Leichtathletik


LeZ

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In dem Artikel stehen halt die altbekannten Dinge drin, dass die Sportstrukturen bei weitem nicht mehr so professionell sind wie vor 30 Jahren. Was verdient ein Sportsoldat der 6 mal die Woche professionell trainiert, und alles dem Sport unterordnet ? Vielleicht die Hälfte von meinem Gehalt. Und darf sich dann in vielen Bereichen selbst informieren, nach welchen Methoden und neuen Ideen er vorgehen könnte um es vielleicht in die Top-20 seines Sports zu schaffen. Im Schwimmen und der Leichtathletik war Deutschland mal oben dabei als es die Strukturen und das damals aktuelle Wissen gab, jetzt nur noch in den Skidisziplinen und vereinzelt bei Ausnahmepersonen. Wenn ich dann "boah die sind alle so schlecht" höre, bekomme ich Brechreiz. Klar, mit Willen, Müsli und hartem Training könnte jeder von denen ...

Warum gewinnen grundsätzlich Sprinter aus den USA, Jamaika oder einem anderen Inselstaat der Region ? Warum kein Schwarzer aus Kenia, dem Kongo oder einem anderen afrikanischen Staat mit ähnlichen genetischen Bedingungen. Im Langlaufsport das gleiche Bild, nur anderer "dominierende Staaten". Dass eine Klosterhalfen völlig runtergehungert da wenigstens zeitweise ein bisschen mitlaufen konnte, und dann irgendwann einbricht (auch durch Krankheit und Verletzungen), klar, völlig doof die Trulla. Müsste nur mehr Müsli ... Das gleiche Bild bei Krause, ist ja nur 2018 Europameister gewesen, jetzt häufig verletzt. Aber, das ist ihr eigentliches Niveau, auch total schlecht, wie immer und wie alle Deutschen.

Ok, ich muss dringend besser weghören üben.
 

Paulie Walnuts

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Marita-Koch-Feeling heute:

Die US-Amerikanerin Sydney McLaughlin schafft die 400m-Hürden im Finale in sage und schreibe 50,68 Sekunden. Sie pulverisiert damit ihren eigenen ("alten") Weltrekord um fast 1 Sekunde.

Wichtig: die 52-Sekunden-Marke wurde erstmals erst im Jahr 2021 geknackt durch McLaughlin bei den U.S. Trials und danach nochmal bei den Olympischen Spielen in Tokio. Sie ist damit auch die einzige Frau in der Geschichte der 400m-Hürden, die jemals unter 52 Sekunden gelaufen ist. Und jetzt plötzlich 50,68s. :crazy:

Absolute Sprachlosigkeit, was war das bitte für eine Leistung?! Glückwunsch an McLaughlin...aber wie sagte der Kommentator gestern: derartige Ergebnisse sollten immer mit einer gesunden Skepsis betrachtet werden und mit einer gewissen kritischen Distanz, ohne die eigentliche Leistung zu diskreditieren. ;)
 

gentleman

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Ja das war in der Tat ein unfassbarer Weltrekord, sie sah dabei so im Flow und locker aus und hat eine ebenfalls sehr starke Bol so klar distanziert.. schon krass, und das mit erst 22 Jahren. Anfangs war sie selbst noch etwas fassungslos und konsterniert über diese Fabelzeit. Die Bahn in Eugene dürfte wirklich schnell sein, hoffen wir mal, dass alles seinen korrekten Weg gegangen ist und sie einfach eine unglaublich talentierte und großartige Sportlerin ist...
 

Paulie Walnuts

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Wie gesagt: eine kleine kritische gesunde Distanz bei derartigen Leistungen, so wie es der Kommentator gestern auf ZDF sagte, kann nicht schaden.

Dieser Fabelweltrekord heute ist jedenfalls sehr beeindruckend gewesen, fast unbeschreiblich. Die Usain-Bolt-Vibes in Berlin 2009 mit dem 9,58s-Weltrekord waren schon krass, aber das Ding heute mit dieser Zeit (50,68s), insbesondere unter der Berücksichtigung, dass der Weltrekord vor gut einem Jahr noch bei über 52 Sekunden stand, war fast noch krasser.

