Neubeginn der Hungerkünstler-Diskussion


dom85

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Die Bindung hat nichts mit dem Wetter zu tun. Wie auch? Sie kommt ja nie direkt mit der Anlaufspur in Kontakt.
Die Problematik lag damals an folgenden Faktoren. Die Anlaufspur war ein Schnee-Eis-Gemisch, es herrschten leichte Plusgrade, es fiel Nassschnee bzw. "Pappschnee".
Stell dir mal vor Du stehst auf deinen Alpinski am hang mit genau dieser Unterlage und es schneit Nassschnee darauf. Du wirst dich im Hang kaum einen Meter vorwärts bewegen bzw. es "ruckt" stark.
Das liegt daran, dass die Schnee-Eisspur eine Temperatur von knapp unter 0°C besitzt. Der fallende Schnee hat eine Temperatur von um 0°C und die Luft über 0°C. Daher schmilzt der Schnee leicht an, weswegen es Pappschnee ergibt, der sich zu größeren Flocken zusammenbindet.
Fällt dieser in die Spur, dessen Temperatur unter 0°C liegt, gefriert diese sofort an und kann nicht mehr weggepustet werden. Der obere Teil der Schneeflocke (der der keine unmittelbare Fläche zur Spur hat) bremst aber weiterhin durch seine Konsistenz. Außerdem wird die Spur von oben erwärmt durch die Plusgrade und ein Teil des Schmelzwassers gefriert wieder.
Diese Prozesse rauhen die Anlaufspur auf, machen sie formunbeständiger, "matschiger" und verleihen ihr einen höheren Widerstand, der sich (schlagartig) bremsend auswirkt. Es ruckt demnach in der Anlaufspur.
Da dies Springer nun durch ihre größeren Sprungski eine größere Auflagefläche haben, haben sie auch mehr Reibung und es bremst mehr.

Solche Problematiken haben also nichts mit der Bindung zu tun, sondern rühren von den Anlaufspuren und dem Wetter her.


Das stimmt schon alles, trotzdem sind Springen bei Schneefall früher reibungsloser abgelaufen, Bischofshofen war vielleicht eine Ausnahmesituatio aber es geht ja bei "normalen" Schneefall" heute kein Wettbewerb relativ reibungslos über die Bühne. Vor 5, 10 Jahren war daurch dass es die Bindung und verschiedene andere Sachen nicht gegeben hat die Anlaufgeschwindigkeit noch um so 5 km/h schneller das Material noch nicht so extrem und es wirkten sich, glaube ich 1 km/h Geschwindigkeitsunterschied nicht ganz so dramatisch aus

Heute ist durch Material (Ski, Bindung) die Anlaufgeschwindigkeit so am Limitund da hast mit 1 km/h weniger bei Schnefall und dann lässt der Wind noch aus, keine Chance mehr über denn Vorbau zu kommen.

Kann sich noch wer an die WM 99 in Ramsau/Bischofshofen erinnern.
Sowohl in der Mannschaft als auch auf der Großschanze schneite es aus Kübeln. In meiner Erinnerung waren es trotzdem schöne und relative faire Bewerbe. Ich wage die Prognosse dass es bei diesen Bedingungen heute kein Springen geben würde und falls doch eine Farce!



Direkt hat die Bindung natürlich keinen Einfluß aber indirekt schon...
 
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Priska01

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Ihre Beiträge lese ich schon sehr lange und gerne. Doch dieses Thema ist wirklich sehr heikel. Ich war selbst sehr lange Berufssportler und weiß. das man für seinen Sport alles tut. Ich verstehe die Springer, doch extremes hungern ist gefährlich. Der BMI Index ist doch eigentlich nur eine Richtlinie. Was ist eigentlich mit den Springern, die von Natur aus unter dem BMI liegen? Diese Springer werden doch immer benachteiligt. Zunehmen ist sehr viel schwieriger als abnehmen. Was soll da geschehn?
 
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Anne

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Das Problem, dass manche Springer zu sehr hungern, weil sie mit einer geringeren Körpermasse und kürzeren Skiern immer noch besser zurecht kommen als mit der maximalen Skilänge und dem dazu passenden BMI, halte ich auch nicht für unlösbar. Man muss den BMI gar nicht unbedingt erhöhen, könnte aber die Ski für die Leute, die ihn unterschreiten, einfach noch stärker kürzen.
Eben. Wenn der Quotient für die Verkürzung deutlich erhöht wird, und zwar mindestens so stark, dass er tatsächlich ein Ausgleich schafft und nicht immer noch der Anreiz besteht, lieber leichter zu sein und mit kürzeren zu springen.
Das Argument Sport sei eben ungesund im Leistungsbereich halte ich für Quark. Mit der Begründung könnte man die Helme auch wieder durch Pudelmützen ersetzen....
 

