Kaufanreize und Warnungen - Neuerscheinungen


Max Power

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Serj Tankian - Harakiri

Während mittlerweile sieben Jahre seit dem letzten Album von System of a Down vergangen sind und es um das eigentlich sehr vielversprechende Nebenprojekt "Scars on Broadway" von Daron Malakhian und John Dolmayan leider weiter sehr still geworden ist, ist Serj Tankian weiter rastlos und präsentiert mit "Harakiri" sein drittes Studioalbum in fünf Jahren (dazu kam noch die Live-CD mit Orchester vor zwei Jahren). Vorab: ich bin mit gemischten Gefühlen an "Harakiri" herangegangen. Einerseits war ich immer schon großer Fan von System of a Down und ein Soloprojekt ist ja prinzipiell immer noch besser als gar kein neues Material. Andererseits hat mir Serj's Ausflug zu Elektronik und anderen Spielereien auf seinem zweiten Album "Imperfect Harmonies" so gar nicht zugesagt. Laut diversen Previews sollte es diesmal wieder etwas rockigert ausfallen, also war ich doch gespannt. Es fällt natürlich immens schwer, die Solosachen völlig isoliert von vergangenen SoaD-Alben zu betrachten und von allfälligen Vergleichen abzusehen ... das lässt sich bei Musikern, die nach einer langen Bandkarriere solo durchstarten, wahrscheinlich gar nicht vermeiden. Trotzdem werde ich versuchen, die Querverweise so gut wie möglich zu minimieren ;)

1. Cornucopia
Ein Top-Einstieg, der clever gewählt ist - SoaD-Freunde sind hier sofort zuhause. Permanente Rhythmuswechsel, schöner Kontrast zwischen schnellen und langsamen Passagen. Textlich ist Serj wieder in Höchstform, das beweist er schon im Opener, in dem er unsere Erde als Frau darstellt, die sich für die Verschmutzung der Menschen mit Naturkatastrophen rächt ("Severe the head of cornucopia, we rape the Earth and don't know why it strikes"). 9,5/10

2. Figure It Out
Hektik pur. Serj lässt hier seiner Wut über Kapitalismus und Managern freien Lauf. Die Hooklines sind ziemlich eingängig ("Why pretend that we don't know? CEOs are the disease!"), dazwischen legt Serj ein Wortgewitter über eine Double-Bass. Die Rhythmuswechsel sind hier noch viel ausgeprägter und unkontrollierter als beim Opener, und so kommt der Track am Ende doch ziemlich sperrig und überladen daher. 7,5/10

3. Ching Chime
Der Einstieg fällt von den Instrumenten her sehr orientalisch aus, dazu singt Serj hier zu Beginn sehr hoch und ohne viel Struktur ... schon ein wenig nervig, was mich fast schon den Skip-Knopf drücken lässt. Die Hooklines sind dann wieder extrem eingängig, was im kompletten Gegensatz zum Einstieg und den Zwischenparts steht. 7/10

4. Butterfly
Recht flott von den Instrumenten her, während der Gesang stellenweise sehr ruhig daher kommt, dann aber im Refrain regelrecht hymnisch ausfällt ... da wünscht man sich fast noch Daron's Stimme dazu ;) sehr nettes Teil. 9,5/10

5. Harakiri
Ich bin immer sehr gespannt auf einen etwaigen Titeltrack, muss der Song doch theoretisch etwas besonderes an sich haben, das den Künstler dazu bewegt hat, das ganze Album so zu benennen. Im Falle von "Harakiri" handelt es sich um einen gewohnt sozialkritischen Song, bei dem Serj fast sein gesamtes Gesangsspektrum abruft. Sehr überzeugend. 9,5/10

6. Occupied Tears
Was mit einem Drumcomputer und eher langsamen Klängen beginnt, steigert sich dann langsam. Immer wieder ein paar Elektro-Spielereien zwischendurch. Ganz nett, aber irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch. 7,5/10

7. Deafening Silence
Erinnert sehr an die Elektro-Experimente vom Vorgänger "Imperfect Harmonies". Die Instrumentalisierung her nicht wirklich meins ... diese Elektro-Spielereien sind einfach nichts für mich :saint: Serj liefert stimmlich aber eine gute Leistung ab, daher noch 7/10

8. Forget Me Knot
Einfach klasse. Nachdem das Album nach dem Titeltrack ein wenig abzufallen schien, haut Serj mal eben locker ein Highlight raus. Ein eher ruhig gehaltener Song mit verhaltenen Pianoklängen, der sich wie auch "Occupied Tears" langsam aufbaut, das aber weitaus besser hinbekommt. 9,5/10

9. Reality TV
Ein Stück, das irgendwie permanent an mir vorbeiläuft und nicht wirklich im Kopf hängen bleibt. Filler. 7/10

10. Uneducated Democracy
Noch einmal eine Explosion kurz vor dem Ende! Sehr flott, harte Riffs und wie so oft mit extremen Rhythmuswechseln. Gefällt. 9/10

11. Weave On
Wer zum Schluss eine Ballade erwartet, wird überrascht sein - Serj beendet das Album mit einem flotten Song, der im Refrain extrem an SoaD erinnert und den Hörer so zufrieden rausschickt. 9/10

Eine 10/10 mag ich für keinen Song vergeben - dazu sind sie nicht gut genug, auch wenn die besten Stücke wirklich verdammt nahe dran sind. Zu Glanzstücken vom Debüt wie "Sky is Over" or "Baby" fehlt aber einfach noch was. Textlich gibt es keine Überraschungen - Serj schwingt vorwiegend wieder den Zeigefinger, wettert gegen Politik und Wirtschaft und streut ein paar Songs über Liebe dazwischen. Unterm Strich ist das ganze sehr solide und deutlich besser als der Vorgänger - die Elektro-Spielereien sind überschaubar und die meisten Songs eher in Richtung SoaD/Debüt-Soloalbum gestaltet. Würde insgesamt eine 8/10 geben.
 

