(F1Total.com) - Länger als einen Tag dauerten die Verhandlungen an, um eine Lösung zu finden, bei der alle hätte gewinnen können - am Ende haben alle verloren. Der letzte Strohhalm, an den sich die Michelin-Teams klammerten, war eine Schikane vor der schnellen Steilwandkurve. Bis zuletzt verhandelten alle Beteiligten - ohne zu einer Einigung zu kommen.
Letztlich wehrte sich Ferrari gegen die Schikane, die FIA wollte nicht eigenmächtig eingreifen. So fuhren zwar alle Fahrer in die Startaufstellung, doch nach der Einführungsrunde kamen alle Michelin-Fahrer an die Box. Je zwei Ferraris, Minardis und Jordan starteten einsam in das Rennen. Das Publikum, das von den Streckensprechern offenbar überhaupt nicht informiert wurde, quittierte die Aktion mit Buhrufen. Auch einige Getränkebehälter fanden bereits den Weg auf die Strecke.
Lächerliche sechs Autos nahmen das Rennen in Angriff
"Das ist ein schlechter Tag für die Formel 1", kommentierte McLaren-Teamchef Ron Dennis den Skandal von Indy. Ein schlechter Tag ist vielleicht noch untertrieben. Die Zuschauer wandern mittlerweile in Scharen und wutentbrannt ab. Eine Farce ohne Gleichen, die auch die Bridgestone-Fahrer nicht unberührt ließ.
"Das Publikum tut mir sehr leid", so Barrichello gegenüber 'ITV' vor dem Start. "Niemand weiß, was vor sich geht." Dabei waren Jordan und Minardi einverstanden, eine zusätzliche Schikane einzubauen, doch Ferrari wehrte sich offenbar bis zum Schluss - allerdings sind offizielle Aussagen noch Mangelware.
Coulthard: "Wir sind doch erwachsene Leute"
Letztlich muss sich Michelin die Frage gefallen lassen, wie es sein konnte, dass keiner der mitgebrachten Reifen den Strapazen des Kurses gewachsen ist. Als die Franzosen eine Lösung suchten, passierte das, was in der Formel 1 immer geschieht: Die Machtpositionen werden eisern verteidigt.
"Ich habe ein furchtbares Gefühl dabei", erkläre Red-Bull-Pilot David Coulthard dem TV-Sender 'ITV'. "Ich habe so etwas in meiner Karriere noch nie zuvor erlebt. Es ist bemerkenswert, dass wir keine Lösung finden konnten, um das Rennen zu fahren. All die Fans, die hier sind. Es hinterlässt einen sehr bitteren Nachgeschmack. Diese Situation beschämt mich. Wir sind doch erwachsene Leute, so etwas sollte nicht passieren."
"Es ist frustrierend. Die Fans da draußen haben sich alle auf dieses Rennen gefreut. Es hätte funktioniert, wenn die Schikane gebaut worden wäre", erklärte Christian Klien, der Teamkollege des Schotten. "Aber das hat man eben nicht gemacht und wenn die Reifen dann nicht halten, dann kann man eben nicht fahren."
"Es ist eine eindeutige Demonstration, welche Schwierigkeiten die Teams bei der gemeinsamen Problemlösung haben", zeichnete Dennis ein größeres Bild. "Wir wurden bereits am Freitag von Michelin über das Problem informiert. Es wurde dann immer schwerwiegender und die Abschlusstests in Europa haben eindeutig gezeigt, dass wir nicht fahren können."
Trulli: Wir konnten nicht fahren
Und Jarno Trulli, der von der Pole Position aus in das Rennen starten sollte, erklärte: "Es ist eine Schande für die Formel 1. Aber die Situation ließ sich wohl nicht abwenden und es wäre zu gefährlich gewesen. Es ist bitter für die Formel 1 und den ganzen Sport, dass wir heute nicht die erwartete Show bieten konnten. Aber die Analysen haben nunmal gesagt, dass Gefahr besteht."
"Dass wir diese Situation nicht Verhindern konnten, ist eine große Enttäuschung für das gesamte Team, die Fahrer und die Formel 1 an sich, besonders im Angesicht der Fans hier in den USA", so Italiener weiter. "Ich muss sagen, dass es eine sehr komplizierte Situation war. Einerseits war für die Bridgestone-Teams alles in Ordnung. Sie meinten, die Strecke sei befahrbar, wenn sie es für euch nicht ist, könnt ihr nicht teilnehmen."
"Unglücklicherweise hatten wir ein Problem und es ist schwer zu verstehen. Ehrlich gesagt könnten wir so kein Rennen fahren - für die Formel 1 und für die Fans", erklärte er mit deutlichen Worten. "Ich glaube, die Message ist, dass die Sicherheit an erster Stelle steht. Wir haben uns heute als sensible Menschen bewiesen und jemand hat einen Fehler begangen. Es tut uns Leid für die Fans, doch wir konnten nicht fahren."
"Das war ein technisches Problem für Michelin und es war einfach nicht möglich", so Flavio Braitore gegenüber 'ITV' über den Startverzicht. "Wir wollten fahren, egal, ob Ferrari vor uns gewesen wäre, aber wir wollten nur fahren, wenn es für die Piloten sicher gewesen wäre."