Um den Leistungssprung heute einzuordnen: das wäre ungefähr so, als wenn der 100m-Weltrekord von 9,58s plötzlich auf 9,42s gestellt werden würde. Nicht übel...
 

Roberts

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Wenn ich dann "boah die sind alle so schlecht" höre, bekomme ich Brechreiz. Klar, mit Willen, Müsli und hartem Training könnte jeder von denen [...]
Ok, ich muss dringend besser weghören üben.
Deinen Brechreiz kann Dir keiner nehmen. Frage zu dem geringen Einkommen deutscher Sportler/-innen: Ist Haruka Kitaguchi Großverdienerin? Hat sie die um Längen besseren Trainingsbedingungen als Annika Marie Fuchs? Haben Sportler/-innen im Perspektivenkader des DLV schlechte Trainingsbedingungen? Wie sieht es bei den Sportsoldaten/-innen aus? Sind die DLV-Leistungszentren technisch und finanziell mies ausgestattet? Sind die Kräfte der deutschen Sporthochschule Haubentaucher?
 

Jerry

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Deinen Brechreiz kann Dir keiner nehmen. Frage zu dem geringen Einkommen deutscher Sportler/-innen: Ist Haruka Kitaguchi Großverdienerin? Hat sie die um Längen besseren Trainingsbedingungen als Annika Marie Fuchs? Haben Sportler/-innen im Perspektivenkader des DLV schlechte Trainingsbedingungen? Wie sieht es bei den Sportsoldaten/-innen aus? Sind die DLV-Leistungszentren technisch und finanziell mies ausgestattet? Sind die Kräfte der deutschen Sporthochschule Haubentaucher?

Kannst du denn das ansatzweise beantworten? Also wie gut die Trainingsbedingungen wirklich in Deutschland sind?
Ist es Zufall, dass gefühlt eine der wenigen Topathletinnen in der LA in die USA gegangen ist, um dort top trainieren (oder was auch immer ) zu können?
Fakt ist doch, dass sich praktisch kein Mensch in Deutschland für Leichtathletik (mehr) interessiert. Es sei denn es gibt Olympische Spiele, aber dort auch fast nur, wenn es Medaillen gibt. Die Finals 2022 in Berlin der Deutschen Meisterschaften fanden gefühlt in einem leeren Stadion statt. Das macht natürlich auch etwas mit der Jugend und dem Interesse an der Leichtathletik. Während man früher noch ein richtiger Star werden konnte und deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, will halt heute fast jeder Fussball spielen. Und laufen, springen, rennen ist verkürzt formuliert auch nicht der spannendste Sport den man üben/trainieren kann.

Natürlich spielen viele Faktoren eine Rolle, aber deine Argumentation mit den verweichlichten Sportlern ohne Siegeswille und Mentalzwerge ist mir irgendwie zu monokausal. Nach der Logik müsste man noch in viel mehr Sportarten abschmieren.
 

Paulie Walnuts

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Niklas Kaul lässt im Zehnkampf nach übersprungenen 2,05m die weiteren Höhen aus (obwohl er durchaus 2,08m oder 2,11m springen kann), um sich für die EM zu schonen. :crazy:

Schon eine eigenartige WM in Oregon. Wird quasi zur Vorbereitung für die EM genutzt, ganz nach dem Motto: wir haben hier im weltweiten Vergleich sowieso keine Chance, WM ist nicht unser Ding, lasst uns zur EM nach München fahren, da fühlen wir uns wohler und haben dann auch Medaillenchancen.

Die WM (neben Olympia der absolute Höhepunkt) wird als Trainingscamp missbraucht. Auch mal was Neues. Wie sagte Busemann gestern: die deutschen Ergebnisse in Oregon sind erschütternd.

Und da schreibe ich diese Zeilen und schon holen wir die erste Medaille! Ist das so ein Karma-Ding? :D Bronze für die deutschen Damen in der 4x100m-Staffel! :jubel: Wir sind wieder wer! I freu mi! :jubel:

die-deutschen-laeuferinnen-springen-nach-dem-gewinn-der-bronze-medaille-ueber-4-x-100-meter-vor-freude-in-die-luft.jpg
 
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Naja, bei den Olympischen Spielen ist er wegen einer Hochsprung Verletzung ausgeschieden, das war sicherlich im Kopf. So leicht wie die 2,05 aussahen habe ich es aber auch eher als verschenkte Punkte wahrgenommen
 

Roberts

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Kannst du denn das ansatzweise beantworten? Also wie gut die Trainingsbedingungen wirklich in Deutschland sind?