Max Power

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Tremonti - All I Was

Der Release hierzulande ist erst morgen, aber in der USA war es schon am Dienstag soweit und so war Youtube so freundlich, das Hörvergnügen um drei Tage nach vorne zu legen ;)

Zum zweiten mal innerhalb kurzer Zeit, dass ein Mitglied einer meiner Lieblingsbands ein Soloalbum vorlegt. Im Gegensatz zu Serj Tankian liegt der Fall bei Mark Tremonti ein wenig anders: zum einen ist es Tremonti's erstes eigenständiges Werk, zum anderen ist er bei Alter Bridge für gewöhnlich nicht für die Vocals zuständig. Dass er auch singen kann, hat er aber auf dem letzten Alter Bridge-Album schon andeuten dürfen (Words Darker Than Their Wings) - für gewöhnlich kennt man Tremonti aber in erster Linie nur für seine fantastische Gitarrenarbeit, für die er vom "Guitar World"-Magazin dreimal in Folge zum besten Gitarristen des Jahres gewählt wurde und vom "Total Guitar"-Magazin als viertbester Heavy Metal-Gitarrist aller Zeiten ausgezeichnet wurde.

Momentan hat Alter Bridge jedenfalls Pause, und während Alter Bridge-Frontmann Myles Kennedy ein Album und eine Tour mit Slash macht, macht Tremonti mit seinem lange angekündigten Soloprojekt endlich Ernst. Unterstützung bekommt er dabei von seinem Alter Bridge-Kollegen Brian Marshall am Bass sowie den beiden früheren Submersed-Mitgliedern Eric Friedman (Rhythmus-Gitarre) und Garrett Whitlock (Drums).

1. Leave It Alone
Der Opener stellt den Hörer schon sehr gut darauf ein, wohin die Reise geht. Wie erwartet steht die Gitarre absolut im Höhepunkt, es gibt gute Hooks und natürlich ein Solo. Tremonti's Stimme ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig - seine Stimme ist weder verraucht noch kratzig, aber er legt viel Energie in die Stimme und ist variabel genug, um einen Song wie diesen zu tragen. Wirklich guter Einstieg. 9,5/10

2. So You're Afraid
Extrem viel Power und Druck, die Gitarren sprinten und die Doublebass tut ihr Übriges. Im Refrain ist erstmals eine Nähe zu Alter Bridge erkennbar, diese Bögen hätte auch Myles Kennedy singen können. Das Solo ist extraklasse! 9/10

3. Wish You Well
Tremonti gönnt dem Hörer keine Verschnaufpause, "Wish You Well" wartet mit ordentlich Drive und schnellen Hooks auf, gegen Ende verliert sich Drummer Whitlock in einem heftigen Doublebass-Stakkato. Ein absolutes Feuerwerk. 9/10

4. Brains
Der nächste Höhepunkt, und allmählich frage ich mich, ob ich hier eines der besten Metal-/Rock-Alben der letzten Jahre in meinen Händen halte. "Brains" baut sich langsam auf, fast psychotisch, ehe der Song in einen atmosphärischen Refrain mündet. Stark. 9/10

5. The Things I've Seen
Nachdem er den Hörer auf dem ersten Song-Quartett von einem flotten Song zum nächsten gehetzt hat, nimmt Tremonti nun das Tempo erstmals heraus. Herausgekommen ist ein Midtempo-Song, der leider nicht so recht zünden will. 6,5/10

6. You Waste Your Time
Die erste Single. Das Tempo zieht wieder ein wenig an, auch wenn der Refrain nicht wirklich zündet und das Solo für Tremonti's Verhältnisse eher schwach ausfällt. 8/10

7. New Way Out
Der Zauber der ersten Albumhälfte ist ein bisschen verflogen, "New Way Out" ist eine lupenreine Radiosingle. 7/10

8. Giving Up
Recht flotter Hard Rock-Song mit eingängigem Refrain. Steigert sich in der zweiten Hälfte, wieder ein schönes Solo. 7,5/10

9. Proof
Eigentlich ein recht schöner Midtempo-Song, der leider ein bisschen vor sich hin plätschert. Hat mich ein bisschen an das letzte Alter Bridge-Album erinnert. 7/10

10. All I Was
Der Titeltrack zieht das Tempo mitunter wieder gehörig an. Drummer Whitlock kann sich hier mit Doublebass-Läufen ein wenig in den Mittelpunkt spielen. Der Refrain fällt leider ein bisschen ab, dafür stimmt hier sonst fast alles. Geiles Teil. 9/10

11. Doesn't Matter
Eingängiger Midtempo-Song mit richtig guten Passagen. 9/10

12. Decay
Ähnelt von der Gangart her dem Opener und stellt den gelungenen Abschluss eines feinen Debütalbums dar. 8,5/10

Unterm Strich liefert Mark Tremonti mit "All I Was" ein authentisches und kurzweiliges Debüt ab. Nach starkem Beginn verliert das Album ein wenig den Faden, aber das Schluss-Trio sorgt dann für einen versöhnlichen Abgang. Die mitunter sehr krachende und treibende Instrumentalisierung stellt einen schönen Kontrast zu Tremonti's Gesang dar, der immer wieder in Alternative-/Rock-Sphären abdriftet. Heraus kommt eine interessante Mischung, die selten langweilig wird, ohne wirkliche Überraschungen und Experimente aufzubieten. Die Gitarrenarbeit ist - wie zu erwarten - durchgehend sehr gut gelungen, an manchen Stellen überragend. Seine Mitstreiter liefern einen soliden Job ab, natürlich ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Tremonti schlägt gekonnt die Brücke zwischen dem typischen Alter Bridge-Sound und härteren Metal-Klängen, was unterm Strich mehrere Hörergruppen ansprechen dürfte. Ganz stark und für mich bisher eines der besten Alben des Jahres! 8,5/10
 

Who

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Ohne große Analyse, aber dennoch dicke Empfehlung :

The Gaslight Anthem - Handwritten

momentan bei NPR im first listen (album oder einzelne songs anwählbar) : http://www.npr.org/2012/07/10/156551726/first-listen-the-gaslight-anthem-handwritten

Kommt morgen hier in den handel bereits. In den USA aber erst am 24., da dürfte man wohl noch ein paar Tage reinhören können über NPR :)

Anspieltips sind schwer rauszusuchen da mir wirklich alles irgendwie gefällt und es in Reihenfolge exzellent funktioniert, im Zweifel aber neben dem Titeltrack noch Mullholland Drive sowie Mae

taucht im übrigen bei Amazon mit 5,00 Euro auf im Download in der Vorschau (erhältlich eben ab morgen)
 
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le freaque

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Werde ich mir mal anhören. Für mich klingen die bislang immer ein bisschen wie Springsteen in seinen besseren Tagen, nur als richtige Rockmusik (was ein plus ist) minus der stimmlichen Präsenz Springsteens (was eben ein minus ist).
Eben so ein bisschen eine Band, bei der ich das Fundament/den Stil mag, die aber für mich sehr stark Hook-abhängig sind, weil der Sänger für sich genommen nicht so ganz weit trägt. Bei solchen Bands müssen bei mir dann schon mindestens 7 von 10 Songs pro Album als Songs an sich komplett funktionieren, damit ich's kaufen kann, weil für mich subjektiv nicht so ganz viel Persönlichkeit/Charisma/matürliche Atmosphäre drinsteckt. Aber vielleicht ist das ja beim neuen Album so, ist ja nicht so, dass ich den Stil nicht mag. Und mit Stimmen ist das halt so eine Sache: den einen trifft eine Stimme mitten ins Herz, der andere findet sie eher belanglos.
 
