Sicherlich, nur gab es in der Historie eben Teams mit Playoff-Format und welche ohne. Was beweißt das also?
Nur dass das Format der Regular Season der NBA nicht optimal ist. Wenn es letztlich so wenig ausmacht, weil sie gerade mal darüber entscheidet, ob man den Heimvorteil (der in einer best-of-7-Serie nicht so riesig ist) genießt und gegebenenfalls einen angeblich leichteren Weg in den Playoffs (wobei das auch nicht zwangsläufig so ist, wie man eben gerade bei den Warriors sieht, die definitiv nicht nur das achtbeste Team der Western Conference in den Playoffs sind), ist es relativ unwichtig, ob man von 82 Spielen jetzt 70, 65 oder 57 gewinnt.
Es ärgert ja nicht nur mich, dass dies auch dazu führt, dass sogar Spieler die Saison an sich nicht wichtig nehmen (siehe z.B. die ewigen Auszeiten, die sich Shaq immer nahm).
Man soll also gerade die Teambilanz heranziehen, da sonst nur noch eine Einzelspieler-Bewertung stattfindet? Naja, das sehe ich so nicht. Wie mit mystic schon diskutiert, ist der Einfluss eines einzelnen Spielers auf den Teamerfolg nicht einfach so ableitbar. Spielern in schlechten Teams die MVP-Krone zu verwehren (ungeachtet dessen, dass ich Nash besser finde als Kidd) nur damit der MVP nicht noch weiter zum Einzelspieler-Award verkommt, halte ich für die falsche Herangehensweise.
Der Teamerfolg zeigt wenigstens, welche Spieler mit ihrem Team in der Saison viel Einsatz zeigten und zusammen mit ihren Mitspielern gut harmonierten und so eben Siege herausholten (das ultimative Kriterium, an dem man nicht zweifeln kann, im Gegensatz zu Stats-Paddern, die zwar individuell gut aussehen
können, aber einem Team nicht unbedingt tatsächlich den entsprechenden Vorteil bringen
müssen) - ihr jeweiliger Einfluss ist natürlich nicht eindeutig nachweisbar und nicht ligaweit 100%ig vergleichbar, wobei ich mystics Vorgehensweise schon recht fundiert finde, selbst wenn es "nur" eine Interpretation bleibt.
Das Problem bleibt nunmal, dass der Saisonerfolg und auch ein daraus resultierender MVP-Titel vergleichsweise wenig Aussagekraft darüber haben, ob ein Team und ihr Spitzenspieler auch wirklich ein Contender sind, aber dies sollte auf eine Auszeichnung für alleine die reguläre Saison keine Auswirkung haben (es ist die oben beschriebene Schwäche des Saisonformats, das es unmöglich macht, dass alle Spieler in allen Teams immer alles geben müssen bzw. alleine schon durch die große Anzahl der Spiele mit allen Reisen pro Woche tatsächlich können).
Unterm Strich bleibt immer das Fazit, und da muss ich mich ständig wiederholen, dass man den tatsächlichen "besten" Spieler in einem Mannschaftssport nur sehr schwer identifizieren kann. Wenn jetzt jemand tatsächlich dominiert wie Jordan es etwa ein Jahrzehnt lang konnte, oder noch extremer Wayne Gretzky damals in der NHL, der noch weiter oberhalb der Konkurrenz stand, habe ich kaum Probleme damit, ihn als MVP zu küren, aber dabei muss man auch bedenken, dass diese Spieler sofort (oder im Fall von Jordan dann wenigstens nach einigen Jahren) dies zusätzlich auch mit entsprechenden Teamerfolgen belegen und so ihren Ruf zementieren konnten - Jordan war ja nicht unumstritten bis 1991...
Es widerstrebt mir, genau diesen Teamerfolg als nicht so entscheidend anzusehen (trotz besagter teils fehlender Aussagekraft für die Playoffs), weil dabei zu oft übersehen wird, dass ein herausragender Spieler auch manchmal bei seiner individuellen Glanzleistung seinen Mitspieler den Rhythmus nimmt und dass so sein positiver Einfluss aufs Team teils geringer ist als man eigentlich annahm, denn dafür gibt es zu viele Beispiele für gute Teamresultate trotz Ausscheiden eines Franchisespielers bzw. einer Spielveränderung:
- Die Knicks waren trotz der Verletzung von Ewing (zugegebenermaßen damals schon über den Zenit hinaus) in der Lage, 1999 die Playoffserie gegen die Pacers zu gewinnen und in die Finals einzuziehen
- Die Kings hatten sich während Webbers (immerhin damals einer der ständigen Top10-Kandidaten für den MVP-Titel) Verletzung 2003/04 gut eingespielt und waren auch ohne ihn nicht schlechter: Eine Bilanz von 43-15 vor seiner Rückkehr spricht Bände
- Die Lakers waren im letzten Jahr über mehrere Spiele gegen die Suns eher in der Lage, die Serie zu gewinnen, als Kobe nicht im extremen Scoring-Modus war (dass sich Phoenix dann darauf einstellte und Bryant/Jackson offensichtlich nicht kapierten, dass man die Strategie dann wiederum hätte ändern müssen, steht auf einem anderen Blatt) - mit diesen knapp 28ppg aus den Playoffs wären die MVP-Rufe für ihn leiser gewesen als mit seinen 35,4ppg, die er in der Saison hatte, obwohl der Teamerfolg (wie gesagt das, worauf es im Mannschaftssport eigentlich nur ankommt) eher größer war - für mich ist das widersinnig
- Im Sixers-Thread wurde ich noch vor einigen Monaten für die Behauptung attackiert, dass Allen Iverson durch seine Art zu sehr seine Mitspieler aus der Verantwortung nimmt und so deren Entwicklung aufhält und ein echtes Teamplay nicht aufkommen lässt. Erstaunlicherweise
deutet alles darauf hin, dass ich damit doch nicht so ganz falsch lag. Und ich lasse mir jetzt nicht einreden, dass von Anfang an Andre Miller und Joe Smith zusammen für genau diese Kritiker so viel wert gewesen wären wie AI, der für so viele ein ständiger MVP-Kandidat war.
(All dies wird dann als Overachievement abgetan, was ich für Quatsch halte - der Effekt einiger Spieler führt im Gegenteil eher dazu, dass die Fähigkeiten, die ein Team tatsächlich hat, gar nicht zum Tragen kommen konnten)
Mir geht es dabei nicht darum, die besten Spieler der Liga einfach auszuschließen (auch für mich gehört Bryant ohne Zweifel zu diesen und folglich auch zu den wertvollsten Spielern), wenn der Teamerfolg nicht stimmt, sondern eher darum, dass die individuelle Leistung eines Spielers täuschen kann und ich deshalb arg skeptisch bin, ob diese Spieler denn wirklich genauso gut oder gar besser für ihr Team seien als diejenigen, die bewiesenermaßen den Erfolg in der Saison mit ihrer Mannschaft erreichten (Siege sprechen nunmal für sich) - man muss dabei die Spieler mit herausragenden individuellen Leistungen eben kritisch unter die Lupe nehmen.