Serj Tankian - Harakiri
Während mittlerweile sieben Jahre seit dem letzten Album von System of a Down vergangen sind und es um das eigentlich sehr vielversprechende Nebenprojekt "Scars on Broadway" von Daron Malakhian und John Dolmayan leider weiter sehr still geworden ist, ist Serj Tankian weiter rastlos und präsentiert mit "Harakiri" sein drittes Studioalbum in fünf Jahren (dazu kam noch die Live-CD mit Orchester vor zwei Jahren). Vorab: ich bin mit gemischten Gefühlen an "Harakiri" herangegangen. Einerseits war ich immer schon großer Fan von System of a Down und ein Soloprojekt ist ja prinzipiell immer noch besser als gar kein neues Material. Andererseits hat mir Serj's Ausflug zu Elektronik und anderen Spielereien auf seinem zweiten Album "Imperfect Harmonies" so gar nicht zugesagt. Laut diversen Previews sollte es diesmal wieder etwas rockigert ausfallen, also war ich doch gespannt. Es fällt natürlich immens schwer, die Solosachen völlig isoliert von vergangenen SoaD-Alben zu betrachten und von allfälligen Vergleichen abzusehen ... das lässt sich bei Musikern, die nach einer langen Bandkarriere solo durchstarten, wahrscheinlich gar nicht vermeiden. Trotzdem werde ich versuchen, die Querverweise so gut wie möglich zu minimieren
1. Cornucopia
Ein Top-Einstieg, der clever gewählt ist - SoaD-Freunde sind hier sofort zuhause. Permanente Rhythmuswechsel, schöner Kontrast zwischen schnellen und langsamen Passagen. Textlich ist Serj wieder in Höchstform, das beweist er schon im Opener, in dem er unsere Erde als Frau darstellt, die sich für die Verschmutzung der Menschen mit Naturkatastrophen rächt ("Severe the head of cornucopia, we rape the Earth and don't know why it strikes"). 9,5/10
2. Figure It Out
Hektik pur. Serj lässt hier seiner Wut über Kapitalismus und Managern freien Lauf. Die Hooklines sind ziemlich eingängig ("Why pretend that we don't know? CEOs are the disease!"), dazwischen legt Serj ein Wortgewitter über eine Double-Bass. Die Rhythmuswechsel sind hier noch viel ausgeprägter und unkontrollierter als beim Opener, und so kommt der Track am Ende doch ziemlich sperrig und überladen daher. 7,5/10
3. Ching Chime
Der Einstieg fällt von den Instrumenten her sehr orientalisch aus, dazu singt Serj hier zu Beginn sehr hoch und ohne viel Struktur ... schon ein wenig nervig, was mich fast schon den Skip-Knopf drücken lässt. Die Hooklines sind dann wieder extrem eingängig, was im kompletten Gegensatz zum Einstieg und den Zwischenparts steht. 7/10
4. Butterfly
Recht flott von den Instrumenten her, während der Gesang stellenweise sehr ruhig daher kommt, dann aber im Refrain regelrecht hymnisch ausfällt ... da wünscht man sich fast noch Daron's Stimme dazu sehr nettes Teil. 9,5/10
5. Harakiri
Ich bin immer sehr gespannt auf einen etwaigen Titeltrack, muss der Song doch theoretisch etwas besonderes an sich haben, das den Künstler dazu bewegt hat, das ganze Album so zu benennen. Im Falle von "Harakiri" handelt es sich um einen gewohnt sozialkritischen Song, bei dem Serj fast sein gesamtes Gesangsspektrum abruft. Sehr überzeugend. 9,5/10
6. Occupied Tears
Was mit einem Drumcomputer und eher langsamen Klängen beginnt, steigert sich dann langsam. Immer wieder ein paar Elektro-Spielereien zwischendurch. Ganz nett, aber irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch. 7,5/10