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Kaufanreiz? Warnung? Eigene Meinung?

natürlich nur ein hinweis, dass diese scheibe demnächst im laden stehen wird. für die alten menschen meiner generation ein muss im plattenschrank oder auf dem cd-regal. die titel auf der scheibe kennt jeder meiner altersklasse auswendig, auch wenn einige davon länger nirgends zu hören waren.
 

le freaque

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Schön und gut, ich schätze ELO durchaus sehr - aber es gibt bereits 15 bis 20 offizielle "Best ofs", die nach ihrer aktiven Zeit erschienen:

- ELO’s Greatest Hits
- ELO’s Greatest Hits Vol.2
- A Perfect World of Music
- The Greatest Hits
- The Very Best of the Electric Light Orchestra
- Light Years: The Very Best of Electric Light Orchestra
- The Ultimate Collection
- All Over the World: The Very Best of Electric Light Orchestra
- Strange Magic: The Best of Electric Light Orchestra
- The Best of Electric Light Orchestra
- Definitive Collection
- The Essential Electric Light Orchestra
- The Collection
- Ticket to the Moon: The Very Best of Electric Light Orchestra
- ELO: Los Monstruos del Rock
- Playlist: The Very Best of Electric Light Orchestra
- Flashback
etc etc

Ob man da "Mr Blue sky" wirklich braucht...? Außerdem endet diese Compilation bereits 1979 (und ist da sogar unvollständig, selbst was Hits angeht), ELO haben danach aber noch drei "echte" Alben aufgenommen, darunter mit "Time" eins ihrer erfolgreichsten. Selbst unter den ELO-Best ofs ist diese Zusammenstellung eine der schlechteren.

Also: klare Warnung, etliche der o.g. Compilations sind in der Songauswahl kompletter, haben deutlich mehr als die (wie hier) mageren 12 Songs und sind - da keine "Neuerscheinungen" - mit Sicherheit auch noch viel günstiger. Und irgendwas neu remasteredtes ist "Mr Blue Sky" auch nicht.
Ich finde aber durchaus, dass eine ELO-Compilation eine sinnvolle Anschaffung ist..aber nicht gerade diese.
 

Max Power

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Es kam im "Was hört ihr"-Thread ja schon einiges, aber ich denke, man kann da auch was ausführliches schreiben:

Bloc Party - Four

Vier Jahre nach dem letzten Album nehmen vier Musiker ihr viertes Album auf ... sehr kreativ war man daraufhin bei der Namensgebung der Scheibe dann nicht. Aber egal, wie die Scheibe heißt - viel sensationeller ist, dass sie tatsächlich noch erscheint. Wilde Gerüchte gab es ja zur Genüge ... von Bandauflösung, Pause unbestimmter Zeit und Rauswurf von Kele war da so ziemlich alles dabei, noch vor einem Jahr war eine neue Bloc Party-Platte undenkbar. Aber manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder ...

Ich ging sehr skeptisch an "Four" heran, hatte mich der Vorgänger "Intimacy" doch gleichermaßen begeistert wie verstört - schließlich driftete man immer weiter in Richtung Elektro ab, was man mit Singles wie Flux auf die Spitze trieb. Kele's Solo-Album schlug sogar noch mehr in diese Kerbe ... doch auf "Four" ist wieder alles anders. Die erste Single Octopus hätte stilistisch zwar noch auf "Intimacy" gepasst, aber wer eine Vielzahl weiterer Songs in diesem Stil erwartet, wird enttäuscht sein und sich mit "Team A" zufrieden geben müssen.

1. So He Begins to Lie
Der Einstieg ist nicht wirklich hörerfreundlich gestaltet, wenn man so will ... "So He Begins to Lie" kracht und knarzt gehörig, wirkt chaotisch und unzusammenhängend. Gitarrist Russell Lissack bekommt viel Platz für seine Riffs, während sich die anderen Mitglieder ins Getümmel schmeißen. Im Gegenzug steht der ruhige, fast zurückhaltender Gesang von Kele. Schräger Start. 6/10

2. 3x3
Das gefällt schon besser. Viel Tempo und gute Gitarrenriffs. Ich hatte im anderen Thread bemängelt, dass die Tempowechsel zwischen den Songs für mich zu hektisch und willkürlich gewählt sind, als wäre man selbst nicht immer sicher, wohin die Reise gehen soll ... ähnlich unsicher präsentiert man sich hier am Ende, wenn Kele erst "no" fleht, nur um ein beherztes "yes" entgegenzuschreien. Großes Kino. 9/10

3. Octopus
So ziemlich das letzte Elektro-Überbleibsel von "Intimacy". Trotz des ungewöhnlichen Gitarren-Loops dann im Refrain sehr eingängig. 8/10

4. Real Talk
Einer der überragenden Songs auf "Four", mischt sich locker unter die besten Songs im Bandkatalog. Manchmal braucht es nicht viele Akkorde, um voll überzeugen zu können. Kele geht hier stimmlich an seine Grenzen. 10/10

5. Kettling
Kettling macht sofort wieder Schluss mit ruhig und kommt mit einem schweren Gitarrenriff daher. An dieser Stelle einfach fehl am Platz, zwischen den ruhigen "Real Talk" und "Day Four" mag da kein richtiger Fluss entstehen. Trotzdem prinzipiell ein netter Song. 7/10

6. Day Four
Die Härte von Kettling wird sofort wieder im Keim erstickt, "Day Four" nimmt das Tempo ordentlich raus und baut sich langsam auf. Für mich vielleicht sogar der stärkste Song auf dem Album. Auf Youtube gibts leider nur die Live-Version. 10/10

