Einem "Prime" Huck (vor 5 Jahren oder so) hätte ich gegen Briedis durchaus ordentliche Chancen gegeben. Briedis neigt selbst dazu zuweilen etwas offen zu ein und mitzukeilen ... er würde Hucks Spiel mitspielen.
Gab schon so manche Boxer, die ihren Gameplan hatten, sich dann aber auf eine Huck-Keilerei einließen, nachdem Ellenbogen, gebellte Flurry, Geschiebe, Halten & Schlagen usw. dazu kamen.
Für jemanden der roboterhaft seinen Stiefel runterboxt, wäre Hucks "wilde Art" nicht das große Problem.
Heutzutage ist Huck aber nicht mehr der, der er mal war. Ihm fehlt die Explosivität, das gewisse Überraschungsmoment. Früher hatte er auch mal hier und da ne gute Hand drin, weil sein Instinkt ihn dazu verleitete.
Nach der Trennung von Sauerland geht Hucks Karriere eher schleppend voran (obgleich für ihn nun die RTL-Kasse gut klingelt). Etwas Flugrost hat sich auf seine Handschuhe gelegt ... er ist langsamer geworden. Man könnte sagen, Huck ist berechenbarer geworden ... und konditionell hat er auch abgebaut. Gegen einen alt gewordenen Afolabi und einen einfallslosen Kucher hat das gereicht ... doch Breidis ist jung*, hungrig, schneller. Wenn es diesem zeitig gelingt Kontrolle im Ring zu übernehmen, dann bestehen entsprechend Chancen, dass er seinen Stiefel durchboxt.
Ich bin mal gespannt, welchen WBC-Titel es geben wird. Eigentlich hieß es ja, dass Bellew ihn nicht niederlegt. Non-title bouts sind WBC-Champions nur gestattet, wenn sie dies beim WBC beantragen und genehmigt bekommen ... es wäre zudem als "WBC special event" sanktioniert ... und entsprechende Sanktions-Gebühren wären zu zahlen. Kann auch sein, dass Bellew darauf nun doch keinen Bock hat. Unsicher bin ich mir auch, was passiert, wenn man als Titelträger einen non-title bout verliert (bei der WBA bleibt man dann Weltmeister, bei der IBF und bei der WBO - glaube ich - nicht).
Wie auch immer, der Sieger müsste wahrscheinlich eh früher oder später gegen Drozd ran. Soweit ich weiß, arbeitet der emeritus champion noch am Ende seiner verletzungsbedingten Pause.
* jung nicht im Sinne seines Alters (Huck und Breidis sind beide 32), sondern im Sinne gewisser Abnutzungsspuren entsprechend der Dauer der Karriere.