Beide Boxer sind primär daran interessiert daran Geld mit dem Boxsport zu verdienen und daran ist auch nichts verwerflich. Sowohl Klitschko, als auch Haye sind profitorientiert und wissen um den eigenen Marktwert, auch wenn Haye seinen einem frechen Mundwerk zu verdanken hat. Im Schwergewicht ist er ein bisweilen unterhaltsamer Youngster.
Klitschko wirkte in den letzen Kämpfen sehr überlegen, das sicherlich gegen moderate Opponenten, aber die Überlegenheit beflügelte sein Selbstbewusstsein. Wann sah man ihn das letze Mal straucheln oder Fehler begehen? Er boxt effizient und leider auch frustrierend langweilig.
Unter Steward avancierte er über die Jahre zu einem äußerst taktisch und vorsichtig agierenden Kämpfer, der kein Risiko eingeht und seinen boxerischen Instinkten nicht gehorcht, falls er die überhaupt besitzt.
Das monierte Steward zuletzt in einem Interview, als er Klitschko das größte Talent bescheinigte, obwohl Lennox Lewis der beste Schwergewichtler sei, da er im Ring auch alles abrufen und anwenden konnte. Klitschko sei da gehemmter. In der Gefechtssituation benötigt Klitschko ganz sture Kontrolle, die er über die exzellente Führhand gewinnt. Den Gegnern ist es von Beginn an kaum möglich die Distanz zu überbrücken, zumindest nicht ohne harte Jabs in Kauf zu nehmen und dann von einem clinchenden Giganten empfangen zu werden. Das macht Klitschko einfach sehr gefährlich und unangenehm zu boxen. Die rechten Hände setzt er verhalten ein, aber ein paar solcher Volltreffer genügen meistens schon um die Gegner vollends zu beherrschen.
Was bleibt dem physisch unterlegenen David Haye als Möglichkeit?
Er ist schnell, schlägt schnell und hart und bewegt sich sehr gut im Oberkörper, die Beinarbeit ist solide. Haye schlägt wenige Jabs, versucht es lieber mit seinen Heumachern, die auf wundersame Weise gerne ihr Ziel finden oder er schlägt blitzschnelle Konter. Gegen Valuev lief der Kampf ausschließlich über die Schnelligkeit, Haye flitzte 12 Runden lang im Ring im herum, der tapsige Valuev war allein von den gelaufenen KM ab der Kampfeshälfte platt, und stach mit einzelnen Händen zu, die fast immer ihr Ziel fanden. In dem Kampf war Haye überhaupt nicht an einem KO interessiert, der Volltreffer in der letzten Runde überraschte ihn mehr, als er die Zuschauer überraschte.
Ich schreib es bereits, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Haye sich auf einen offenen Schlagabtausch einlässt. Den Gefallen wird er Klitschko nicht tun, denn der schlägt zu hart, als dass Haye solche Treffer nehmen könnte. Über die Kondition kann Haye auch nicht viel erreichen, es sei denn er erlaubt Klitschko von Beginn an nicht die eigene Marschroute zu marschieren. Klitschko neigt zu nervösen Aktionen, wenn die Kämpfe nicht gut beginnen. Das könnte Kraft kosten und Haye ermöglichen auf Fehler zu lauern. Ein mögliches und wahrscheinliches Szenario ist, dass Klitschko den Kampf über die Punkte gewinnt und Haye wie K. Johnson kaum getroffen am Ende ausgepfiffen wird. Immerhin: nicht ausGEZÄHLT wird.
In Interviews provoziert Haye immer gerne damit, dass Klitschkos Gegner nicht gewinnen wollen und ich frage mich wie sehr Haye den Sieg will oder der Schmach einer bösen KO-Niederlage entgehen will. Niemand wird ihm zujubeln, wenn er sich mutig ins offene Gefecht stürzt und dabei untergeht.