7. Deafening Silence
Erinnert sehr an die Elektro-Experimente vom Vorgänger "Imperfect Harmonies". Die Instrumentalisierung her nicht wirklich meins ... diese Elektro-Spielereien sind einfach nichts für mich Serj liefert stimmlich aber eine gute Leistung ab, daher noch 7/10
8. Forget Me Knot
Einfach klasse. Nachdem das Album nach dem Titeltrack ein wenig abzufallen schien, haut Serj mal eben locker ein Highlight raus. Ein eher ruhig gehaltener Song mit verhaltenen Pianoklängen, der sich wie auch "Occupied Tears" langsam aufbaut, das aber weitaus besser hinbekommt. 9,5/10
9. Reality TV
Ein Stück, das irgendwie permanent an mir vorbeiläuft und nicht wirklich im Kopf hängen bleibt. Filler. 7/10
10. Uneducated Democracy
Noch einmal eine Explosion kurz vor dem Ende! Sehr flott, harte Riffs und wie so oft mit extremen Rhythmuswechseln. Gefällt. 9/10
11. Weave On
Wer zum Schluss eine Ballade erwartet, wird überrascht sein - Serj beendet das Album mit einem flotten Song, der im Refrain extrem an SoaD erinnert und den Hörer so zufrieden rausschickt. 9/10
Eine 10/10 mag ich für keinen Song vergeben - dazu sind sie nicht gut genug, auch wenn die besten Stücke wirklich verdammt nahe dran sind. Zu Glanzstücken vom Debüt wie "Sky is Over" or "Baby" fehlt aber einfach noch was. Textlich gibt es keine Überraschungen - Serj schwingt vorwiegend wieder den Zeigefinger, wettert gegen Politik und Wirtschaft und streut ein paar Songs über Liebe dazwischen. Unterm Strich ist das ganze sehr solide und deutlich besser als der Vorgänger - die Elektro-Spielereien sind überschaubar und die meisten Songs eher in Richtung SoaD/Debüt-Soloalbum gestaltet. Würde insgesamt eine 8/10 geben.
Während mittlerweile sieben Jahre seit dem letzten Album von System of a Down vergangen sind und es um das eigentlich sehr vielversprechende Nebenprojekt "Scars on Broadway" von Daron Malakhian und John Dolmayan leider weiter sehr still geworden ist, ist Serj Tankian weiter rastlos und präsentiert mit "Harakiri" sein drittes Studioalbum in fünf Jahren (dazu kam noch die Live-CD mit Orchester vor zwei Jahren). Vorab: ich bin mit gemischten Gefühlen an "Harakiri" herangegangen. Einerseits war ich immer schon großer Fan von System of a Down und ein Soloprojekt ist ja prinzipiell immer noch besser als gar kein neues Material. Andererseits hat mir Serj's Ausflug zu Elektronik und anderen Spielereien auf seinem zweiten Album "Imperfect Harmonies" so gar nicht zugesagt. Laut diversen Previews sollte es diesmal wieder etwas rockigert ausfallen, also war ich doch gespannt. Es fällt natürlich immens schwer, die Solosachen völlig isoliert von vergangenen SoaD-Alben zu betrachten und von allfälligen Vergleichen abzusehen ... das lässt sich bei Musikern, die nach einer langen Bandkarriere solo durchstarten, wahrscheinlich gar nicht vermeiden. Trotzdem werde ich versuchen, die Querverweise so gut wie möglich zu minimieren
1. Cornucopia
Ein Top-Einstieg, der clever gewählt ist - SoaD-Freunde sind hier sofort zuhause. Permanente Rhythmuswechsel, schöner Kontrast zwischen schnellen und langsamen Passagen. Textlich ist Serj wieder in Höchstform, das beweist er schon im Opener, in dem er unsere Erde als Frau darstellt, die sich für die Verschmutzung der Menschen mit Naturkatastrophen rächt ("Severe the head of cornucopia, we rape the Earth and don't know why it strikes"). 9,5/10
