Gewagte Aussage. Ein Junge, der in seiner Pubertät entdeckt, dass er sich sexuell zu Männern hingezogen fühlt, und seine Teamkollegen die ganze Zeit homophobe Witze machen, "schwul" als Schimpfwort benutzen usw), wird sich wohl zweimal überlegen, ob er diesen Sport selbstverleugnend weiterbetreibt oder sich etwas anderes sucht.
Das ist eben der Punkt. Fußball im Verein beginnt in D im Normalfall in F-E-oder D-Jugend, ein gutes Stück vor der Entdeckung der eigenen Sexualität. In ganz vielen Fällen wird eh nicht geschaut, ob der Junge Talent oder Lust dazu hat : ein Sportverein muss sein und der Junge kommt zum Fußball, rennt da ein bisschen unkoordiniert rum und wenn es ihm gefällt und er ab und an den Ball trifft, macht er weiter. Wenn nicht, dann eben nicht. Bis dahin gibt es keinen Unterschied zwischen homo- und heterosexuellen Kickern, weil sie selbst kein Stück über sowas nachdenken.
Sicher gibt es auch den Fall der Analyst-Klischeetunte, die schon als Kleinkind lieber mit Puppen spielt und Ballett lernen will...sowas gibt es, ist aber in der Relation sicher die Ausnahme, nicht die Regel. Bei der übergroßen Mehrheit sind Bewegungsdrang, Gemeinschaft und eben Elterninitiative viel viel wichtiger und ausschlaggebend. Bei jedem Jungen.
Dann kommt die Entdeckung der eigenen Sexualität, die sowieso bei
jedem Jungen erstmal dazu führt, das alles (Fußball) nicht mehr so wichtig zu nehmen: schließlich kann man nicht immer pünktlich zum Training, weil man jeden Moment, wenn die Eltern aus dem Haus sind, nutzen muss, um sich erstmal einen abzuwedeln. Wenn es irgend geht am besten dreimal am Tag. So. Wenn man dann bemerkt, wie Mannschaftskollegen über das urteilen, was man selbst insgeheim empfindet (siehe timberwolves) und man nicht zuletzt dadurch
noch verwirrter wird als alle anderen komplett verwirrten Pubertätsaknedauerrubbelheinis um einen herum...ja, dann gibt man das halt auf. Das Leben als Pubertierender ist hart genug, als pubertierender Schwuler am besten noch auf dem Land noch dreimal härter. Das auch noch in einer Fußballmannschaft anzutun, wo Ton und Sich-Geben noch einen ganzen Tacken erbarmungsloser sind - wer tut sich das denn an, wenn man nicht supertalentiert und Torschützenkönig ist?
Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass der Anteil von Homosexuellen im Profifußball geringer ist als in der Gesamtbevölkerung. Aber das liegt eben nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil an der Homosexualität, sondern am gesellschaftlichen Umgang mit eben dieser. Vielleicht ist es heute sogar möglich, wie im liberalmentebeispiel Homosexualität zu leben und trotzdem erfolgreich zu spielen. Ganz ganz vielleicht könnte das auch im Profifußball gelingen (aktuell bei dem extrem steigenden Asifanverhalten sicher nicht, null Chance - vielleicht aber in ein paar Jahren). Aber der Fall, dass sich ein Schwuler schon in der Pubertät outen und dann den ganzen Weg völlig normal akzeptiert und ohne Bohei bis zum Profi gehen kann - davon sind wir immer noch Lichtjahre entfernt, da bin ich leider sehr sicher.