Priska01

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Das Verkürzen der Ski ist aber den von Natur aus leichtern Springern gegenüber unfair. Sie müßten immer mehr essen, obwohl dies auch meistens nicht hilft und genau so gesundheitsschädlich ist wie hungern. Es sollte auch auf den Körperbau der Springer geachtet werden. Ich finde das kein Springer benachteiligt werden darf. Wenn man das Hungern anprangert darf das Gegenteil nicht vergessen werden. Es soll doch fair zugehen.
 

Schlieri

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Dazu müsste ein anderer Maßstab her, der den BMI ersetzt!
Aber das ist wohl zu viel Arbeit und die Mühe nicht wert.:rolleyes:
 

Anne

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Das Verkürzen der Ski ist aber den von Natur aus leichtern Springern gegenüber unfair. Sie müßten immer mehr essen, obwohl dies auch meistens nicht hilft und genau so gesundheitsschädlich ist wie hungern. Es sollte auch auf den Körperbau der Springer geachtet werden. Ich finde das kein Springer benachteiligt werden darf. Wenn man das Hungern anprangert darf das Gegenteil nicht vergessen werden. Es soll doch fair zugehen.
Es geht hier ja nicht um wahnwitzige fettreserven, sondern um einen BMI, der für erwachsene Männer nicht gesundheitsgefährdend ist. Da der Trend sowieso zu mehr Atlethik geht wäre der Aufbau von ein wenig mehr Muskelmasse sicher auch nicht unsinnig. Um es krass zu sagen: es sit noch keiner mit nem BMI von 20 an Adipositas erkrankt, aber schon verdammt viele Springer an Magersucht. Und im Moment wird ein großer Teil der Springer benachteiligt, wenn die Kürzung der Skilänge nicht dem tatsächlichen Vorteil entspricht.
 

Benjamin

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Was ich zwecks Skilänge gehört habe:
Durch die flache Skiführung wird der Auftrieb größer aber dadurch auch die maximale Skilänge schwerer unter Kontrolle zu bringen ( Darum sind früher ja auch große Athleten wie Florian Liegl oft nicht mit der maximalen Skilänge gesprungen). _So haben jetzt auch viele Springer die Ski gekürzt um mehr Kontrolle ins System zu bringen und gute Erfahrungen damit gemacht. Und da sie jetzt ja kürzere Ski springen, können sie ja auch wieder leichter werden....
Das klingt nachvollziehbar... wenn man beispielsweise die Flüge von Andreas Wank gesehen hat, der ja auch einer der größten Springer im Feld ist, dann hat man ja gut gesehen, dass es ihm die Skier fast hinter den Kopf gebogen hat. Ich weiß jetzt nicht, ob er seine maximale Skilänge springt - aber zu beherrschen sind solche langen Skier sicher schwer.
Eine Lösung des Problems liegt aber auch hier aus meiner Sicht auf der Hand: Man verkürzt generell die maximale Skilänge.

Zur BMI-Geschichte hat sich ja Anne auch schon geäußert: Wenn ein Springer mit schweren Knochen versucht, sich an dieses untere Limit heranzuhungern, kann dies gefährlich sein. Wenn hingegen ein Springer, der diese Grenze eher von Natur aus knapp unterschreiten würde, gezwungen wird, etwas zuzunehmen, ist das noch lange nicht gefährlich. Ungesund würde es vielleicht ab einem BMI von 26 - aber davon reden wir ja nicht.


Ich habe noch einen weiteren Erklärungsansatz, warum manche Wettkämpfe insbesondere auf einigen Flugschanzen in letzter Zeit so stark streuen. Die Flugkurven der Springer sind im Laufe der Zeit einfach immer flacher geworden. Das hat natürlich den Vorteil, dass ein Sturz weniger gefährlich ist, als wenn der Springer aus 10 Metern Höhe auf den Hang krachen würde - aber es erhöht natürlich auch die Streuung. Denn wenn ein Springer bei guten Bedingungen über eine weite Strecke seines Fluges nur einen Meter über dem Hang steht, dann wird die Flugkurve natürlich noch etwas niedriger, wenn er einen kleinen Fehler einbaut oder der Aufwind ausbleibt - mitunter so niedrig, dass ihm nichts anderes mehr übrig bleibt, als weit oben zu landen.
Hier könnte man auch etwas ändern, indem man die Schanzen anders bauen würde - nämlich so, dass der Luftstand zunächst eher hoch ist und dann im Lauf des Fluges immer kleiner wird. Das wäre allerdings die teuerste Lösung.
 

