Wayne?
Als Tyson-Fan muss ich jetzt mal sagen, dass mich das Ganze hier nur noch annervt.
Mike ist nicht Superman, nicht der Heilsbringer und nicht Nummer 5, die grad noch so lebt. Ich bin zwar auch der Meinung, er war gegen Williams in scheinbar guter Verfassung, auch ich sage er hat die erste Runde dominiert, auch ich glaube er hat sich verletzt und ich bezweifle, wie andere, dass er ausgeknockt wurde.
Er war beim Auszählen hellwach, hat gewusst "es geht nix mehr" und ist sitzengeblieben. "Schlagsalven von Williams", "Birne weichgeklopft", "spektakulärer Knockout"? Pah! Tyson hat gegen sein Herz und seinen Körper verloren, nicht gegen diese Gurke Williams (Ja, mich würde der locker schlagen. Aber keinen Vitali, keinen Wladimir, Luan, Sam, Timo, Ochs, oder Don-King-Meister. Gegen Valuev würden sich wahrscheinlich beide gegenseitig in Grund und Boden beeindrucken und gegen die Sauerland-/UBP-Middle/Undercard würde er abstinken.).
Mich stört nicht einmal, dass in Mike noch Hoffnungen gesetzt werden, die habe ich auch. Auch ich würde gerne sehen, wie er einen (oder beide) Klitschköpfe wegnagelt. Er hatte und hat das Zeug dazu.
Was mich stört ist die Entmenschlichung dieses lebenslangen Kämpfers. Die Schwankungen in der Einschätzung seiner Person.
Mal ist er die letzte Hoffnung auf eine annähernd spannende HW-Division, dann sieht man ihn am Haken hängen und "weiß" genau, er endet wie Liston. (Wie zum Teufel ist der denn geendet?)
Als Fan denke ich Mike hätte psychologische Betreuung tausendmal nötiger als ein Luan. Ich würde ihm wünschen, dass er die Chance erhält endlich erwachsen zu werden, die Geier abzuschütteln, die schon bei seinem Namen Dollarzeichen in den Augen tragen.
Ich wünschte, ihm würde bewusst, was er für das Boxen bedeutet hat. Was Menschen dazu bewegt hat morgens um fünf aufzustehen, nur um ihn boxen zu sehen. Was Menschen dazu bewegt hat Monatsgehälter für eine Front-Row-Karte hinzulegen, nur um nach 3-4 Minuten Action wieder gehen zu können.
Ich stimme zu. Mike ist auch heute noch ein großer "kleiner Junge", der nicht gelernt hat seriöse von unseriösen Menschen zu unterscheiden. Er ist ein Gigant, der nie unterscheiden lernte was seine Profession und was seine Persönlichkeit ist.
Er hat sich nach Verlust seines Halts, seiner Leitfigur, seines "Vaters", an Bauchpinsler wie Don King und sluts wie R. Givens gehalten. Ich kann sogar fast verstehen, wie ihm die etlichen Mio Dollars durch die Finger laufen konnten.
Da ist ein Mensch, der sich nie als solcher wahrgenommen hat, der nur im Ring echt und akzeptiert war, der keine Zeit hatte mit Ruhm und Kohle umgehen zu lernen.
Lasst diesen Burschen in Ruhe ein halbes Jahr mit George Foreman verbringen und er ist auf einem anderen Weg, fände sich und vielleicht auch seinen Weg zurück ins Leben.
Er ist immer nur als die Attraktion gesehen worden, nicht als der Mensch. Und er hatte nichts um dagegen zu kämpfen.
Fans scheinen ihn nur als die Killer-Maschine zu sehen. Als den Underdog, den Extremen, Mr. Unzerstörbar. Niemals als den zerrissenen, heimatlosen, unfertigen Menschen, der er ist.
Mich hat sein Habitus mit 20 fasziniert. Es würde mich riesig freuen, wenn er die Dinge, die ihm heute nicht mehr entsprechen ablegen könnte. Wenn er ohne Rücksicht auf Medien, teure Berater und billige Frauen, dummes Geschreibsel und öde PR, sein gottgegebenes Talent nutzen würde.
Ich habe gestern und heute die Ali-Doc auf DSF (wiederholt) gesehen. Das hat mich mit fan-bedingtem Wehmut berührt.
Ali war glamourös, war begnadet, war "The Greatest". Aber er hatte einen besseren "Background", bessere Berater, bessere Freunde und, so hart das klingen mag, die besseren Fans.
Vor allem aber hatte er die Möglichkeit, sei es über die Religion, Persönlichkeit zu entwickeln.
Mike hatte boxerisch alles. Ein gewaltiges Herz, Killerinstinkt, variable Schläge, gewaltige Punch-Power, Beweglichkeit, ein "perfektes" Auge, Stärke, Kondition, Willen.
Aber niemanden, der ihm dies "selbstlos" erhalten hätte.
Er hatte beschissene Berater, einen Haufen Blutegel, riesigen Medien-Rummel, "willige" Mädels, alles was aus einem Ausnahmesportler ein Ausnahmearschloch machen kann.
