Eigentlich interessiert mich Tennis nicht. Müsste so ca zum Seles-Attentat ausgestiegen sein und seit Boris erstem Sieg (war auf der Rückfahrt vom Jugendfussi) dabei gewesen. Danach nie ein ganzes Spiel am TV verfolgt. Ist trotzdem ein schöner Sport, aber geht an mir vorbei.
Derzeit natülich eh für Alcaraz, weil der Spanier und auch sonst okay, aber finde Sinner sympatisch und würde mir grundsätzlich weiter einen sportlichen Wettbewerb wünschen, auch wenn ich mir das eh nicht anschau.
Können Sinner meinetwegen Höchststrafe für erwiesenes Doping von vier Jahren geben, mir entginge nicht viel und Carlito gewinnt.
Aber was, wenn Sinners banale Wahrheit ganz einfach der Realität entspricht?
Laut, ich zitiere
@Francois gehen (über) 50% des Clobestol-Dopings auf Italien zurück. Knapp drunter könnte auch hin kommen, aber es gibt nur noch einen zweiten Hotspot. Brasilien, weil es (fast?) nur dort, neben Italien, Trofodermin rezeptfrei in der Apotheke gibt.
Das ist keine wirkliche Dopingkrise, sondern eine Trofoderminkrise. Das war schon vor dem Fall Sinner bekannt.
Vom 29.01.2021
Wie eine Hautcreme Dutzende Sportler zu Dopingsündern machte
Vom 22. Juni 2022
Dass erwischte Doper im Nachhinein ihre Unschuld beteuern, ist nicht ungewöhnlich. Im Fall Clostebol halten es Experten aber für wahrscheinlich, dass nicht wissentlich gedopt worden sein könnte. Clostebol gilt unter Dopern eigentlich als unbeliebt, weil der Dopingeffekt zu gering sei, so sei etwa kein nennenswertes Muskelwachstum erwartbar. Gefährlich für Sportler ist einer Untersuchung zufolge auch, dass selbst die flüchtige Berührung mit Clostebol einen positiven Dopingtest nach sich ziehen kann.
José Luis Palomino gehört beim italienischen Fußball-Erstligisten Atalanta zum Stammpersonal. Nun wurde bei einer Dopingprobe Clostebol nachgewiesen. Die Substanz war zuletzt in Zusammenhang mit Hautcremes im Fokus.
www.spiegel.de
Doping-Experte Fritz Sörgel zweifelt ja selbst im Jahr 2024 an, dass es eine solche Wundsalbe überhaupt geben könne und empfiehlt stattdessen ausgerechnet Antibiotika!
Eben jener Sörgel hatte im Fall des HSV-Spielers Vuskovic, vier Jahre wegen erwiesenem Dopings (wird doch eh auf zwei verkürzt irgendwann?), das EPO-Messverfahren der WADA kritisiert und die Massenspektrometrie empfohlen, die leider nicht zwischen körpereigenem und künstlichem EPO unterscheiden kann und musste zurück rudern.
"Es gibt kein Gerät", sagt der Nürnberger Pharmakologe Fritz Sörgel, "das Nebel und Schatten bei kleinsten Epo-Konzentrationen sauber und objektiv identifizieren kann. Deshalb ist, Stand heute, der Massenspektrometer das verlässlichste Messinstrument."
Die Begründung dafür ist natürlich furchtbar kompliziert, aber grob gesagt ist es so: Körperfremdes Epo wird gentechnisch hergestellt für medizinische Zwecke. Es gibt dabei unterschiedliche Präparate, viele sollen dem körpereigenen Epo, das Menschen produzieren, so ähnlich wie möglich kommen. Um so eines geht es bei Vušković. Man nennt diese Epo-Art körperidentisches künstliches Epo, denn ihre Aminosäuresequenz ist identisch mit der des körpereigenen Epo. Das ist das Problem für die Massenspektrometrie: In der Masse kann die Methode nicht unterscheiden zwischen körpereigenem und künstlichem, aber körperidentischem Epo. Schon gar nicht, wenn man nicht literweise Urin zur Verfügung hat. Fritz Sörgel sagt: Nun gut, da müsse die Wada die Methode eben weiterentwickeln, damit es endlich möglich sei. Darauf fußt im Kern seine Kritik am Verfahren.
Im Epo-Fall um den Fußballprofi Mario Vušković attackieren die Gutachter des HSV das Antidopingsystem. Doch von ihren Argumenten bleibt bislang nicht viel übrig.
www.zeit.de
(lesenswert)
Sörgel mag seine Verdienste haben, aber der hat den Anschluß ein wenig verloren offensichtlich.
Aus derselben Quelle:
Aber wie kann es dann sein, dass die Nada in ihrem Jahresbericht von 2021 4.355 Epo-Tests ausweist, und kein einziges positives Ergebnis?
Das nenne ich mal eine extrem geringe Wahrscheinlichkeit beim Microdoping mit Epo erwischt zu werden. Dass dies weiter stattfindet, zB im Radsport, ist ein offenes Geheimnis.
Sich mit Trofodermin, aus welchen Gründen auch immer, einreiben lassen, hielte ich für einen Profisportler nie für eine gute Idee.
Die italienischen A-Sportler kennen sicher nicht alle "Clostebol", schon gar nicht vor Sinner, und wichtiger ist eh der Begriff "Trofodermin". Man will doch vor allem die verwöhnten Fußballer nicht überfordern.
Im Gegensatz zu Vuskovic hat Sinner eine in meinen Augen stimmige Verteidigung. Es gab ja auch den skurilen Fall, wo eine Italienerin den wundbehandelten Chihuahua ihrer Mutter gestreichelt hatte. Sie wurde frei gesprochen.
Wie ich finde zurecht. Sie kann nichts dafür, was ihre Mutter tut, das ist außerhalb des sportlichen und weder fahr- noch vorsätzlich.
Bei Sinner war es innerhalb seines professionellen Umfelds, er persönlich eher unschuldig, wenn man seiner plausiblen Erklärung folgt. Fände 6 Monate angemessen, könnte auch auf Freispruch hinaus laufen.
Ein gutes hat der Fall: Trofodermin sollte sich selbst bis nach Brasilien rum gesprochen haben dank Sinner, ansonsten empfehlen Experten schon länger einen Grenzwert festzusetzen, damit Trofoderminkontakt nicht zu einem positivem Closteboldoping wird. Derzeit gibt es keinen.