mir persönlich war es immer ein bisschen zu "Hach, Welt". Mit der neuen Cd haben sie den weinerlichen Touch aber recht erfolgreich eliminiert, eine nette und unaufgeregte Sonntagsnachmittagsplatte mit klassischen Popsongs voller bekannter Zutaten: Paul und Brian Wilson natürlich, aber auch ganz viel Nick Heyward/Lloyd Cole und Stephen Duffy zu Lilac Time-Zeiten. Keine Scheibe zum Verlieben, aber sicher eine zum gern haben.
Erstaunlich ok - und ich hätte nie gedacht, dass ich das nochmal sagen würde - ist die neue Elton John "Captain and the kid". Am Titel erkennt man schon: Reginald will back to the roots und das gelingt auch zum guten Teil: kein Kitsch a la Nikita und Co mehr, 70er-orientiertet Pianopop ohne echte Ausfälle. Natürlich hat er nicht mehr die ganz grossen Melodien im Kopf, aber ine lobende Erwähnung ist es wert - es ist ganz sicher die beste Elton John-Platte seit 22 Jahren (Too low for zero), was natürlich auch nicht soooo viel heisst....
Lloyd Cole "Antidepressant": Wer die Commotions mochte, wird erneut enttäuscht, wer aber mit seinen ruhigen Tönen a la "Music in a foreign language" was anfangen kann - gerne zugreifen.
The Longshadows-Simple MindedWay. Ex-Gin Blossoms tritt in Konkurrenz zum Comebackalbum seiner Kollegen. Klingt eigentlich genauso, aber besser.
Jack's Mannequin "Everything in transit" - Sideproject von "Something corporate"-Sänger Andrew MacMahon. Emo-Pop nennt man sowas wohl, mit Emo kann ich für gewöhnlich eher wenig anfangen - aber in dieser Kombination mit Klavier und guten Gesangsmelodien funktioniert's eigentlich ganz gut. Leider wurde bei MacMahon im letzten Jahr akute lymphatische Leukämie diagnostiziert, da tritt sowas banales wie Musik natürlich erstmal ganz weit in den Hintergrund. Gute Besserung...
Hellacopters "Air raid serenade" - nicht so stark wie der Vorgänger und stellenweise erstaunlich mies produziert, das INstrumentenverhältnis stimmt manchmal hinten und vorne nicht. Macht aber trotzdem noch Spass, sie bleiben die wohl beste Schweinerockband der nördlichen Halbkugel.
Fratellis: Auch wenn ich den British-Garage-Hype grundsätzlich verabscheue und schon jetzt das pure Kotzen kriege, wenn ich all die Lobeshymnen auf die Fratellis in NME und Co lese ... die sind wirklich gar nicht so übel. Teilweise nette "Damned"-Attitüde, Ska-Referenzen und bessere Songs als die unerträglichen Artic Dingsbums und Konsorten. Es gibt schlechtere Vollauf-Soundtracks.
WARNUNGEN:
Beck "The information": todeslangweiliges Zeugs. Unispiriert, schon tausendmal beim ihm gehörte "Gimmicks", keine Hooks. Es plätschert und plätschert...man wartet und wartet - und nicht, aber auch rein gar nichts passiert. ES klingt, als wäre alles in genau einer Session aufgenommen, so gleichförmig informiert Beck den Hörer 15 Songs lang. Einzig kleiner Ausreisser nach oben: "Strange apparition". Eine komplett überflüssige Platte eines onehin schon überbewerteten Künstlers.
noch viel schlimmer:
Thom Yorke "The Eraser": eine einzige Frechheit, jeder Hobbymusiker hat mit 18 ähnliches auf seiner 4-Spur-Tascam zustande gebracht. Jan Wigger vom Spiegel liebt es natürlich und erklärt sie zum weltumfassenden Geniestreich..das allein ist Grund genug, diese Platte abgrundtief zu hassen. Wären da nicht die EIGENTLICHENKompositionen - also das, was bleibt, wenn man Sounds und Trends mal beiseite lässt.
Denn dann kann man Thom Yorke nicht mehr hassen, es verbreitet sich eher eine Aura des Mitleids vor derart geballter harmonischer Besinnungslosigkeit... kurz: ganz ganz schlimmer *******