Dazu kommt auch noch, dass ein Superstar variabel sein sollte. Bei Nowitzki ist das sehr gut zu sehen: Run&Gun unter Nellie? War kein Problem. Isos unter Avery? Auch keins. Da steigerte er sich gar noch, und auch unter Carlisle gab es keinerlei Leistungseinbruch.
Bei Duncan hat man es auch teilweise gesehen, denn 2005 stellten sie Spurs in den Playoffs gegen die Suns auf schnelles Spiel um und schlugen sie mit ihren eigenen Waffen. Da war er keinerlei Schwachpunkt, selbst wenn die Statistiken so aussehen, als wäre er von Stoudemire ausgespielt worden.
Nash und die Suns bekamen dagegen sofort Probleme, als man das System unter Terry Porter umstellte und vom Run&Gun weg wollte, denn das konnte man mit einem alten Shaq schlichtweg nicht spielen (außer wenn er einen auf "Old KAJ" in dessen letzten Lakers-Jahren macht, sich auf die Defense konzentriert und sich nur in die Offense einschaltet, wenn das schnelle Spiel der anderen 4 nicht klappt). Zu dem Zeitpunkt sahen Kerr und Porter aber die Notwendigkeit für die Umstellung, weil sie nicht daran glaubten, dass die Suns mit dem offensivlastigen System den Titel holen würden. Ich persönlich hielt das auch eher für einen Fehler, weil die Suns mal denkbar knapp vor dem Triumph standen und man ahnen konnte, dass Nash als ihr Motor am besten auf diese Weise funktioniert.
Ich finde es jedenfalls immer recht amüsant, wenn so viele Leute vorschlagen, dass Nash für die derzeitigen Lakers oder Heat spielen sollte: Da wäre er lange nicht der Star, der sich so stark einbringen könnte. In beiden Teams käme er gar nicht so zum Zuge mit seinen Playmakerfähigkeiten, weil die TPO, Kobe bzw. die guten Lakers-Big Men viel mehr Ballanteile brauchen als seine Suns-Mitspieler, und wer will allen Ernstes LeBron, Wade und Bosh zu off-the-ball-Spielern degradieren? Das funktioniert nicht gut, und so wäre Nash selbst eher der Spot-up-Shooter, dem der Ball zugepasst wird. Das könnte er sicherlich, aber ist er dann noch ein Superstar? Wohl kaum. Abgesehen davon kann sich Nash eben nicht anders einbringen, denn sein Defensivwert ist dafür zu gering.
Ob Kobe mit einem anderen System auch Erfolge eingefahren hätte, kann man nur vermuten - ich denke, mit den Mitspielern, die er hatte, wäre es möglich gewesen. Fakt ist erst einmal, dass er - wie alle anderen Flügelspieler auch, mit der einzigen Ausnahme von Jordan - eben noch einen guten Big Man an seiner Seite brauchte. Individuell war er in den Jahren ohne TPO jedenfalls nicht schlechter. Es war mit dem recht miesen Kader um sich herum nur nicht mehr drin. Beim Olympiatriumph konnte man zudem auch sehen, dass er sich auch anders einbringen konnte, denn dort konzentrierte er sich in einigen Spielen mehr auf die Defense und war nicht der Go-to-Guy in der Offense, wie er ihn bei den Lakers seit Jahren unangefochten gibt.
LeBron spielt jetzt noch nicht mal ein Jahr in einem Team, in dem er nicht der Dreh- und Angelpunkt für alles sein muss, aber jetzt wirkt es so, als hätte er es geschafft, zumindest die richtige Verteilung zu finden, damit die Heat auch von Wade und Bosh profitieren, selbst wenn LeBron vom Stil her so ziemlich seinen gewohnten Stiefel herunterspielt.
Bei Rose fällt mir die Einschätzung noch schwer, denn der ist jung und noch in seiner Lernphase. Viel muss man zu ihm aber auch noch nicht sagen, denn er ist ja das andere Beispiel für einen MVP, der individuell nicht in den Augen aller ein Top5-Spieler war.
Das soll Nash und Rose nicht ihre Qualität an sich absprechen, aber es gab (individuell!) bessere Spieler als die beiden in ihren jeweiligen MVP-Jahren.