7. Coliseum
Tja ... seltsam. In der ersten Minute bekommt man Country-Feeling vermittelt, ehe Lissack Gas geben darf. Schnell und zappelig, ohne irgendwie zu zünden. Schwach. 6/10

8. V.A.L.I.S.
Langsam zeigt sich ein deutliches Muster, die guten Songs hat man auf die geraden Nummern verteilt - so kann man's auch machen :D keine Ahnung, wofür "V.A.L.I.S." steht, aber die Nummer ist sehr eingängig. 9/10

9. Team A
Noch einmal ein bisschen Elektro zwischendurch. Klingt wie eine B-Seite von "Intimacy", sehr hektisch und chaotisch. Bonuspunkt aber für den "Refrain", wenn man das so nennen möchte: "I'm gonna ruin your life". 7/10

10. Truth
Duelliert sich bei mir mit "Day Four" um die Albumkrone. Baut sich langsam auf und steigert sich immer weiter. Sehr stark. 10/10

11. The Healing
Der Abschluss fällt dann wieder ziemlich unorthodox aus - normalerweise kommt die Abschlussballade zum Schluss, doch hier wird sie auf den vorletzten Rang gepackt. Ganz gut gelungen. 8/10

12. We're Not Good People
Zum Schluss geht es nämlich noch einmal ordentlich zur Sache. Hier hat man Potenzial verschenkt, denn eigentlich wäre die Nummer ideal als Einstieg gewesen. Als Raushauer wirkt sie fast verschenkt ... Lyrics "This is a warning" hätten am Anfang besser gepasst als ans Ende. 7,5/10

Prinzipiell muss man sagen, dass die Engländer hier ein schönes Album abgeliefert haben. Man hat den Sound nach den Elektro-Ausflügen wieder weitestgehend auf Gitarre, Bass und Schlagzeug getrimmt, was mich speziell für den Drummer Matt Tong freut, der gerade bei Liveauftritten abgeht wie ein Zäpfchen, auf "Intimacy" aber großteils durch einen Drumcomputer ersetzt wurde. "Four" ist in vielerlei Hinsicht auch eine Besinnung auf die Wurzeln der Band, wenn man so will. Einige Songs erinnern vom Sound her doch sehr an "Silent Alarm", doch der vielfältige Gesang von Kele Okereke und die Spielfreude von Russell Lissack verhindern, dass "Four" zum Selbstzitat wird.

Lediglich die Anordnung der Songs will sich mir nicht erschließen. Hier wird nach fast jedem Song die Grundstimmung gewechselt, hemmungsloses Geschrammel folgt auf leise Ballade und umgekehrt. Hier hätte man einiges anders lösen können ... oder auch nicht, denn im MP3-Zeitalter ist das vielleicht gar nicht mehr wichtig. Vielleicht bin ich da auch ein bisschen zu streng mit den Jungs, weil ich einige Platten im Regal stehen habe, bei denen der Fluss zwischen den Songs einfach sehr wichtig ist und bei denen die Struktur des Albums den Unterschied zwischen "gut" und "sehr gut" ausmacht (Tool, Decemberists, Death Cab etc). Betrachtet man die Songs individuell, hätte für mich das Gefälle zwischen den besten und schwächsten Songs des Albums nicht so groß sein müssen, aber das ist natürlich höchst subjektiv. Für mich persönlich kommt "Four" an "Silent Alarm" nicht heran, aber den Vergleich mit "A Weekend in the City" und "Intimacy" braucht es nicht zu scheuen. In Anbetracht der Tatsache, dass vor einiger Zeit neues BP-Material unwahrscheinlich erschien und die meisten Bands der 2004er-Welle längst untergegangen sind, ist es schön, dass es diese Truppe noch gibt und dass sie weiter gute Musik abliefert. 7,5/10
 

"El Terrible"

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Kann deiner Kritik weitesgehend zustimmen. Schön, dass du dir die Mühe gemacht hast. Beim besten Lied des Album sind wir übrigens einer Meinung, auch ich finde Day Four am besten. :thumb:

Habe Four bis jetzt 4-5 mal am Stück gehört und bin durchaus positiv überrascht. Ich fande auch Intimacy nicht so schlecht, wie es von vielen gerne gemacht wird. Da waren schon sehr gute Songs drauf wie Signs, Talons oder Zephyrus. Auf Dauer und vor allem am Stück war mir das Album aber zu anstrengend und da ich häufig Alben am Stück höre, würde ich der Platte vllt. 6 Punkte geben, obwohl die Durchschnittspunktzahl der einzelnenen Lieder eine bessere Bewertung hergeben würde. Four kriegt dann einen Punkt mehr, vllt. erhöht sich das auch noch auf 8 Punkte.

Übrigens finde ich, dass einige Bands der "alten Garde" überraschend starke Platten in 2012 herausgebracht haben, die ich ihnen nicht mehr unbedingt zugetraut hätte. Nennen würde ich hier Maximo Park und Feeder.
 

theGegen

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Stars - The North

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(Das neue Album der Stars, kommentiert von Torquil Campbell, gibt es auch hier):

http://arts.nationalpost.com/2012/0...ck-by-track-commentary-from-torquil-campbell/

Hier aber meine Einzelkritik nach ersten Eindrücken:

1. The Theory of Relativity

Elektronisch pulsierender Groove im Torquil-Gesangsteil, in Amy Millans Part wird es luftiger. Ist mir für einen Opener nicht griffig genug - da kommen im weiteren Verlauf noch andere Songs, die weit besser als Dosenöffner getaugt hätten. 8/10

2. Backlines

Das hier zum Beispiel. Leadstimme von Amy. Recht flott, aber irgendwie ist da zuviel hineingepackt, um einen Hitsong abzugeben. Das Potential dazu ist bei den Stars ja vorhanden, doch das heben sie sich noch für später auf. 9/10

3. The North

Der Titeltrack ist eine melodiöse Ballade im Elektrosound, gesungen von Torquil. Sehr "chillig", ein gut abgestimmter Refrain mit Wiedererkennungswert, passt. 10/10

4. Hold on when you get Love and let go when you give it

Perfekter flotter Popsong, getragen vom "New Order"-Bass von Evan Cranley. Da folgt ein logischer Amy - Refrain auf eine Torquil-Strophe und am Schluss noch eine Variation, so dass der Song nie langweilt, egal wie oft man hört. 12/10