Ich denke schon: Die Trainingsbedingungen in Deutschland sind im internationallen Vergleich mindestens im oberen Drittel anzusiedeln. Es gibt alleine 16 Bundesstützpunkte im Deutschen Leichtathletik-Verband, die sich intensiv um Bundeskaderathleten kümmern - klar, dass junge Athleten/-innen es erst einmal dahin schaffen müssen. Trainer/-innen werden in der DLV-Akademie ausgebildet. Es gibt ein umfassendes Unterstützungsprogramm für Vereine, aber auch für Schulen. Zur Talenterkennung gibt es bis in die unteren Ebenen Sichtungswettbewerbe etc.. Die Deutsche Sporthochschule in Köln ist Forschungs- und Leistungsunterstützungszentrum für viele Sportarten, darunter selbstverständlich auch für die Leichtathletik.
Ein weiteres, sehr professionelles Standbein als Ergänzung ist die Förderung von Spitzensportlern durch die Bundeswehr in Sportfördergruppen. Daneben bestehen vergleichbare Fördersysteme bei der Bundespolizei (Zoll) und den Polizeien der Bundesländer.
Im Hinblick auf die Befreiung der finanziellen Lasten werden neben Stipendiaten dort auch sog. Staatsamateure als Sportsoldaten/-innen von Mannschaftsdienstgraden bis hin zur Offizierslaufbahn gefördert. Dies soll dazu dienen, dass sich diese Sportler/-innen rein auf die Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit konzentrieren. Weitere finanzielle Förderungen erfolgen durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe.

Richtig ist natürlich, dass nicht alle Sportler/-innen durch den Sport reich werden, gerade deshalb gibt es diese Fördersysteme - die Leichtathletik ist hier zumindest nicht schlechter gestellt, als die anderen Sportarten, die nicht im besonderen Fokus der Öffentlichkeit stehen. Trotzdem sind die Erfolge in diesen anderen Sportarten unter gleichen Bedingungen zum Teil erheblich größer.

Ist es Zufall, dass gefühlt eine der wenigen Topathletinnen in der LA in die USA gegangen ist, um dort top trainieren (oder was auch immer ) zu können?
Fakt ist doch, dass sich praktisch kein Mensch in Deutschland für Leichtathletik (mehr) interessiert.

Das ist eine Momentaufnahme, die sich immer auch am Angebot am Markt und vor allen Dingen an den Begleitbedingungen entscheidet. Sportarten werden durch Stars groß gemacht und verschwinden durch deren Abwesenheit auch wieder in der Versenkung, wobei die Vermarktung der Medien eine entscheidende Rolle spielt. Bestes Beispiel ist Tennis. Wäre der Medienhype um Becker und Graf ausgeblieben, so wäre Tennis so unbedeutend geblieben, wie es heute wieder ist.

Deutsche Topathleten gehen zur weiteren Leistungssteigerung zum Teil ins Ausland, dass Training bei den Toptrainern der internationalen Topstars ist dabei - solange Erfolge die Kritik an den Trainingsmethoden inkl. des zumindest latenten Dopingverdachts nicht verstummen lassen - durchgehend nicht unumstritten. Weitreichend ausbleibende Erfolge stellen diesen Weg zumindest überwiegend auch in Frage.

Es sei denn es gibt Olympische Spiele, aber dort auch fast nur, wenn es Medaillen gibt. Die Finals 2022 in Berlin der Deutschen Meisterschaften fanden gefühlt in einem leeren Stadion statt. Das macht natürlich auch etwas mit der Jugend und dem Interesse an der Leichtathletik. Während man früher noch ein richtiger Star werden konnte und deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, will halt heute fast jeder Fussball spielen. Und laufen, springen, rennen ist verkürzt formuliert auch nicht der spannendste Sport den man üben/trainieren kann.

