Klar kann ich das. Als Fan will ich das beste Produkt auf dem Platz sehen, Punkt aus. Ich finde es immer wieder interessant, dass es tatsaechlich Fans zu geben scheint, die gerne einem miesen Team zusehen in der Hoffnung, dass es ja irgendwann besser wird. Verstehen tue ich es allerdings nicht. Und jetzt so zu tun als ob die Thunder in den genannten Jahren auf "Win Now" gegangen wären ist doch voellig laecherlich. Die Sub-25-Win Seasons wurden gerne in Kauf genommen, wenn es dafuer Russell Westbrook and James Harden gibt.
Du scheinst nicht mal ansatzweise einen Plan über die Geschichte der Sonics bzw. Thunder zu haben.
2004/2005 holten die Sonics 50+ Siege, mit den Stars Ray Allen und Rachard Lewis. Die damaligen Sonics zeichneten sich insbesondere durch eine verdammt starke (und langsame) Offensive aus, wobei sie in der Defense richtig mies gewesen sind. Das Team war auch recht jung; kein (!) Spieler der normalen Rotation war 30 oder älter.
Nach dieser sehr erfolgreichen Saison (erst Runde gar überstanden und gegen die Über-Spurs in Runde 2 "nur" mit 2:4 verloren) verließ Coach Nate McMillian die Franchise in Richtung Portland. Die Sonics wollten wiederum das damalige Team zusammenhalten und wieder eine solide Saison spielen (kein Wunder, oder?), beförderten den Assistenten Bob Weiss, der die Soncis aber nicht so gut führen konnte wie sein ehemaliger Chef. Die Sonics starteten schwach 13:17 und Weiss wurde abgesetzt, was schon zeigt, dass die Sonics auch in der Saison 2005/2006 im Win-Now waren. Bob Hill übernahm, unter ihm wurde es aber leider kaum besser. Die Sonics spielten einen ganz anderen Stil als unter den erfolgreichen McMillian. Vom erfolgreichen langsamen Spiel, wechselten sie zu einem uptempo-Stil, der zwar dazu führte, dass die Sonics abermals Top 3 offensiv waren, jedoch waren sie defensiv noch schlechter (hier machte sich dann wohl auch der Abgang von McMillian bemerkbar, dessen Defensive zwar auch schlecht war, aber nicht so bodenlos wie unter Hill). Rotationen wurden durcheinandergeworfen (teilweise durch Trades, teilweise Verletzungen und besagten Coaching-Wechsel). Trotzdem versuchte man das beste. Warum sollte das auch anders sein in Anbetracht der Erfolgen der letzten Saison. Zusammenfassend könnte man also sagen, dass es eine sehr unglückliche Saison, in welcher man sich mehr versprochen hat als letztendlich rumkam. 35 Siege wurden geholt, was schon zeigt, dass die Sonics eben
nicht extra verloren haben oder das Team bewusst künstlich (durch Trades oder Nichteinsätze von Spielern) verschlechtert haben. Von Tanking keine Spur.
2006/2007 durfte Bob Hill das Team weiterihn betreuen. Man wollte wohl abwarten, was er erreichen kann, wenn er eine ganze volle Saison coachen darf. Leider holte man nur 31 Siege, wobei sich diese 31 Siege offensichtlich keineswegs mit anderen Saisons von anderen Teams vergleichen lassen, in welcher sie haufenweise Spiele abschenken, um am Ende dann bei 15-20 Siegen zu stehen. Die Sonics holten doppelt so viele Siege wie solche 15-Siege-Teams. Warum holten die Sonics "nur" 31 Siege? Defensiv agierten die Sonics wieder auf einem ähnlichen Niveau wie unter McMillien. Das entspricht zwar nur #27 in der Liga aber war deutlich besser als in der Saison zuvor. Offensiv hatten sie dafür mehr Probleme als zuvor. Ingesamt "nur" Rang 9 (die Jahre zuvor Top 3 hintereinander), was vor allem daran lag, dass die besten Offensivspieler - Lewis und Allen - verletzungsbedingt zig Spiele ausgefallen sind (fast 50). Dass man mit einem Team um Petro, Wilox & Co in Schlüsselrollen sogar noch mehr als 30 Siege holte, zeigt doch, dass sie nicht extra verloren haben, sondern (mehr oder weniger) ihr Bestes versucht haben. Dementsprechend kann man auch hier nicht von Tanking sprechen.
