Olympia und WM sind nur alle vier bzw. zwei Jahre.
Die Seltenheit (in Verbindung mit dem Erfolgsdruck) ist natürlich schon ein Argument. Allerdings: Bei der WM hat man ja dafür auch zweimal die Chance, Weltmeister zu werden, d.h. man hat genau so oft die Chance, Weltmeister zu werden wie Tourneesieger oder Gesamtweltcupsieger. Und wenn man nur das Kriterium "Einzelgold" (egal ob bei Olympia, einer WM oder Skiflug-WM) betrachtet, dann hat man im Lauf von vier Jahren sogar acht Chancen - aber nur vier Chancen, die Tournee oder den Gesamtweltcup zu holen.
Die VST und den Weltcup kann man theoretisch auch ohne einem Einzelsieg gewinnen.
Das ist richtig (wenngleich es beim Weltcup noch nie vorgekommen ist. Aber spricht das wirklich gegen den sportlichen Wert? Ode etwas provokanter formuliert: Wäre dann nach deiner Argumentation der sportliche Wert nicht noch größer, wenn das WM-Springen in einem Durchgang entschieden würde? Denn man kann ja Weltmeister werden, auch wenn man in beiden Durchgängen nur Dritter war.
Wenn man bei Olympia oder einer WM einen Sprung verkackt, hat man praktisch keine Chance mehr (Abgesehen von gestern).
Auch das ist richtig - aber es würde aus meiner Sicht nur dann für den sportlichen Wert sprechen, wenn immer alles ganz fair zugehen würde beim Skispringen, d.h. wenn der kurze Sprung grundsätzlich auf einen Fehler des Sportlers zurückzuführen wäre. Aber beim Skispringen hilft einem eben manchmal der beste Sprung nichts, wenn die Bedingungen richtig schlecht waren. Und deswegen kann es eben gerade dadurch passieren, dass bei einer WM nicht der Springer Gold holt, der die beste Leistung erbracht hat, sondern der, der im Vergleich zur Konkurrenz mehr Glück hatte. Im Gesamtweltcup passiert das hingegen nicht, da setzt sich auf lange Sicht immer der Beste durch.
Die mediale Berichterstattung ist während der Olympia viel höher als bei der VST. Dazu hat man das Olympische Dorf und das ganzen drumherum. Olympia ist der Krösus des Sports, alle wollen dorthin und die Gold holen. Man wird Sportler um Gold bei Olympia zu holen und nicht um den Weltcuo zu holen. Abgesehen von Eisei, der will nur unter den Top 10 des Alpencups kommen
Und deswegen unterscheide ich eben zwischen sportlichem Wert und medialer Aufmerksamkeit. Beides ist aus meiner Sicht eben alles andere als deckungsgleich. Mir ist schon klar: Falls Jakub Janda und Andreas Wellinger gemeinsam eine Promo-Tour durch ein Land machen würden, in dem Skispringen eher wenig bekannt ist, dann bekäme Wellinger die größere Aufmerksamkeit, weil sich die Leute unter Umständen weder unter der Tournee noch unter de Gesamtweltcup etwas vorstellen können, unter einem Olympiasieg allerdings schon. Das führt dazu, dass ein Olympiasieg sich leichter in klingende Münze umwandeln lässt (weswegen der Begriff "Krösus" perfekt passt), weil man damit eben auch Leute erreicht, die sich sonst nicht für den Sport interessieren. Aber wie gesagt, das ist für mich nicht das Gleiche wie sportlicher Wert.
Ich habe übrigens in der Vergangenheit durchaus schon Sportler sagen hören, dass der Gesamtweltcup ihr größtes Ziel ist, zum Beispiel Maria Riesch oder Dieter Thoma - und auch von Severin Freund meine ich das mal gehört zu haben. Und gerade weil der Olympiasieg mehr Geld bringen dürfte, ist das bemerkenswert.