5. Through the Mines

Direkt mal eine weitere potentielle Hitsingle hinterher. Ein "analoger" Amy-Song mit großem Gitarrenanteil. Hier macht sich Gastmusiker Chris MacCarron (u.a. bei The Dears gewesen) positiv bemerkbar, den sie für gewisse Gitarrenarbeit erworben haben. Bei dem Song stimmt eigentlich auch alles, hebt sich im Sound vom "Hit" davor wohltuend ab, so dass keine Langeweile aufkommen mag. 10/10

6. Do you want to die together?

Kompletter Bruch durch eine Vaudeville-Bluesrock-Las Vegas - Nummer, passend zum morbiden Text. Ziemlich kaputt und darum irgendwie notwendig. 10/10

7. Lights changing Colour

Ein wunderschöner zuckersüßer Amy Millan - Song zum Ausgleich und für's Herz. Sehr einschmeichelnde Sounds runden das Ganze ab. 10/10

8. The loose Ends will make Knots

Es folgt ein ziemlich typischer "Stars"-Song, mit der typischen Mann/Frau - Sichtweisen Thematik und den entsprechend aufgeteilten Gesangsrollen. Mit Stars-typischem Sound aus früheren Bandphasen (Hearts, Sad Robots). Sowas kann schon mal gar nicht schlecht sein, ist aber auch (für mich) nichts besonderes und fällt gegenüber den Hits etwas ab. 9/10

9. A Song is a Weapon

Diese "Flaute" hängt aber nicht lange an, denn dieser Song ist tatsächlich eine absolute Waffe. Wenn Torquil tatsächlich nur diesen (thematisch) einen Schuss im Magazin hatte, dann hat er ihn perfekt abgefeuert. Grandioser Popsong, tolle Gitarren, perfekte Harmonien. 12/10

10. Progress

Logisch, dass es auf derart hohem Niveau nicht weitergehen konnte, aber geschickterweise kommt das hier doch irgendwie immer noch nett und schön harmlos elektronisch pluckernd daher. Ein netter Versuch noch mit einem anbiedernden Refrain, der aber mich nicht wirklich überzeugt. 8/10

11. The 400

Eine sehr wehmütige, elegische Torquil - Ballade, durch Amy an den richtigen Stellen veredelt. 10/10

12. Walls

Zum Abschluss die Fortführung der Stars-Spezialität, dieses Mann / Frau Gedöns in erwachsene Worte und Musik zu fassen. Ein Song, der durch mehrmaliges Hören gewinnt bzw. gewinnen wird. 11/10

stars.jpg


Fazit: Ein absolutes Klasse-Album, in dem die Stars ihrem Anspruch und auch bestimmt vielen Erwartungen von Fans und potentiellen Neukäufern gerecht werden können. Es hat zwei absolute Hitsingle Knaller drin, von denen natürlich leider keiner ein großer Hit wird. ;)
Der Stars-Sound prägnant, die bekannten "Eigenheiten" alle vorhanden und ausgeprägt: Zwischen digital und analog, die geschlechtsspezifisch verteilten und getauschten Gesangsrollen, die grundsätzliche kompositorische Gleichberechtigung aller beteiligten Musiker.
Ich finde dieses Album absolut kommerziell - im positiven Sinn. Von allen Stars-Alben, die ich besitze (also alle, haha) ist dieses Album das womöglich hitverdächtigste. Und sie haben es auf die Weise hinbekommen, dass man ihnen keinen "Ausverkauf" oder etwas ähnlich Törichtes vorwerfen könnte. Im Gesamtverlauf und durch die geschickte Aneinanderreihung der Einzeltitel kommt nie Langeweile auf, mMn einziges Manko höchstens, dass man einen recht läppischen Opener gewählt hat. Ich hätte stattdessen die 4 mit der 1 getauscht.

Zum Fazit gehört natürlich die Gesamtnote und wenn ich richtig gerechnet habe (3 Meisterwerke und Highlights entsprechend sondergewürdigt), dann gibt das eine

10/10
 

twinpeaks

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Mir gefallen zwar nicht alle Lieder, aber das geht mir bei den Stars ohnehin immer so. "A Song is a Weapon" allerdings finde ich großartig, und auch andere Sachen, etwa "Hold On When You Get Love and Let Go When You Give It" und "The 400", gefallen mir ziemlich gut.
 

twinpeaks

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le freaque

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Ben Folds Five 5 - The Sound Of The Life Of The Mind

@gegen: hab mir die neue Stars nach deiner überschwenglichen Kritik bestellt, ist aber noch nicht da. Da ich die Band eh mag und deinen Geschmack gut genug kenne, wird das schon passen, denke ich.
P.s.: danke für die Song für song Kritik, sowas wie hier, bei meiner Ärzte oder Max Powers Bloc Party sollten wir hier als Mindeststandard einführen, finde ich. Ist ein bisschen Arbeit, aber davon hat man als Leser auch wirklich was. Und es werden wirklich nur Platten empfohlen, die jemand wirklich mag - oder eben verabscheut, weil es eben nicht in 2 Minuten gemacht ist.

On we go mit:

Ben Folds Five 5 - The Sound Of The Life Of The Mind


Erstes Bandalbum seit 14 Jahren und - vorweg - es ist ein gutes, tolles Album. Viel besser als das letzte Bandalbum (Reinhold Messner) und auch besser als alle Ben Folds Soloalben, seinDebüt "Rockin the suburbs" vielleicht ausgenommen.

P.s.: alle Hörproben stammen von mir selbst. Es gab sogleich "Drittanbieter-Rechte-Warnungen", da BF5 halt bei Sony sind. Also meckert nicht, wenn die Hörproben offline sind, ich hab mir alle Mühe gegeben und alles selbst hochgeladen. Stand jetzt sind alle noch online.

Alsdann:

1. Erase me:

Erase me

Düsterer Beginn, aber extrem atmosphärisch. Mehr Beginn einer Rockoper (diese Elemente kommen im Albumverlauf häufiger vor) als normaler Opener. Mit dem ersten Refrain macht die Band aber klar, dass Kompromisse ausgeschlossen sind. Das wird kein "Album for the masses" sondern eine bandinterne Standortbestimmung mit Statement für alle, die es hören wollen. Der Rest kann sich... und so.
Zitat: "Erase me - what the **** is this?". Die Frage stellt man sich in der Tat..und findet den Song mit jedem mal hören grandioser.