Spaß am Sport ergibt sich aus dem Talent, dass sich auf den untersten Ebenen des Sports zunächst einmal völlig unabhängig vom Interesse der Allgemeinheit an der jeweiligen Sportart entwickelt. Richtig ist, dass für begabte Kinder Idole eine wichtige Funktion haben und da ist der Fußball überbordend. Richtig ist auch, das Eltern solcher begabter Kinder die finanziellen Entwicklungsmöglichkeit nicht selten in den Vordergrund stellen und dass dadurch Sportarten wie Fußball, Tennis, Eishockey, Motorsport sehr weit vorne sind. Im Hinblick auf die Jugend ist das aber ein reines gesellschaftlich selbst geschaffenes Problem.

Natürlich spielen viele Faktoren eine Rolle, aber deine Argumentation mit den verweichlichten Sportlern ohne Siegeswille und Mentalzwerge ist mir irgendwie zu monokausal. Nach der Logik müsste man noch in viel mehr Sportarten abschmieren.
...und genau das ist das, was passiert. In vielen Sportarten müssen deutsche Sportler/-innen erklären, warum es im entscheidenden Moment nicht dazu gereicht hat, die Vorleistungen zu bestätigen. Von Verweichlichung ist dabei nicht die Rede, sondern von mentalen Einbrüchen.
Da das, was ich dazu schreibe, hier als Trollerei betrachtet wird, liefere ich gerne noch mehr Trollerei aus unberufenem Munde:
DLV-Cheftrainerin Anett Stein schrieb:
Wenn ich auf die Leistung der Athleten schaue, muss ich feststellen, dass 40 bis 45 Prozent der hier angereisten [deutschen] Athleten ihr Leistungsvermögen nicht abrufen konnte.
 

Jerry

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Richtig ist natürlich, dass nicht alle Sportler/-innen durch den Sport reich werden, gerade deshalb gibt es diese Fördersysteme - die Leichtathletik ist hier zumindest nicht schlechter gestellt, als die anderen Sportarten, die nicht im besonderen Fokus der Öffentlichkeit stehen. Trotzdem sind die Erfolge in diesen anderen Sportarten unter gleichen Bedingungen zum Teil erheblich größer.

Das stimmt schon, aber da sind wir eben bei der Attraktivität von Leichtathletik.

Das ist eine Momentaufnahme, die sich immer auch am Angebot am Markt und vor allen Dingen an den Begleitbedingungen entscheidet. Sportarten werden durch Stars groß gemacht und verschwinden durch deren Abwesenheit auch wieder in der Versenkung, wobei die Vermarktung der Medien eine entscheidende Rolle spielt. Bestes Beispiel ist Tennis. Wäre der Medienhype um Becker und Graf ausgeblieben, so wäre Tennis so unbedeutend geblieben, wie es heute wieder ist.

Interessanter Punkt. Ich würde sagen, dass Tennis aktuell überhaupt nicht unbedeutend ist, wenn auch nicht so groß wie zu Becker-Zeiten - klar. Vor paar Jahren gab es die Kerber-Siege inklusive Hype und Zverev ist jetzt auch nicht ein niemand.

Aber wir leben heute eben in einer medial anderen Gesellschaft als in den 80ern. Da war Olympia das absolute Highlight. Heute sitzt nicht mehr gefühlt die ganze Nation vor dem Fernseher. Mihambo wäre wahrscheinlich "damals" ein viel größerer Star geworden, aber heute ist das Interesse eben weniger geworden in Deutschland. Und ich sehe da auch kein großes Potential, dass es wieder kommt. Die Bedingungen haben sich überall verbessert, dementsprechend ist die Gap mit der Leistungsförderung nicht mehr so extrem groß zwischen Deutschland und irgendwelchen kleinen Ländern. Diese Gap gibt es maximal noch in Sportarten, wo du unfassbar viel Geld rein stecken musst (Bob?) und du als deutscher Sportler eben davon extrem profitieren kannst.

