Meine Einschätzung, anhand der begrenzten Fakten die man hier im Thread findet (interessante Fragen wären noch: Wie hoch ist der Grenzwert, welche Konzentration genau wurde bei Sinner gemessen, wie lange sind normalerweise die Abbauzeiten der Substanz):
Er wurde u.a. am 18.03.2024 getestet. Der Physio soll das Mittel bis zum 13.03.2024 verwendet haben. Das macht es für mich schon ziemlich unwahrscheinlich, dass fünf Tage, nachdem der Physio sich den Finger das letzte Mal eingesprüht hat, das Mittel dann in relevanter Konzentration im Urin von Sinner war. Überhaupt der Umstand, dass im Abstand von 10 Tagen ein ähnlicher Befund bestand macht die Erklärung mit der Massage aus meiner Sicht schon sehr unwahrscheinlich, da hier - so denke ich - mehrere zufällige Faktoren gut passen müssten, um die Spuren im Urin so zu erklären. Es gibt ja normalerweise nicht umsonst Grenzwerte, ab denen eine Konzentration als relevant und justiziabel gilt.
Zweiter Punkt: Ich habe jetzt die Vorgeschichte nicht genau gelesen, aber, was findet man (unbefangen) wahrscheinlicher: Der Physio nutzt routinemäßig ein Produkt zum Verabreichen von Clostebol bei verschiedenen Arbeitgebern, da es im Normalfall so schnell abgebaut wird, dass es nicht nachweisbar ist. Einmal geht es bei den Basketballern schief, und einmal (z.B. wegen einer Produktcharge, in der das Steroid höher dosiert vorkam als üblich, würde auch den zweimaligen positiven Test erklären (aber klar, reine Spekulation)) geht es bei Sinner schief. Zweite Version: Es ist alles so wie vorgetragen und der Physio war auch nach dem Basketballvorfall unachtsam genug, unabsichtlich seinem Chef die aktuellen Probleme anzuhängen.
Für mich ändert die ganze Geschichte auch überhaupt nichts an der Wahrnehmung von Sinner - ich glaube auch, dass im Wesentlichen alle Spitzensportler das machen, was hilft und wobei sie recht sicher sind, nicht erwischt zu werden. Einige wenige werden halt erwischt und öffentlich gemacht, das ändert aber nichts daran, wie die große Mehrheit an sich handelt.