Mutig und großartig 10/10

2. Michael Praytor, five years later

Michael Praytor, five years later

Old school BF5, fuzzy Bass, swinging Beat und im Refrain geht's in die Vollen. Energiegeladen und very 90s Alternative Rock, bloß halt als Klaviertrio. Fantastisches Zerbass-Solo von Robert Sledge. Hätte auch auf der ersten BF5 1993 eine gute Figur gemacht - und das ist ein Kompment.

das volle Oldschool BF5-Programm. Gern genommen 9/10

3. Sky high

Sky high

Von Drummer Darren Jesse. Klingt wie seine eigene Band "Hotel lights", wo er ja auch singt. Ganz ok, aber ein wenig langweilig. Das könnte auch einer der besseren Momente von Joshua Kadison oder Stan Ridgeway sein. Stört nicht, bringt aber auch nicht viel. Wegen der Chromatik und dem geschmackvollen Arrangement

7/10

4. The sound of the life of the mind

The sound of the life of the mind

Titelsong, Text ist von Nick Hornby. stammt also aus den "Way to normal" sessions. Ist aber besser als alles auf dem Album (außer vielleicht Belinda).
Gnadenlos energiegeladen, wütend wie seit dem ersten BF5 Album nicht mehr. Was für ein verf*ckt großartiger Song! Robert Sledge pumpt mit seinem Zerrbass wie ein junger Gott, phänomenale Backings, einer der besten BF-Songs überhaupt

13/10 (um im Gegen-Modus zu bleiben)

5. On being frank

On being frank

Es wird besinnlicher. Eine Billy Joel/Paul McC/Joe Jackson Semiballade im "The long and winding road" Mood. Sehr klassisch mit Kitschstreichern, aber trotzdem nicht wirklich zu kitschig - sondern eben klassisch. Alles hart an der Grenze, aber die Melodie im Refrain ist schon ziiiemlich schön.

An guten Gemütstagen 6/10, an schlechten 8/10

6. Draw a crowdDraw a crowd

Willkommen zurück im 90s BF5-Wonderland. Extrem klassischer NF5-Song. Groovy, Swingpiano, verzerrter, treibender Bass, explicit lyrics, Mitsingrefrain...alles dabei. Discoanliehen in der Strophe, aber in Bridge und Refrain gibt es dann absolut Vollgas. Groß.

13/10


7. Do it anyway

Do it anyway

Oldschool Shuffle, upbeat, nett. Aber mehr auch nicht. Klingt schon serhr nach "der alten Band", aber der Song an sich ist ok, aber kein Brüller. Ist aber die erste Single. Geil natürlich das Basssolo, das am Ende aus ner 7 noch eine

8/10 macht.

8. Hold your thought

Hold your thought

Country shuffle, nicht so meine Sache. Nette 70s-Schweineorgel, aber der Song ist auch kein Bringer. OK, aber mehr auch nicht. Nette zweite Stimme und Chor-ZP

6,5/10

9.Away when you were here

Away when you were here

Wieder klassischer Midtempo sentimentaler Pianosongwriter Kram. Bisschen wie "Give Judy my notice". Das Album lässt zum Ende etwas nach und vertraut zu sehr auf Mainstream-Routinen. Das sind alles keine schlechten Nummern, auch das hier ein sehr nettes Klavierthema, gemischt mit Spinett. Kickt aber nur so halb. Zwei davon am Stück sind eins zuviel.

06/10

10. Thank you for breaking my heart

Thank you for breaking my heart

Die ganz ganz schlimme Ballade,die dir das Herz bricht, darf bei BF nie fehlen (Missing the war, Boxing, Cologne, Evaporated..). Sie kommt immer zum Schluss und ist immer zum Sterben schön. Hier auch. "Thank you for breaking my heart" ist eine 12/10 unter einer ganzen Reihe von 10/10 Schlusssongs vom Meister.
Ganz, ganz große Kunst.


Fazit:

ein paar Hänger sind drin, aber insgesamt ist das ein sehr gutes Reunion-Album mit einer Hand voll echten Highlights. Die Produktion ist sehr gut, die Spielfreude allgegenwärtig (bis auf die mauen Songs 8 und 9).

Ich gebe eine 8,5 von 10 und eine Empfehlung zum Kauf.
 

Pillendreher

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Wer hat das neue Bon-Iver-Album gehört? Wird ja momentan ziemlich extrem gehypt, wenn ich da nur an die Pitchfork-Wertung von 9,5 denke. Fand den Vorgänger "For Emma, Forever Ago" ziemlich genial, wenn es auch ein paar Füller gab. Allerdings auch 2-3 Übersongs wie "Skinny Love" oder aus meiner Sicht auch "Creature Fear". Also musste ich mir natürlich auch das neue Album - schlicht und ergreifend "Bon Iver" genannt - kaufen.

Eins muss man sicherlich vorwegnehmen: Das Projekt Bon Iver bzw. Justin Vernons Gesang ist wohl so ein Love-It-Or-Hate-It-Ding. Manchen geht dieses "Weinerliche" wahnsinnig auf den Keks, andere berührt die Stimme einfach. Bei mir erreicht er Zweiteres, auch wenn ich mir das Album sicherlich nicht immer anhören kann. Man muss schon in einer entsprechenden, etwas melancholischen Stimmung sein.

Ich bin jetzt bei fünf oder sechs Durchläufen, und auch wenn das Ganze sicherlich noch wachsen wird, kann ich getrost sagen, dass "Bon Iver" ein tolles Album geworden ist. "Perth" ist ein grandioser Opener, der sich langsam steigert. "Holoscene" ist einfach wunderschön, genauso wie die Single "Calgary". Den krönenden Abschluss bildet "Beth/Rest", das in einem ungewohnten 80er-Stil daherkommt, aber keineswegs deplatziert wirkt, sondern eine andere Facette von Vernon zeigt. Davor gibt es einige Songs, die ich nicht als Füllmaterial bezeichnen möchte, die aber noch wachsen müssen. "Hinnom, TX" hat es mir aber jetzt schon angetan. Ich würde als ersten Eindruck 8/10 Punkten geben.