Spaß am Sport ergibt sich aus dem Talent, dass sich auf den untersten Ebenen des Sports zunächst einmal völlig unabhängig vom Interesse der Allgemeinheit an der jeweiligen Sportart entwickelt. Richtig ist, dass für begabte Kinder Idole eine wichtige Funktion haben und da ist der Fußball überbordend. Richtig ist auch, das für Eltern solcher begabter Kinder die finanziellen Entwicklungsmöglichkeit nicht selten in den Vordergrund stellen und dass dadurch Sportarten wie Fußball, Tennis, Eishockey, Motorsport sehr weit vorne sind. Im Hinblick auf die Jugend ist das aber ein reines gesellschaftlich selbst geschaffenes Problem.

Die Frage ist tatsächlich: Ist dies ein Problem? Müssen wir unbedingt Weltklasse in der Leichtathletik sein. Kann man diese Weltklasse heute überhaupt noch erreichen, ohne in mindestens Graubereiche der leistungsfördernden Mittel zu gehen?
Andersrum könnte man auch sagen, dass beide deutschen Staaten eben vielleicht nur so gut waren, weil auf beiden Seiten Doping nicht unbedingt klein geschrieben wurde. Die Nachwirkungen gingen dann noch bis in die 90er rein und seitdem wird es halt stetig weniger.
...und genau das ist das, was passiert. In vielen Sportarten müssen deutsche Sportler/-innen erklären, warum es im entscheidenden Moment nicht dazu gereicht hat, die Vorleistungen zu bestätigen. Von Verweichlichung ist dabei nicht die Rede, sondern von mentalen Einbrüchen.
Da das, was ich dazu schreibe, hier als Trollerei betrachtet wird, liefere ich gerne noch mehr Trollerei aus unberufenem Munde:

Aber diese mentalen Zusammenbrüche hattest du in der Vergangenheit (wenn ich mich recht entsinne) immer gerne auf die "gesamtdeutsche" Mentalität geschoben. Ich wäre gespannt wie die Analysen bei anderen Nationen aussehen und ich könnte mir vorstellen, dass es nicht groß anders ist. Man kriegt es halt nicht mit, weil man nicht hinguckt. Natürlich nicht bei allen Nationen.
 

LeZ

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Im Zusammenhang mit dem "jämmerlichen Versagen der deutschen Leichtathleten" sollte man vielleicht irgendwie auch beachten, dass die deutschen Speerwerfer/-innen in den letzten 20 Jahren extrem erfolgreich waren. Sowohl die Männer als auch die Frauen. Habe mal recherchiert, es handelt sich nicht um Ausläufer des DDR-Sports, sondern um Talente u.a. aus Westdeutschland die einfach zufällig den Weg in die Leichtathletik gefunden haben, und zufällig den Körper hatten der eine Top-5-Leistung in diesem Sport hergab. Obergföll, Hussong, Stahl, Molitor, alles Welt- und Europameister bzw. Olympiamedaillengewinner. Wenn da ein Loch entsteht, dann weil es momentan keine gibt die den Körper dafür mitbringt, 65 Meter zu werfen.

Was man, wenn man die Presse nachliest, aber auch merkt, ist der Hang in der deutschen Sportszene zum Klüngel, zu gelegentlich merkwürdig unprofessionellen Vorbereitungen und Entscheidungen. Da frage ich mich auch immer, wo die Profi-Betreuer mit umfassendem medizinischen Fachwissen waren, die einfach die Hand heben wenn Umstände entschieden wurden die einen Wettkampf deutlich erschwert haben. Ein typisch deutsches Problem ist es aber nicht, wenn dann die falschen Leute entscheiden ("Funktionäre" statt die Fachleute). Es ist wohl auch nicht jeder Athlet ein- und umsichtig, da gibt es auch öfter schwierige Charaktere.

Die Frage ist tatsächlich: Ist dies ein Problem? Müssen wir unbedingt Weltklasse in der Leichtathletik sein. Kann man diese Weltklasse heute überhaupt noch erreichen, ohne in mindestens Graubereiche der leistungsfördernden Mittel zu gehen?

