Bayern hat in den letzten Jahren ja durchaus was angeboten. Aber keiner der Vereine, die gerne sagen "wenn die Bayern schwächeln, werden wir da sein", war dann auch tatsächlich da. Das ist aber auf dem Platz ja nunmal die Grundvoraussetzung und das läuft in anderen Ländern irgendwie anders. Lille ist drauf und dran, gegen das noch viel übermächtigere PSG den Titel zu holen. Leicester hat sich gegen gleich ein halbes Dutzend Clubs in anderen finanziellen Sphären behauptet und Atletico bricht immer wieder mal die Übermacht von Rel und Barca. Sowas passiert hier irgendwie seit einer Reihe von Jahren nicht - und das liegt eben nicht nur an der Übermacht der Bayern, sondern ein Stück weit an den Verfolgern selbst.
Dortmund performt seit dem Tuchelweggang jedes Jahr schlechter, als es der Kader hergibt. Leverkusen verkackt sowieso immer, Wolfsburg hat aus Meisterschaft und später der CL-Teilnahme mit KO Runde trotz Geld rein gar nichts gemacht.
Das ist nun sicher nicht falsch. Aber mal ehrlich: Solche Geschichten wie in Leicester oder Lille sind toll, ändern aber nichts an der Grundstruktur der Liga. Solche Teams werden nach großen Erfolgen schneller "leergekauft", als man "financial fairplay" aussprechen kann. Respekt an Leicester, dass sie seitdem immer wieder in der Spitzengruppe sind und auch dieses Jahr Pokalsieger wurden und gute Chancen auf die CL-Teilnahme haben, aber einen regelmäßigen Meisterschaftskandidat gibt der Standort ohne sehr "großzügigen" Eigentümer nicht her.
Dass "besser arbeiten" müssen ist einfach sehr viel leichter gesagt als getan. Wenn man etwa mal auf diese Liste schaut:
Die Transfer-Rekord-Übersicht zeigt die teuersten Transfers der Bundesliga. Es wird unter anderem der aufnehmende Verein und die Ablösesumme gelistet.
www.transfermarkt.de
10 der 11 und 14 der 20 teuersten Bundesligaspieler aller Zeiten wurden vom FC Bayern gekauft. Und das waren (OK, hier begebe ich mich auf dünnes Eis, da ich die Liga nicht mehr so genau verfolge - also bitte nicht kreuzigen oder gar als "Bayernhass" interpretieren, wenn die Einschätzungen nicht alle hinkommen) doch beileibe nicht alles Volltreffer. Hernandez etwa ist der mit Abstand teuerste Bundesligaspieler aller Zeiten, und ist bisher doch nicht mehr als ein Mitläufer. Sowas wäre für jedes andere Team eine Katastrophe, der FC Bayern kann es sich locker leisten, da spielt es zumindest für die Überlegenheit in der Liga überhaupt keine Rolle, € 80 Millionen eher fragwürdig investiert zu haben. Von der Liste haben Tolisso, Götze, Costa und Benatia doch auch nur mäßig eingeschlagen, und Sanches war ein Totalflop.
Klar, insgesamt ist die Bilanz sicher immer noch gut (erst recht aufgrund ablösefreier Transfers wie Lewandowski und Goretzka, die auch nur wegen der wirtschaftlichen Ausnahmestellung in der Liga möglich sind), aber insgesamt kann man doch nur feststellen: Der FC Bayern kann sich derart viele Fehler und mäßige Transfers mehr leisten als andere und hat dazu die Möglichkeit, Topspieler ablösefrei abzuwerben, die andere realistisch nicht haben, dass ein Vergleich kaum noch möglich ist, so
extrem viel besser sind die Grundvoraussetzungen.
Dortmund hat halt das Problem, dass sie im Vergleich zu München viel weniger personelle Kontinuität haben, da ihnen die besten Spieler regelmäßig weggekauft werden. Das alleine ist ein derart riesiger Nachteil gegenüber dem FC Bayern, dass ich es nicht verwunderlich finde, dass sie da regelmäßig mehr als 10 Punkte Rückstand haben. Leverkusen und Wolfsburg kann man sowieso nicht mit anderen Vereinen vergleichen, das sind Werbeteams für die Konzerne, die komplett an deren "Tropf" hängen und schlicht und ergreifend davon abhängig sind, wieviel man dort gerade meint in die Mannschaft investieren zu müssen. Unabhängig vom Konzern geben die Standorte doch hinten und vorne kein Topteam her. Womit wir für mich beim größten Problem des deutschen Fußballs sind:
Wenn man auf diese Liste schaut:
Die größten Städte Deutschlands 2022 waren Berlin, Hamburg und München. Welche Stadt zählt noch zu den Millionenstädten in Deutschland?
de.statista.com
München ist die einzige der sieben (!!!) größten deutschen Städte mit einem Topverein. Das ist europaweit einfach völlig einmalig. Alle anderen Städte mit vergleichbar gutem Standort haben in den letzten Jahrzehnten über die Zeit insgesamt betrachtet versagt, das muss man so hart ausdrücken. Natürlich allen voran der HSV, aber auch Frankfurt, Köln und Stuttgart waren in den 90ern teilweise noch Topvereine, die dann zwischendurch abgestiegen sind und sich davon nie so wirklich erholt haben. Berlin hatte sicher bis 1990 den Nachteil der "Insellage" und war auch nie ein echter Topverein, aber auch da hätte man in der Nachwendezeit sicher mehr daraus machen können, in der mit Abstand größten deutschen Stadt angesiedelt zu sein. Von Düsseldorf wollen wir mal gar nicht reden...
Insofern: Wenn die Vereine aus allen (!!!) anderen der sieben größten deutschen Städte derart viel Stümperei betreiben, finde ich es wenig verwunderlich, dass die einsame Ausnahme sich eine derartige Ausnahmestellung erarbeitet hat. Und das ist mittlerweile derart festgefahren, dass ich nur noch eine Streichung von 50+1 als Möglichkeit sehe, eine Veränderung zu bewirken. Oder halt doch eine Superliga, bei der man im Zuge dann die Bundesliga ganz verlässt...