Ich bin jetzt auch durch Zufall drauf gestoßen (hatte es aber schon seit ein paar Monaten auf der Platte...kannte halt Skinny Love) und kann mich den 8/10 Punkten anschliessen. Es gibt mMn keinen schlechten Song auf der Platte. Jedes Lied hat in gewisser Weise seinen eigenen Charakter. Ganz gut gefallen mir "Holoscene" und "Towers". Danach kommt schon "Michicant" und auch "Beth/Rest" gefällt mir. Was mir aber aufgefallen ist: Man darf das Album nicht zu oft hören, sonst verfällt man in die von dir angesprochene melanchonische Stimmung :belehr: Skinny Love kam mir in dem Bezug dann doch etwas "fröhlicher" vor (wobei fröhlicher vielleicht der falsche Ausdruck ist; eher positiver)
 

Max Power

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Volbeat - Outlaw Gentlemen & Shady Ladies

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Ich werde nie vergessen, wie ich zum ersten mal auf Volbeat aufmerksam wurde. Ein Freund meinte damals "de spün so a Oat Elvis-Metal, de san saugeil oida!" ... wie recht er doch hatte :D die Dänen sind längst eine meiner absoluten Lieblingsbands, enttäuscht wurde ich von Volbeat praktisch noch nie.

"Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" ist das mittlerweile fünfte Studioalbum der Band. Bereits zum zweiten mal in der Bandgeschichte tauschte man vor dem neuen Album den Leadgitarristen aus, auf Thomas Bredahl folgt der frühere Ex-Anthrax-Gitarrist und Produzent des Albums, Rob Caggiano ... der sollte wie gesagt nur prodzieren und vielleicht das eine oder andere Riff einspielen, aber die Zusammenarbeit klappte so gut, dass man den Amerikaner gleich als neuen Stamm-Gitarristen eingestellt hat.

Textlich konzentriert sich Michael Poulsen diesmal erneut auf seine Lieblingsthemen: der wilde Westen, Outlaws, Schiessereien ... nicht viel neues in dieser Kategorie. Wie sein Vorbild Johnny Cash erzählt er in seinen Songs gerne Geschichten und strickt diese oft über mehrere Songs und sogar Alben hinweg. Bei einem Albumtitel wie "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" überrascht es dann auch nicht großartig, dass bekannte Ganoven wie Doc Holliday und Black Bart sowie zwielichtige Damen wie Pearl Hart und Lola Montez als Paten für mehrere Songtitel herhalten müssen. Die gängigen Themen untermalt man mit entsprechenden Gästen, die mit Mundharmonika, Steel Guitar, Banjo und Stehbass für das richtige Ambiente sorgen. Dazu hat man sich mit King Diamond ein Vorbild der Band für einen Gastauftritt sichern können. Abgerundet wird das Gast-Lineup mit Sarah Blackwood, die mit Walk off the Earth letztes Jahr mit dem Gotye-Cover kurzfristig für Furore sorgen konnte.

1. Let's Shake Some Dust
Die Scheibe beginnt mit einem kurzen Instrumental-Intro, unterstützt von Paul Lamb an der Mundharmonika. Stimmiger Einstieg.

2. Pearl Hart
Wer ein Brett zum Beginn erhofft hat, wird erst mal enttäuscht. Der Song über die Diebin Pearl Hart ist recht eingängig gehalten, kann aber mit netten Gitarrenläufen punkten. Solider, aber kein überragender Einstieg. 8/10

3. The Nameless One
Ein schönes Riff zu Beginn, eine tragische Geschichte und ein fieser Ohrwurm im Refrain - so lässt sich dieser Song ganz passend zusammenfassen. Hier stimmt fast alles. 9,5/10

4. Dead But Rising
Gleich das nächste Stück, das mir richtig gut gefällt. Hier habe ich zwar den Eindruck, dass ich das alles schon einmal gehört habe - das Riffing erinnert an das Debütalbum, der Refrain eher an "Guitar Gangsters"-Zeiten - aber das kratzt mich kein Stück. Schöner Song. 9,5/10

5. Cape of Our Hero
Die erste Radiosingle, und wie ich gehofft hatte, auch das schwächste Stück auf dem Album. 6/10

6. Room 24 (feat. King Diamond)
Beim Songtitel musste ich erst einmal schmunzeln, war King Diamond doch in den 90ern noch in "Room 17" zuhause (LINK). Dementsprechend ist es wohl kaum von der Hand zu weisen, dass Poulsen den Song speziell für seinen Landsmann geschrieben hat. Die Zusammenarbeit geht jedenfalls voll auf, der Song ist in seiner Grundstimmung düster und wird von satten Riffs und Rhythmuswechseln getragen. Sehr gelungen! 10/10

7. The Hangman's Body Count
Nach einem stimmigen Intro, das nach dem vorherigen Song das Tempo etwas einbremst, wird eben jenes auch gleich wieder angezogen. Leider mag der Song aber nicht so ganz zünden, da hätte man sicher mehr rausholen können. 8/10

8. My Body
Keine Ahnung, was die Jungs geritten hat, einen Song von Young the Giant zu covern ... Wette verloren? Viel kann ich damit jedenfalls nicht anfangen. 6,5/10

9. Lola Montez
Es gibt wahrscheinlich kaum einen Song auf dem Album, der derart "typisch Volbeat" ist wie der Song über Lola Montez, eine berüchtigte Tänzerin und später umstrittene Gräfin von Landsfeld. Musikalisch werden da angesichts des Gitarrenspiels und dem eingängigen Chorus Erinnerungen an Stücke wie "Soulweeper" oder "Fallen" wach. Volbeat-Standardkost also, aufgewertet durch das Solo von Caggiano. Grundsolide. 8,5/10

10. Black Bart
Endlich wird auch wieder mal der Hammer ausgepackt, als es um den Posträuber Black Bart geht. Drummer Jon Larsen darf die Double Bass durchtreten und sich munter durch das knapp fünfminütige Stück prügeln, untermalt von flotten Riffs und der Steel Guitar von Gast Anders Pedersen. Gefällt! 9/10

11. Lonesome Rider (feat. Sarah Blackwood)
Und da ist er endlich, der nächste wirkliche Kracher. Volbeat hat schon auf vergangenen Alben mit Country-/Western-Einflüssen gespielt ("16 Dollars"), aber mit "Lonesome Rider" gehen sie noch einen Schritt weiter. Auch hier ist die Gast-Wahl sehr gelungen, Sarah Blackwood macht einen fantastischen Job und Jakob Oelund begleitet den Song mit seinem Stand-Up-Bass perfekt. Der abwechselnde Gesang von Poulsen und Blackwood mündet in einen Refrain, den man nicht so schnell aus dem Ohr bekommt. Absolut top! 10/10

