Eines würde mich aber doch noch interessieren. Ein guter shooter ist gut, weil er im Schnitt hochprozentig trifft. Und da gibt es natürlich immer Abweichungen, also auch mal ein Spiel, in dem einfach nichts fällt. Ist an einem solchen Tag, an dem die ersten 3 Würfe daneben gingen, die Chance, dass der nächste Wurf sitzt (also wie im Roulette die Chance für rot 50% ist, nachdem 10 mal schwarz kam) nicht kleiner als wenn die erste drei Würfe drin waren? Mit Sicherheit gibt es auch dafür eine Statistik.
Das Ganze kannst Du Dir unter "hot hand fallacy" anschauen. Es ist in der Tat in jedem größerem Sample keinerlei signifikanter Hinweis darauf gefunden worden, dass ein Spieler besser nach einem getroffenen Wurf oder schlechter nach einem Fehlwurf trifft. Wenn ein Spieler mit ca. 40% seine Dreier trifft, dann ist das ebenso der Fall, nachdem er 3 oder 4-mal daneben geworfen hat. Das Problem ist hier ähnlich dem des "gambler fallacy" gelegen, wobei runs als etwas Vorbestimmtes wahrgenommen werden, woraus sich dann eine angebliche Vorhersage ableiten liesse. Das ist schlichtweg nicht der Fall.
Also entweder sagt der Spieler dem Coach, dass er sich heute schlecht fühlt, dann bleibt er wohl eher draussen, oder aber man stellt es sowieso erst hinterher fest.
Im Nachhinhein (also der bekannte hindsight bias) lässt sich natürlich super die Idee propagieren, dass Spieler X einfach "kalt" war, weswegen der Coach schon früher darauf anders reagieren hätte sollen. Aber eine gute Idee ist es dennoch nicht.
Aber doch wird es doch Tage geben, an denen sich sein Wurf nicht so gut anfühlt und er sich mehr Gedanken macht, ob er den nächsten auch noch nehmen sollte.
Wenn so etwas vorliegt, dann sieht man das meistens daran, ob ein Spieler beim Wurf zögert oder ihn gar nicht erst nimmt. Das merkt der Coach dann ziemlich schnell. Entweder helfen dann aufmunternde Worte oder der Spieler bleibt draussen. Aber im Falle der Heat-Spieler war das ja nicht der Fall, sie haben einfach nur die Würfe nicht getroffen.
Sollte er an einem solchen Tag genau gleich viele Würfe nehmen oder sich doch etwas zurückhalten?
Keine Gedanken machen und weiter werfen, wenn offen. Die Spieler haben so häufig die Abläufe beim Wurf wiederholt, dass der einzige Grund, nicht weiterzuwerfen, Verletzungen sind. In dem Fall muss der Coach reagieren, falls es dann gar nicht geht.
Oder ganz konkret gefragt: Wenn du Spoelstra im ersten Spiel gegen die Bulls wärst und sehend würdest, dass die Würfe nicht fallen. Würdest du den Spieler sagen, dass man jetzt vielleicht mehr auf die Drives und low post touches von den Stars setzen sollte oder würdest du sagen, man solle genau gleich weiter spielen?
Wie wahrscheinlich aus meinen Beiträge zu entnehmen ist, hätte ich anstelle von Spoelstra einfach die Spieler dazu ermuntert, weiter auf ihre Fähigkeiten beim Wurf zu vertrauen. Das verlernen sie ja nicht innerhalb von ein paar Minuten. Das, was man bezüglich der Offensive hätte sagen können, wäre doch schlichtweg das schnellere Umschalten von Defensive auf Offensive gewesen. Und ansonsten eben bessere Reboundarbeit, was ja einen Teil der besseren Leistung der Heat in den letzten beiden Spielen erläutert.
Ich denke, die Defensivarbeit wäre psychologisch problematischer gewesen, weil es schon eher frustrierend ist, wenn ein Team quasi alles richtig macht, am Ende der Gegner aber trotzdem punktet. Da hätte ich dann den Hebel zusätzlich angesetzt.
Aber rein gefühlsmässig macht das auf jeden Fall Sinn für mich.
Hot hand und Gambler fallacy machen natürlich "gefühlsmässig Sinn", weswegen das auch typische Denk- und Verhaltensweisen von Menschen sind. Als Coach in der NBA kann man sich aber dauerhaft kaum halten, wenn man sich einfach mal auf so ein Gefühl verlässt. Und das hätte Dir jemand wie Auerbach oder Russell schon sagen können. Beispielsweise gibt es von Bill Russell die Anekdote, dass er mal eine Horde von Studenten dafür bezahlte, einfach auf einen Korb zu werfen. Er hat dabei notiert, wo der Ball nach einem Fehlwurf in Abhängigkeit von der Wurfposition hinging, um so seine Reboundarbeit zu verbessern. Das ist eine effektive Methode, und Russells Erfolg gibt der Statistik dann am Ende Recht.