2. Figure It Out
Hektik pur. Serj lässt hier seiner Wut über Kapitalismus und Managern freien Lauf. Die Hooklines sind ziemlich eingängig ("Why pretend that we don't know? CEOs are the disease!"), dazwischen legt Serj ein Wortgewitter über eine Double-Bass. Die Rhythmuswechsel sind hier noch viel ausgeprägter und unkontrollierter als beim Opener, und so kommt der Track am Ende doch ziemlich sperrig und überladen daher. 7,5/10
3. Ching Chime
Der Einstieg fällt von den Instrumenten her sehr orientalisch aus, dazu singt Serj hier zu Beginn sehr hoch und ohne viel Struktur ... schon ein wenig nervig, was mich fast schon den Skip-Knopf drücken lässt. Die Hooklines sind dann wieder extrem eingängig, was im kompletten Gegensatz zum Einstieg und den Zwischenparts steht. 7/10
4. Butterfly
Recht flott von den Instrumenten her, während der Gesang stellenweise sehr ruhig daher kommt, dann aber im Refrain regelrecht hymnisch ausfällt ... da wünscht man sich fast noch Daron's Stimme dazu sehr nettes Teil. 9,5/10
5. Harakiri
Ich bin immer sehr gespannt auf einen etwaigen Titeltrack, muss der Song doch theoretisch etwas besonderes an sich haben, das den Künstler dazu bewegt hat, das ganze Album so zu benennen. Im Falle von "Harakiri" handelt es sich um einen gewohnt sozialkritischen Song, bei dem Serj fast sein gesamtes Gesangsspektrum abruft. Sehr überzeugend. 9,5/10
6. Occupied Tears
Was mit einem Drumcomputer und eher langsamen Klängen beginnt, steigert sich dann langsam. Immer wieder ein paar Elektro-Spielereien zwischendurch. Ganz nett, aber irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch. 7,5/10
7. Deafening Silence
Erinnert sehr an die Elektro-Experimente vom Vorgänger "Imperfect Harmonies". Die Instrumentalisierung her nicht wirklich meins ... diese Elektro-Spielereien sind einfach nichts für mich Serj liefert stimmlich aber eine gute Leistung ab, daher noch 7/10
8. Forget Me Knot
Einfach klasse. Nachdem das Album nach dem Titeltrack ein wenig abzufallen schien, haut Serj mal eben locker ein Highlight raus. Ein eher ruhig gehaltener Song mit verhaltenen Pianoklängen, der sich wie auch "Occupied Tears" langsam aufbaut, das aber weitaus besser hinbekommt. 9,5/10
9. Reality TV
Ein Stück, das irgendwie permanent an mir vorbeiläuft und nicht wirklich im Kopf hängen bleibt. Filler. 7/10
10. Uneducated Democracy
Noch einmal eine Explosion kurz vor dem Ende! Sehr flott, harte Riffs und wie so oft mit extremen Rhythmuswechseln. Gefällt. 9/10
11. Weave On
Wer zum Schluss eine Ballade erwartet, wird überrascht sein - Serj beendet das Album mit einem flotten Song, der im Refrain extrem an SoaD erinnert und den Hörer so zufrieden rausschickt. 9/10
Eine 10/10 mag ich für keinen Song vergeben - dazu sind sie nicht gut genug, auch wenn die besten Stücke wirklich verdammt nahe dran sind. Zu Glanzstücken vom Debüt wie "Sky is Over" or "Baby" fehlt aber einfach noch was. Textlich gibt es keine Überraschungen - Serj schwingt vorwiegend wieder den Zeigefinger, wettert gegen Politik und Wirtschaft und streut ein paar Songs über Liebe dazwischen. Unterm Strich ist das ganze sehr solide und deutlich besser als der Vorgänger - die Elektro-Spielereien sind überschaubar und die meisten Songs eher in Richtung SoaD/Debüt-Soloalbum gestaltet. Würde insgesamt eine 8/10 geben.