12. The Sinner is You
Eines der besten Riffs auf dem Album, verschenkt aber doch einiges an Potenzial ... zündet leider nicht so richtig. 8/10

13. Doc Holliday
Hier dreht man die altbekannte Formel "hartes Riff zum Einstieg, dann ruhiger" mal um. Nach einem genialen Country-Intro legt dieser Song ein flottes Tempo vor. 8,5/10

14. Our Loved Ones
Zum Abschluss servieren die Herrschaften so etwas wie eine Ballade ... wobei, ich glaube, Balladen kann Michael Poulsen gar nicht schreiben. Und so wartet auch das traurige "Our Loved Ones" mit ein paar sehr schönen Riffs auf, wobei auch Gast Paul Lamb mit seiner Mundharmonika nicht zu kurz kommt. Ein sehr gelungener Ausstieg. 9/10

So viel zur Standard Edition ... auf der Deluxe findet sich noch ein weiterer Song Ecotone. Das Riff hatte ich in einem der von der Band veröffentlichten Trailer zum Album gehört und im Endprodukt dann vermisst :D ganz nett, aber nicht ganz zu Unrecht nur eine B-Seite.

Alles in allem ergibt das im Durchschnitt solide 8,5/10, was sich auch mit meinem Gesamteindruck deckt. Der neue Gitarrist Rob Caggiano ist aus meiner Sicht ein absoluter Glücksgriff, er ist technisch auf einem höheren Level als sein Vorgänger Thomas Bredahl und streut deutlich mehr Soli ein. Das Zusammenspiel mit Poulsen wirkt homogen und die Band beginnt langsam, die Vorzüge eines 2-Gitarren-Setups so richtig ausszuspielen. Die Scheibe ist gut produziert, vielleicht zu gut - ein paar zusätzliche Ecken und Kanten hätte man sicher einbauen können.

Unterm Strich hat Volbeat das Rad sicher nicht neu erfunden, aber das hat auch niemand erwartet. "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" ist ein bunter Strauß an neuen Volbeat-Stücken, ohne große Experimente, aber wie immer mit netten Songstrukturen, interessanten Gitarrenläufen und dem nötigen Schuss Eingängigkeit. Für meinen Geschmack ist das Album eine Spur zu melodisch ausgefallen, ein oder zwei "härtere" Stücke hätten sicher nicht geschadet. Manche Fans werden - wie immer, wenn eine Band einen solchen Popularitätsschub erfährt - "Mainstream" und "Ausverkauf" rufen, was aber aus meiner Sicht sicher nicht gerechtfertigt ist. Ich freue mich aber auch schon darauf, die neuen Stücke live zu erleben - da tut sich bei den Dänen immer noch eine neue Welt auf. Ich werde das Gefühl zwar nicht los, dass die Jungs noch mehr drauf haben, als sie auf diesem Album zeigen, aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau. Wer die Band kennt und schätzt, macht mit diesem Album sicher nichts falsch.

8,5/10
 

hirschi

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Mama'zzzzmusch
auch wenn es momentan recht billig ist.......aber 2012 erschienene album von Die Amigos....mit dem namen”BIS ANS ENDE DER ZEIT”.

lyriker werden sicherlich die texttiefe lieben.der song geht schon klar....manchmal hoert man aber das beim abmischen der platte zu schlamperei gegriffen wurde....


http://www.youtube.com/watch?v=aKP43DxeS0g
 

torben74

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Hier wurde ja lang nichts mehr geschrieben. Ich hab mal drei wie ich finde interessante Platten der letzten Tage (Wochen) rausgesucht, die ich unbedingt empfehlen möchte.

Queens Of The Stone Age - ...Like clockwork

Lange musste man warten auf das neue Album der Mannen um Josh Homme. Aber dieses Warten hat sich meiner Meinung nach gelohnt.
Die Gästeliste ist wieder lang und beeindruckend. Um mal nur einige zu nennen: Dave Grohl, Mark Lanegan, Trent Reznor, James Lavelle und Sir Elton John :)laugh2:). Auch Nick Oliveri ist wieder mit an Bord.
Dadurch wird das Album auch wieder sehr bunt. Insgesamt kommt es aber etwas ruhiger und man sollte wohl sagen etwas eingängiger daher. Aber das ist ja ok. Von mir würde es (trotzdem??) 4 von 5 Sternen bekommen, obwohl es natürlich nicht an das Meisterwerk "Songs for the deaf" herankommt.

Mark Lanegan & Duke Garwood - Black pudding

Mark Lanegan ist in den letzten Monaten zu einer meiner Lieblingsmusiker geworden. Kaum ein anderer Musiker repräsentiert so die sogenannte Rockgeschichte der letzten 20 Jahre wie er. Ob als Gast, also Duettpartner oder mit eigener Band - er hat wohl schon überall mit gemischt.
Nun hat er zusammen mit Duke Garwood ein kleines aber sehr feines Album herausgebracht. Die knapp 45 Minuten sind genau das richtige für dieses super Frühlingswetter :laugh2:. Sehr spartanisch arrangiert kann man sich voll auf Lanegan's Gesang konzentrieren. Ich wünschte nur, der gute Mark Lanegan würde auch hier in D. mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Alice in Chains - The devil put dinosaurs here

Über die Geschichte von Alice in Chains brauch ich glaub ich nicht viel zu schreiben. Eigentlich mag ich es auch gar nicht, wenn sich ehemals erfolgreiche Bands dann wieder vereinigen. Aber bei Selig und Soundgarden hat es ja auch hin gehauen.
Den ersten Versuch von AiC ("Black gives way to blue"-2009) fand ich auch nicht so gelungen. Dafür ist aber "The devil put dinosaurs here" sehr gelungen. Zurück zum Zweistimmgesang und zu dampfenden stundenlangen Basslinien--einfach herrlich!!! Das dröhnt wunderbar aus den Boxen und versetzt einen zurück in wunderbare Jahre---ist aber auf der anderen Seite auch so zeitgemäß (was für ein blödes Wort :wall:).
Für mich ist "The devil put dinosaurs here" bis jetzt der heißeste Kandidat auf den Titel "Album des Jahres" - neben "Trouble will find me" von The National.
 
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