Das ist eine berechtigte Frage, die ich an sich mit "nein" beantworten wollen würde. "Wir" müssen nicht x Medaillen gewinnen um eine Daseinsberechtigung zu besitzen, sondern können mit dem leben was halt möglich ist. Wenn man die Entscheidung trifft, Sportförderung im aktuellen Umfang zu betreiben, kann man das aber auch richtig machen. Mit weniger Klüngel und besseren Entscheidungsprozessen, sowohl was die technische Ausführung auf der Höhe der Zeit angeht (softwaregestützte Planung / Analyse) die z.T. ganz sicher auch schon verwendet wird, als auch die organisatorisch-verbandstechnische Entscheidungsfindung. Trainingsgruppe A gegen B und Funktionär C gegen alle sollte es halt nie geben, egal wo.

Was das Doping angeht, in manchen Sportarten (mit großem technischem / kineästhischem Einfluss) geht es sicher auch ohne, aber nicht ohne absolut professionelle medizinische Betreuung auf der Höhe der Zeit, und teilweise mit herausragendem Material (sieht man ja im Bob-/Schlittensport, Skilauf-/-sprungdisziplinen). In manchen Sportarten unmöglich, ohne die volle Apotheke in die Top-5 zu kommen.
 
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LeZ

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Wenn ich sowas lese, weiß ich schon wo das Problem liegt:
"Mit dem Ausgang der WM sind wir nicht zufrieden, das haben wir so nicht erwartet." Kessing meinte: "Die Situation kann man nicht schönreden. In der Theorie hat alles gut funktioniert, aber der Faktor Mensch ist schwer zu greifen. Wir haben nicht allzu viele Medaillenkandidaten. Von denen sind dann vor der WM ein Drittel bis die Hälfte abhanden gekommen. Dann wird es schwer."

Aha. Es ist also immer der Mensch, mit seinem konfusen Geisteszustand. Und nicht etwa miese Vorbereitung (in diversen Fällen durch Verletzung, Krankheit), belastende Anreise, Unterbringung in verkommenen Unterkünften ohne Klimaanlage mit zu kleinen Betten, schlechte Essensversorgung und dergleichen. Sowas steckt man als Naturbursche einfach weg, das ist alles nur menndahl. :belehr:
 

Langer

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Wenn ich sowas lese, weiß ich schon wo das Problem liegt:


Aha. Es ist also immer der Mensch, mit seinem konfusen Geisteszustand. Und nicht etwa miese Vorbereitung (in diversen Fällen durch Verletzung, Krankheit), belastende Anreise, Unterbringung in verkommenen Unterkünften ohne Klimaanlage mit zu kleinen Betten, schlechte Essensversorgung und dergleichen. Sowas steckt man als Naturbursche einfach weg, das ist alles nur menndahl. :belehr:
Mit Verlaub, diese Bedingungen haben andere Nationen in ähnlicher Form auch, das erklärt keineswegs das Versagen der dt. Spitzenathleten.
Schon garnicht wenn man die negative Entwicklung in den 2000 er Jahren betrachtet.
 

Harrison

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Es ist doch die Frage, warum wir unbedingt in möglichst vielen Sportarten erfolgreich sein müssen? Nur weil wir es u.U. mal waren? Welchen Nutzen trägt die Gesellschaft davon, wenn bei einer Leichtathletik-WM deutsche Sportler 10 statt 2 Medaillen holen?
 
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Wenn die Deutschen durch die Bank solche Totalversager aus Nichtsnutzigkeit wären, müssten doch alle anderen Winner-Nationen von Portugal, Spanien, Italien, Griechenland über Benelux-Länder, Skandinavien bis zu den Ex-Jugos und Osteuropa alle in den Top-20 parken. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass dem nicht so ist.

Ich sehe im Wesentlichen vier Faktoren für den Nicht-Erfolg:
- man hat jeweils keine Athleten die das körperlich hergeben
- Verletzungen und Krankheiten
- schlechte Bedingungen in der Vorbereitung oder am Wettkampfort
- individuell Pech im Wettkampf und mentale Streuung

Im Wettkampf ins Klo greifen ist schon einer ganzen Phalanx an deutschen Wettkämpfern passiert, von Jürgen Hingsen bis zum Speerwurfdebakel 2016 bei den Frauen und letztes Jahr bei Olympia bei den Männern. Bei letzteren konnte man nicht auflösen ob es an der miesen weichen Bahn die für Sprinter optimiert war lag, oder am Schuhmarkenwechsel unmittelbar vor Olympia wie Frank Busemann meinte.
 
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