Priska01

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Alles zu reglementieren ist doch auch totaler Blödsinn. Auch die Springer müssen in ihrer Entscheidung frei sein. Es sind erwachsene Menschen. Wenn sie nicht gezwungen werden zu hungern haben sie es doch selbst für sich so entschieden. Es ist die persönliche Freiheit eines jeden Menschen für sich selbst zu entscheiden was er möchte. Ich persönlich finde die Hungerei auch bescheuert, ich hatte es allerdings auch nie nötig aber wenn ja, hätte ich es mir auch nie verbieten lassen. Vieleicht möchten sie es auch so,
ansonsten müssen sie es ja nicht.Es ist ihre Entscheidung das zu tun.
 

Priska01

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Alles zu reglementieren ist doch auch totaler Blödsinn. Auch die Springer müssen in ihrer Entscheidung frei sein. Es sind erwachsene Menschen. Wenn sie nicht gezwungen werden zu hungern haben sie es doch selbst für sich so entschieden. Es ist die persönliche Freiheit eines jeden Menschen für sich selbst zu entscheiden was er möchte. Ich persönlich finde die Hungerei auch bescheuert, ich hatte es allerdings auch nie nötig aber wenn ja, hätte ich es mir auch nie verbieten lassen. Vieleicht möchten sie es auch so,
ansonsten müssen sie es ja nicht.Es ist ihre Entscheidung das zu tun.
 

Benjamin

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Weitere Regeln sind ja auch gar nicht nötig - die gibt es ja alle schon. Nur über die Grenzwerte müsste man vielleicht nochmals nachdenken.

Natürlich kann letztlich kein Springer gezwungen werden zu hungern. Aber wenn das möglicherweise das einzige ist, was zwischen einem Platz im Mittelfeld und einem Podestplatz liegt, dann wird die Versuchung schon ziemlich groß.
 

Priska01

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Es sollten vielleicht mehr Ernährungsberater und Physcholgen beschäftigt werden. Aber so wie es jetzt geregelt wird wird sich nichts ändern. Es wird eher noch mehr Springer geben die aufhören.
 

Schlieri

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Es geht hier ja nicht um wahnwitzige fettreserven, sondern um einen BMI, der für erwachsene Männer nicht gesundheitsgefährdend ist. Da der Trend sowieso zu mehr Atlethik geht wäre der Aufbau von ein wenig mehr Muskelmasse sicher auch nicht unsinnig. Um es krass zu sagen: es sit noch keiner mit nem BMI von 20 an Adipositas erkrankt, aber schon verdammt viele Springer an Magersucht.

Wenn man schon den BMI als Maßstab nimmt, dann auch konsequent!

18,5 bis 25 ist Normalgewicht.

Es soll ja nicht gesundheitsgefährdend sein. Und 18,5 ist Normalgewicht.
Und selbst mit Anzug und Schuhe wird man damit nicht auf einen BMI von 21 kommen.
Ein Springer 1,77m, ~59,5kg mit einem BMI von 19 müsste irgendwie um die 6kg mehr auf die Waage bringen um die maximale Skilänge zu springen.

Und man sieht an Ammann wie sehr ihm schon die 2kg mehr zu schaffen macht.
http://www.blick.ch/sport/wintersport/skispringen/simon-ammann-muss-zwei-kilo-zunehmen-id79404.html


Gerade als Naturwissenschaftlerin, sollte man dafür sein einen anderen bzw. zusätzlichen Maßstab als den des BMIs zu verwenden.
Der ist auf den Spitzensport nur bedingt anwendbar.

Und ob gesund oder nicht, dass wird der BMI nicht wirklich sagen können im Einzelfall, da der Mensch noch immer 3-dimensional ist und nicht nur aus der Höhe besteht!

Und im Moment wird ein großer Teil der Springer benachteiligt, wenn die Kürzung der Skilänge nicht dem tatsächlichen Vorteil entspricht.

