Trademasse hat man für Spieler der Kategorie Anthony oder Paul sicher, aber ich glaube, dass Minneapolis so ein rotes Tuch für "Superstars" ist, dass man darauf wirklich nicht zu hoffen braucht. Ich denke also eher, dass man sich mit der Kategorie der Spieler, die danach kommen beschäftigen sollte. In meinen Augen wäre es also sinnvoller, wenn man wirklich ein Konzept verfolgen würde, dass einem ein wirklich starkes Kollektiv verspricht. - Vielleicht so ein wenig, wie die letzten Championship-Pistons. Genaue Szenarien kann ich da aber auch nicht nennen.
Wenn ich mir den Kader anschaue, ist David Kahn doch derzeit genau auf dem Weg ein Kollektiv zu bilden. Wie stark das Kollektiv wird, hängt von der Entwicklung der ganzen jungen Spieler ab. Wäre Ricky Rubio bereits im Kader, fände ich, dass Kahn eine ziemlich sympathische, tiefe Truppe auf die Beine gestellt hätte. Alle Aspekte - abgesehen vom Superstar - wären abgedeckt.
Point Guard - Ricky Rubio als starker Ballverteiler mit dem Zeug zum Führungsspieler. Jonny Flynn von Bank, sodass er sich völlig auf sein Scoring als Instant Offense konzentrieren könnte. Ramon Sessions als wohl bester dritter PG der NBA.
Shooting Guard / Small Forward - Athletische Anspielpartner für Rubio. Wesley Johnson und Martell Webster verfügen auch über einen guten Wurf, Corey Brewer zusätzlich über die Defense - alle drei Spieler können über dem Ring angespielt werden und Bälle verwerten. Brauchen halt nur jemanden, der sie anspielt.
Power Forward - Al Jefferson, Kevin Love, Michael Beasley - da ist natürlich ein Spieler zuviel. Dennoch alles Spieler, die offensiv glänzen und das Zeug/Potential zum All Star haben und sich allesamt mit den schon genannten Perimeter-Spieler, vor allem Rubio, ergänzen könnten.
Center - Zwei junge Europäer in Darko Milicic (25) und Nikola Pekovic (24) auf der Fünf und beide mit dem passenden Körper für diese Position. Den Power Forwards mit Defense, Rebounds und Blocks den Rücken freizuhalten, dürfte die Hauptaufgabe sein. Inwiefern Pekovic dazu in der Lage ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
Mit Rubio im Kader würden die Spieler / würde dieser Kader zusammenpassen, daher würde ich Kahn keine Konzeptlosigkeit vorwerfen. Nur Kritik am Drafting* kann man akzeptieren, aber vielleicht überrascht Johnson, während DeMarcus Cousins bitter enttäuscht.
*Selbst die hält sich in Grenzen:
Wenn man sich die 100 Top10-Picks zwischen 1999-2008 (die letzte Draft ist noch zu frisch) anschaut, stellt man fest, dass 40% der Top10-Picks in solche Kaliber resultieren:
Yi Jianlian, Channing Frye, Spencer Hawes, Charlie Villanueva, Darko Milicic, TJ Ford, Drew Gooden, Chris Wilcox, Kwame Brown, Stromile Swift, Chris Mihm, Keyon Dooling, DJ Augustin, Tyrus Thomas, Jarvis Hayes, DeSagana Diop, Marcus Fizer, Darius Miles, DerMarr Johnson, Jonathan Bender, Eddy Curry, Eddie Griffin, Joe Alexander, Brandan Wright, Adam Morrison, Shelden Williams, Patrick O'Bryant, Mouhamed Sene, Ike Diogu, Rafael Araujo, Luke Jackson, Shaun Livingston, Mike Sweetney, Jay Williams, Nikoloz Tskitishvili, Dajuan Wagner und Rodney White. Ich weiß natürlich, dass einige Spieler Probleme mit Verletzungen haben/hatten.
Die Stufe darüber mit ca. 20% kommen solche Spieler, die ihren Job erledigen, aber niemanden vom Hocker hauen und relativ einfach auch in der Free Agency zu bekommen sind:
Danilo Gallinari, Jeff Green, Corey Brewer, Andrea Bargnani, Randy Foye, Marvin Williams, Raymond Felton, Martell Webster, Ben Gordon, Josh Childress, Kirk Hinrich, Mike Dunleavy, Tyson Chandler, Kenyon Martin, Jamal Crawford, Joel Przybilla, Wally Szczerbiak, Mike Conley und Jason Terry.
Kämen jetzt Franchise-Player könnte man eventuell damit leben, aber auf diese beiden Gruppen folgen Spieler, die man eigentlich bestenfalls als #3 im Team haben möchte (auch wieder ca. 20%):
Richard Hamilton, Shawn Marion, Andre Miller, Emeka Okafor, Devin Harris, Lamar Odom, Shane Battier, Jason Richardson, Mike Miller, Nene, Caron Butler, Chris Kaman, Luol Deng, Eric Gordon, Andre Iguodala, Rudy Gay, Al Horford, Joakim Noah und LaMarcus Aldridge.
Da selbst zu diesem Zeitpunkt nicht nur erste Optionen genannt werden können, darf man doch erst in Frage stellen, ob die immer wieder aufkeimende Kritik an den GMs und der "Hype" einer Top10 völlig gerechtfertigt ist. Durchschnittlich gibt es halt nur einen Franchise Player pro Draft.
Die Kritik an Kahn finde ich manchmal etwas überzogen. Dass Stars sich wohl nur ungern nach Minnesota traden lassen würden, dürften die meisten Leute so sehen (außer zwei Superstars werden gleichzeitig geholt), daher halten sich die Möglichkeiten stark in Grenzen. Solange Kahn nicht den Colangelo macht, finde ich seine Arbeit in Ordnung (Cap-Management passt, Talente konnte er auch verpflichten, Flexibilität). Die Hoffnung auf eine Championship kann Kahn den Fans wohl nicht geben, aber vielleicht die Chance auf ein Team, wie Atlanta. Außer man hat mittelfristig das Glück, wie Oklahoma City 2007, Cleveland 2003 oder Minnesota vor 15 Jahren.