Warum schreibe ich so viel?
Ich weiß es auch nicht so genau. Mich nerven einfach die Fans, die ihn kritiklos in den Himmel heben. Aber genauso nerven mich die sarkastischen Wortwichser, die aus diesem Ausnahmesportler eine aktuelle Lachnummer machen wollen.
Vielleicht nervt mich auch nur der Umgang in diesem Forum miteinander? Das Fäkal-Gerede und die mangelnde Achtung voreinander?
Ich möchte (und werde dies auch weiterhin erhobenen Hauptes tun) schreiben können "Ich bin Tyson-Fan!".
Mike wird sich entweder als Mensch oder als Boxer entwickeln (Ich fürchte beides schafft er nicht) und wird für mich immer einer der Größten bleiben.
(Und vor der 45 auch noch meine heimliche Hoffnung :clown:
)
Sowenig mir der Stil der hier schreibenden Fans zusagt, sowenig mir die Reaktionen der "Experten" gefallen, Mike (war) ist ein Mensch der polarisiert.
Und das bringt diesem Sport, der derzeit an "Nur-Sportlern" leidet ein Stück Glamour, öffentliches Interesse und damit auch mehr Kohle.
Was ich nicht verstehe, bei einigermaßen gutem Management könnte der Eisenmichl einen Haufen Knete durch Werbung, TV-Auftritte, Wrestling, K1 oder ähnliches verdienen.
Warum tut er das, was er wahrscheinlich garnicht mehr tun will?
Dass ich den Sportler Mike Tyson bewundere und den Menschen Mike Tyson bedaure macht mich zum Fan.
Es macht mich aber nicht zum "Irgendwen"-Hater.
Hass empfinde ich nicht einmal für mir persönlich bekannte Menschen, umso weniger für völlig (nicht im Sinne von Medienpräsenz) unbekannte Sportler.
Vielleicht fiele es den "Youngstern" hier leichter die kenntnisreichen Postings der "Altvorderen" aufzunehmen, wenn diese nicht vor Überheblichkeit strotzen würden?
Vielleicht fiele es den "Altvorderen" hier leichter die enthusiastischen Postings der "Youngsters" aufzunehmen, wenn diese etwas reflektierter wären?
Und vielleicht kämen wir alle etwas besser klar, wenn wir uns immer wieder daran erinnern, da sitzt ein Mensch am anderen Ende der DSL-Leitung. (Na gut, von mir aus auch ISDN oder Analog-Modem
)
Abschließend, wenn es irgendwem gelingt Mike psychisch zu stabilisieren, ihm Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl (fast wünsche ich ihm einen Szdunek) zu vermitteln, dann wird er die momentane Top-4 wegbügeln. Wenn nicht, dann könnte er zu einer der tragischsten Figuren des Profi-Sports werden. Aber das passt ja irgendwie auch - jüngster HW-WM und erster HW-Vollzeitpflegefall.
Eine Bitte an alle Eisenmichl-Fans. Betrachtet seine Chancen realistisch.
Von den Anlagen, vom Talent, vom Können her könnte er gerade heute jeden schlagen.
Aber seine Psyche ist das große Problem.
Ich bin überzeugt, sein Körper ist nicht das Hindernis, obwohl dieser eine Herausforderung darstellt. Das Problem ist, dass ihm sein Kopf/Herz heute nicht mehr sagen können "Du bist Iron Mike", den wir alle noch sehen/wieder sehen möchten.
So viele Worte, nur um klarzumachen, dass selbst ein aufgebender Eisenmichl mir tausendfach lieber und spannender ist, als ein Sand-Williams-Sack stupsender (Ich habe bewusst nicht "schlagender" geschrieben) Viertel-Ali Klitschkopf.
Natürlich haben mich im Boxen viele Kämpfe interessiert. Aber es waren (strittige) Persönlichkeiten wie Mike, Rocky, Brähmer, Ralle, Big Daddy, and so on, die letztlich die Faszination ausmachten.
Wollte ich einen Maske, Ottke, oder andere die mir jetzt einfielen, hätte ich nicht so ein bescheidenes Namensgedächtnis, sehen?
Nö!
Ich wollte die Alis, Foremans, Fraziers, Robinsons, Leonards, Benns, Eubanks, Hahmeds, Rockies, Bowes, Lewis's.
Ich wollte die, die entweder sportlich oder persönlich begeisterten.
Was ich an dem Sport liebe, sind die fehlenden Ausreden. Da wird kein Trainer in der Mitte der Saison entlassen, da ist nicht X Schuld weil er den Pass verquer gespielt hat. Entweder ich kämpfe Y aus, oder ich verliere.
Schietegal was Punktrichter/Ringrichter sagen.
Aber bevor das zu meinem "Warum mag ich Boxen"- und "Warum ist Mike die Nummer Zwei"-Essay entartet, wünsche ich allen schöne Feiertage, ein wenig Selbst-Reflektion und Spaß am Sport.
Grüße
s.