In den ersten vier Runden konnte die frische und somit explosivste Version von Parker nichts Nennenswertes landen und Fury boxte diszipliniert seinen 'awkward' Stil mit viel Movement und viel Gejabbe. Parker wie gewohnt mit seiner stumpfen Herangehensweise in der Offensive. Ausholbewegung, ein Schritt nach vorne, zwei Schritte nach vorne, drei Schritte nach vorne, auf dem Hallenbildschirm wird so langsam angezeigt, dass Parker jetzt gleich seine Rechte bringen will... Das ist echt Kirmesniveau! Nach meinem zwischenzeitlichen Scoring von 2-2 dachte ich eigentlich, dass das jetzt genau so weiter geht, nur dass Parker immer weiter nachlässt und Fury mehr und klarere Runden holt.
Daraufhin gewann allerdings Parker, für mich etwas überraschend, Runde fünf bis sieben. Für Fury schien der Kampf einfach noch zu früh zu kommen. Er ist noch grün hinter den Ohren und sein durchaus unbequemer Stil ist noch nicht facettenreich genug. Das fängt schon damit an, dass er quasi nie mit der Schlaghärte variiert. Wenn Parker irgendwann merkt, dass Fury nie beim Jab das Gewicht auf den vorderen Fuß verlagert oder mal ordentlich in seine Aktion reinknallt, dann denkt er eben auch nie zweimal nach, bevor er eine Offensivaktion startet. Fury muss Parker mehr beschäftigen. Er läuft viel, wechselt die Laufrichtung, boxt mit Ruhe und Übersicht, bringt gute Jabs, kontert schön mit Uppercuts, quasi der Eyecatcher des Kampfes, legt großen Wert darauf dem Gegner durch Bodypunches die Luft zu nehmen... alles schön und gut. Aber er muss einfach sein 'Game' noch weiter ausbauen. Er ist sehr jung und da ist definitiv Luft nach oben.
Runde 8 bis 10 hatte ich dann bei Fury. Parker wirkte müde und Fury landete einige seiner besten Treffer. Parker verlor ein bisschen die Nerven und der Frust über diesen nie stillstehenden Gegner war ihm sichtlich ins Gesicht geschrieben.
Runde 11 und 12 dann aber wieder bei Parker und zwar recht klar. Für mich hat Parker das Ding mit 115-113 'close but clear' gewonnen. Ein Draw sehe ich trotz meiner knappen Wertung eigentlich nicht, Parker hat den Sieg schon knapp geholt. Die 118-110 Wertungen sind aber überraschend hoch und für mich auch ziemlich abenteuerlich. Kommt mir doch etwas so vor, dass hier die Wertung aus dem Golovkin-Kampf noch in den Köpfen steckte und die Punktrichter etwas arg das Gefühl hatten, dass ihnen auf die Finger gesehen und womöglich hinterher auch geklopft wird.
Demnach richtiger Sieger, allerdings wie mittlerweile immer völlig glanzlos. Parker gefällt mir überhaupt nicht. Er hat quasi immer das Gleiche gemacht und dass das letztendlich noch funktioniert hat, sehe ich eher daran, dass der Kampf für Fury noch zwei Jahre zu früh kam. Ob Takam, Ruiz Jr oder jetzt Fury... ich kann eigentlich nie sagen, dass Parker gewonnen hat (hatte ihn in jedem Kampf auf meiner Scorecard vorne) im Sinne von 'gewinnen'. Es sind eher seine Gegner, die den Kampf 'verlieren'.