Tyson Chandler
Nachwuchsspieler
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Vielleicht war Chris Wallace aber auch unter größerem Handlungsdruck, als du es hier darstellst (und er es selbst öffentlich behauptet). Soweit wir wissen, war das Angebot der Lakers das einzige, das den Plänen der Grizzlies entsprach. Wallace konnte es also gegen kein anderes (von Chicago, Cleveland, Portland) ausspielen, da jene entweder längere (Larry Hughes etc.) oder zu verlängernde (Luol Deng etc.) Verträge beinhalteten, was den Grizzlies beides nichts nutzt. Javaris Crittenton hingegen ist im ersten Jahr seines Rookie-Vertrags und wird allgemein unterschätzt, sogar so sehr, dass ihn manche Leute aburteilen, obwohl sie nicht einmal seinen Namen richtig schreiben ("Crittenden" etc.).
Meiner Meinung nach verkommen manche General Manager zu Marionetten der Besitzer(gruppen). Ich nehme diese Entwicklung auch in vielen anderen Managements wahr. Ich finde diesen Trend, welcher auf dem Bewusstwerdungsprozess der Franchisebesitzer gegenüber den marktwirtschaftlichen Regeln des softcaps fußt, sinnvoll, da er einen finanziellen Steuerungseffekt hat, um die ungleichen Ausgangssituationen zu glätten. Hingegen andererseits kann es auch zu Auswüchsen negativer Natur kommen, welche ich, stellvertreten durch den Gasol- Wechsel, wahrnehme.
Dieser Trade lehrt mich, dass gelungenes Management nicht nur auf gelungener Planung basiert, sondern viel mehr auf einem weiteren Element, welches Napoleon als das wichtigste erachten würde: Das Glück. Die Lakers waren zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Zum einen sticht mir die Pikanterie ins Auge, dass der exzellente Ergänzungsspieler für Kobe Bryant - Caron Butler - für Kwame Brown getauscht wurde, um schließlich mit weiters redundantem Spielermaterial verpackt, für den gesuchten Franchise Big verschickt zu werden. Wenn ich hier die missglückte Planung von Paxson gegenüberstelle, der die Zeichen der Zeit verkannt hat und so das Team auf einen unliebsamen Weg des Mittelmaßes schickte, ergreift mich ein Gefühl, welches von Gleichgültigkeit und Enttäuschung gegenüber dem Fortgang dieser Liga geprägt ist.
Die NBA mit diesem System bietet den kleinen Franchises Überlebensnischen, während die Plätze der Transzendenz für die Glücklichen reserviert sind. Bleibt dem Fan nur noch die Hoffnung, selbst Teil einer solchen Geschichte zu werden.
Ich finde nicht, dass Chris Wallace über den Tisch gezogen wurde. Er hat sein Ziel (bzw. das von Michael Heisley) nicht weniger erreicht als die Lakers ihres: Crittenton ist ein talentierter, preiswerter Combo-Guard; Kwame Browns auslaufender Vertrag bietet die angestrebte finanzielle Flexibilität, und die Draftpicks sind zumindest zum Traden zu gebrauchen. Wer Wallace nun vorwirft, nicht auch noch Brian Cardinal losgeworden zu sein, kann im Gegenzug auch den Lakers vorwerfen, quasi drei Erstrundendraftpicks und ihren besten Post-Verteidiger abgegeben zu haben, um einen weiteren Offensivspieler zu verpflichten, der zudem Lamar Odoms Zukunft infragestellt.
Die Fangemeinschaft der Grizzlies wurde über den Tisch gezogen und der General Manager stellt oft in den Augen dieser die Schnittstelle zur oberen Riege dar. Insofern denke ich, dass die Frustrationsbewältigung über Kritik am General Manager führt.
Zu Lamar Odom: Er sollte davon am meisten profitieren, da er nun nicht mehr die Last der 2. Offensivoption zu tragen hat. Desweiteren kann er als Trade asset für weitere Role-players geholt werden (zB A. Nocioni und J. Smith von den Bulls würden den Lakers gut zu Gesichte stehen).
Man kann nicht immer alles so haben, wie es einem passt, aber das gilt für die Lakers ebenso wie für die Grizzlies und jedes andere Team der NBA. Ich bin nicht der Ansicht, dass der Gasol-Trade unausgeglichen war, bloß weil Los Angeles umgehend Nutzen daraus zieht, während Memphis' Flexibilität erst in Zukunft Früchte tragen können wird.
Ich denke, Christian, dass es wichtig ist zu differenzieren, welcher Teil dieser Franchise, welches Ziel verfolgt. Die Fans, als wichtiger Bestandteil einer solchen, wollen ein funktionierendes Team, welches am besten noch Titelambitionen hegt. So konstatieren es auch manche General Manager wehklagend. Sobald jedoch ein Anhänger einen Unterschied am eigenen Portemonnaie vernehmen würde, müssten sich auch dessen Prioritäten verändern - nüchterne Realität in einer romantisierten Vorstellung von Spitzensport.
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