Naja, den Fall müssen wir hier nicht bis ins Kleinste diskutieren und letztendlich ist es auch gar nicht möglich, da der Prozess halt nie stattfand. Ursprünglich habe ich aber einfach den Satz aus Kobes Statement zitiert und die Ergebnisse aus der medizinischen Untersuchung gepostet.
Es ging um Beweise und Beweise waren nunmal da (zB ihr Blut an Kobes T-Shirt). Das sind Fakten.
Das Sperma und die Schamhaare eines weiteren Mannes wurden erwähnt. Aber eine Frau kann nunmal auch freiwillig mit Mann A Sex haben und von Mann B vergewaltigt werden. Sie darf freiwillig so viel Sex haben wie sie will, deshalb wäre aber eine anschließende Vergewaltigung immer noch eine Vergewaltigung. Die Anwälte von Kobe wollten ihr durch die Spuren eines anderen Mannes Promiskuität unterstellen, um so die Vergewaltigungsspuren zu erklären. Normaler Sex führt aber nicht dazu, wie die medizinischen Zeugen auch aussagten. Da fehlte also noch ein Puzzle. Sie einfach als "Schlampe" darzustellen, reicht als Erklärung nicht.
Letztendlich kann sich ein Star wie Kobe nunmal die teuersten Anwälte leisten und diese arbeiteten damals mit den schmutzigsten Tricks. ZB dass eben der Name des Opfers an die Öffentlichkeit gebracht wurde, wodurch sie von Fremden ständig angepöbelt und bedroht wurde. Von Reportern und Fotographen belagert wurde. Das war schon Psychoterror, der rein gar nichts zur Wahrheitsfindung beitrug. Mag sein, dass ich da nicht ganz objektiv bin, aber diese "Strategie" war schon arg eklig. Und man kann auch die Frage stellen, ob dies 2020 überhaupt noch so möglich wäre. Die Methoden der Anwälte und das Verhalten der Presse waren schon auch ein Kind der damaligen Zeit.
Von mir findest du übrigens keinen einzigen Beitrag von damals zu diesem Thema. Ich halte mich bei solchen Geschichten eigentlich immer raus, bis der Fall abgeschlossen ist. Die Strategie von Kobes Verteidigung fand ich aber damals schon unter aller Sau. Zumal der Gegner halt eine kleine, 19jährige Hotelangestellte war. Das war kein Kampf auf Augenhöhe. Selbst wenn sich die Anwälte irgendwann nicht mehr viel gaben. Kobe war der Star, war Medienprofi und hatte ganz andere Möglichkeiten sich zurückzuziehen.
Am Ende blieb für mich halt immer ein Satz hängen. Der aus Kobes Statement:
“After months of reviewing discovery, listening to her attorney, and even her testimony in person, I now understand how she feels that she did not consent to this encounter.”
Nein, das ist natürlich kein Schuldeingeständnis. Das hätten ihn seine Anwälte auch gar nicht formulieren lassen können, da Kobe sonst doch noch größere Probleme bekommen hätte. Hier wurde doch jedes einzelne Wort ganz genau abgewogen und über mehrere Anwaltstische gereicht. Und dafür finde ich es dann doch überraschend deutlich („did not consent“). Viel deutlicher geht es halt nicht mehr, ohne tatsächlich seine Schuld einzugestehen. Und sein Statement ist auch das Letzte, was (für mich) von der Geschichte bleibt.
Ich hatte auch nicht die Absicht den Fall hier zu diskutieren aber ich habe das damals interessiert verfolgt und mich über deine Variante der Geschichte gewundert. Wenn man über sportliche Fragen diskutiert kann man aus meiner Sicht gerne einseitig argumentieren wenn es die eigene These stützt.
Wenn man in einem Forum einen länger zurückliegenden Vergewaltigungsprozess schildert, sollte man aus meiner Sicht vermeiden wichtige Teile der Geschichte bewusst wegzulassen oder irgendwelche Vermutungen als Fakten darzustellen. Das fand ich in diesem Zusammenhang ziemlich fragwürdig. In anderen Punkten bin ich deiner Meinung.
Zum oben markierten Teil: Es wurde doch nicht über das Sexleben der Frau diskutiert um sie damit als Schlampe abzustempeln. Es gab einfach die Möglichkeit, dass nicht der Sex mit Bryant sondern der Sex mit dem anderen Mann zu den Verletzungen geführt hatte. Und da gab es einige Fragezeichen weil sie widersprüchliche Angaben gemacht hatte. Insofern waren diese Nachforschungen natürlich ein logischer Teil der Ermittlungen.
Dass die Medien oder auch Anwälte von Bryant ebenso andere Aspekte im Leben der Frau durchpflügt haben um Informationen zu sammeln ist auch klar. Dabei gab es Berichte, dass sie wegen psychischer Probleme Medikamente genommen hatte, dass es viele Sex Partner gegeben hatte oder auch, dass es zu früheren Zeitpunkten Suizid Gedanken/Versuche gegeben haben soll.
All das stand nicht in direktem Zusammenhang mit der fraglichen Nacht im Hotel. Aber wurde natürlich trotzdem vor großem Publikum in der ganzen Nation ausgebreitet. Da haben die Anwälte ihren (dreckigen) Job gemacht und natürlich auch die Medien jede Sensationsmeldung und jedes Gerücht dankbar aufgegriffen. Dementsprechend war der ganze Druck gewaltig. Wobei auch Bryant in der Zeit natürlich mit Vorverurteilung und Anfeindungen umgehen musste. Und natürlich konnte er sich nicht "zurückziehen": Der spielte ja weiterhin und stand alle paar Tage wieder in einer fremden Halle und wurde mit entsprechenden Kommentaren von gegnerischen Zuschauern begrüßt. Die ganze Geschichte war eine üble mediale Schlammschlacht.
Im Übrigen finde ich deine Aussage zu Bryants Statement auch wieder fragwürdig bzw nicht genau genug.
Da stand eben nicht nur "she did not consent" sondern "she feels that she did not consent". Das ist für mich ein gewaltiger Unterschied.
Bryants Variante der Geschichte war, dass es einvernehmlichen Sex gab. Dass die kleinen Blutspuren durch Kratzer entstanden als sie auf dem Holzstuhl aktiv waren. Und dass sie jederzeit in der Lage gewesen wäre Stop zu sagen aber dies nicht getan hatte. Ein "Stop" kam von ihr erst als Bryant fragte ob er "auf ihr Gesicht kommen darf". Das hat sie verneint. Und das abschließende Statement passt insofern auch zu dieser Geschichte.
Ob man die nun glaubt oder nicht ist dann wieder ein ganz anderes Thema. Vielleicht hätte sich in einem Prozess ein klares Bild ergeben. Man wird wohl auch nie erfahren ob der mediale Druck oder die fehlenden Erfolgsaussichten der Grund für den Rückzieher waren. Das wissen lediglich ihre Anwälte von damals.
Und ich habe jetzt bewusst eher die "verteidigende" Perspektive eingenommen weil ich deine Variante der Beschreibung eben zu einseitig empfunden habe. Ich hätte mich aber auch umgekehrt daran gestört wenn jemand so getan hätte als wäre Bryant eindeutig unschuldig gewesen. Ich finde einfach man muss bei der Beschreibung alle Aspekte erwähnen.