Im Sommer 2007 kam dann die Lotterie und hier hatte man einfach Glück. Obwohl man nur die fünftschlechteste Bilanz hatte (trotz beachtlicher 31 Siege), durfte man an Rang 2 picken. Das war Glück und kein durch geplantes Verlieren gewonnener Vorteil. Die Sonics waren als ein -2.8 Team (SRS) eigentlich gar nicht so schlecht wie andere Teams (sie hatten sich ja auch angestrengt). Einfach gesagt: Sie hatten einfach Glück, dass sie mit 31 Siegen trotzdem die fünftschlechteste Bilanz hatten, weil die Liga damals ausgeglichener als heute gewesen ist. Um das zu verdeutlichen: Im letzten Jahr wären sie mit 31 nur Rang 9 innerhalb der Teambilanzen.
Gerade hier sieht man doch wie widersinnig dein Vergleich ist. Die damaligen Sonics sind eben nicht mit den Teams zu vergleichen, die zig Spiele verlieren, das Team extra schlecht machen, damit jede Niederlage die Chance für einen Toppick leicht steigert. Ganz im Gegenteil! Sie wurden in gewisser Weise dafür belohnt, dass sie
nicht getankt haben und profitierten davon, dass sie zu einer Zeit spielten, in welcher die Liga ausgeglichener gewesen ist. Mit - für die Bedinungen - beachtlichen 31 Siegen durften sie einen KD picken. So viel Glück kann man eigentlich nicht haben. Von bewussten und zielgerichteten Verlieren kann aufgrund obiger Abläufe aber mitnichten die Rede sein.
Das, was dann folgte, war dann der logische Weg. Lewis Vertrag lief passend aus. Lewis wollte richtig absahnen und unterschrieb ein wahnwitziges 120 Mio Angebot der Magic. Hätten die Sonics da etwa mitgehen sollen? Spätestens als feststand, dass KD kommen würde (Oden galt überall zurecht als #1) und er auch noch Lewis Position spielen würde (dazu seine Gehaltsvorstellungen), war klar, dass kein Platz mehr für einen überteuerten Lewis in Seattle ist. Also tradete Presti Lewis für eine später noch sehr wichtige TPE. Eine vollkommen richtige Entscheidung oder hättest du Lewis für den Preis behalten, um im Winnow mit Chancen auf 45 Siegen und zerstörter Flexibilität zu bleiben?
Ray Allen hätte man durchaus behalten wollen, doch Presti hatte sich lieber dazu entschlossen, einen Top5 abzugreifen und das Team mit KD als #1 komplett neu aufzubauen. Hier wäre durchaus eine andere Entscheidung
vertretbar gewesen, aber für diesen Weg gab/gibt es auch gute Gründe. Weitere Entscheidungen folgten, der Kader wurde umgebaut, es gab viele Trades für Picks und anderen mittel/langfristige Assets.
Wenn man also genau hinsieht, fing der gewollte Rebuild durch die glückliche Fügung, KD trotz 31 Siegen draften zu können und Lewis Vertrag gerade auslief, erst im Sommer 2007 an. 2010 holte man bereits 50 Siege und spielte bis heute jedes Jahr einen besseren Basketball als im Jahr zuvor.
EDIT:
Noch ein Nachtrag: 2008/2009, die Saison bevor man Harden draften durfte, verlor man sicherlich auch nicht extra. Dann hätte man einfach Carlesimo behalten sollen, der einen 1-12 Start hinlegte. Brooks übernahm, musste das total verunsicherte und mies gecoachte Team erstmal ganz neu ausrichten (andere Rollen, andere Positionen für die Spieler, anderer Spielstil) und schloss nach dem miesen 3-29 Start die Saison mit annehmbaren 20:30 ab (von den letzten 24 gewannen sie 10). Warum versuchten die Thunder also so viele Spiele wie möglich zu gewinnen? Etwa, um die Chancen auf einen Toppick zu verbessern?