Ach, nun geht es um die Benachteiligung?
Also um Gerechtigkeit?
Ist es gerecht, wenn man den von Natur aus Bevorteilten Athlethen Steine um seine Füße bindet, damit es augenscheinlich gerechter wird?
Das hört sich für mich viel zu sehr nach Egalitarismus an.
Tami Kiuru oder ein Sigurd Pettersen sind da die Kehrseite der Medaille.
Sie mussten hauptsächlich deswegen ihre Karriere aufgeben.
Und es gibt sicherlich auch noch einige, die schon jetzt unter der aktuellen Reglementierung leiden müssen.
Aber soetwas wird fast nie in den Medien erwähnt, solche Negativbeispiele sind ja schließlich kontraproduktiv....Friede Freude Eierkuchen.


Wenn es nur um die Gesundheit geht, dann hilft ein persönliches Profil mit mehr Details des Athlethen und es ist gerechter.

Und mir fehlen immer noch die Beispiele von Athleten, die diese Saison dem Magerwahn verfallen sind oder kurz davor und vor allem
die "Negativ-Vorbilder" unter den Besten.
Erfolg durch Magerwahn...das sollte mit Hannawald doch vom Tisch sein.
Seit Konjonkoskis Abgang gehen selbst die Norweger nun den Weg der Athletik.
Verstehe nicht wieso man das noch härter reglementieren muss.
Wenn nicht der Fall, dann bitte ich mal um konkretere Beispiele und keine Luftschlösser.


Wiegesagt, Gesundheit ja, absolut.
Aber dann auf einem anderen Weg!
Diese einseitige Sichtweise der Medien und der Meisten ist für mich sehr bedenklich und irritierend.
Vielleicht auch gerade weil ich selber vom Typus Leichtbau bin und einen schnellen Metabolismus besitze.
 
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Priska01

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Der Beitrag von Schlieri ist vollkommen richtig. Wenn man aber außer dem BMI, der sowieso nur eine Richtlinie sein kann, noch andere Faktoren berücksichtigen müßte, wäre es zu schwierig für die Herren,die angeblich das Sagen haben. So etwas ist schade.
 

Anne

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Weitere Regeln sind ja auch gar nicht nötig - die gibt es ja alle schon. Nur über die Grenzwerte müsste man vielleicht nochmals nachdenken.

Natürlich kann letztlich kein Springer gezwungen werden zu hungern. Aber wenn das möglicherweise das einzige ist, was zwischen einem Platz im Mittelfeld und einem Podestplatz liegt, dann wird die Versuchung schon ziemlich groß.
:up:
Vor allem sollte man das ganze nicht durch die "Fanbrille" betrachten.
 

BRADLFETTN

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GATE-SCHIEBEREI / KOMPENSATIONSPUNKTE

In diesem Thread wird ja neben der Gewichtsproblematik ja auch viel Bezug genommen auf:

- Materialentwicklung (insb. gekrümmte Stabbindung)
- BMI/Skilänge
- geänderte Schanzenprofile
- verstärkte Windanfälligkeit bei den Bewerben
- Gate-Verschiebungen und Kompensationspunkte
- usw.

Letztendlich spielt das ja alles in gewisser Weise zusammen. Und es ist ja auch logisch, dass es da die verschiedensten Meinungen gibt - ist ja auch gut so, dazu sind Diskussionen ja da.

Aber was mir in letzter Zeit schon langsam ordentlich aufstösst ist diese ewige Gate-Verschieberei und die daraus resultierenden Kompensationspunkte (und da bin ich sicher bei Gott nicht der einzige !). Was zuletzt in Oberstdorf schon besonders schlimm war wurde gestern bei der Quali in Vikersund ja wirklich schon auf die Spitze getrieben. Was da mit den Gates herumgeschoben wurde und wie einem da die Kompensationspunkte um die Ohren geflogen sind, das hat wirklich keinen Spass mehr gemacht. Nur als Beispiel: Descombes (6. der Quali) fliegt 222,5 Meter, Takeuchi fliegt 193,5 Meter (also 29 Meter weniger !) und liegt nur einen Platz hinter ihm mit einem Punkteabstand von 1,7 Punkten !

Was soll der Mist, langsam verkommen die Bewerbe ja schon zur Farce ! Das macht wirklich schon keinen richtigen Spass mehr. Und die letzten zehn lässt man dann auf 160 bis 170 Meter aufspringen ? Da kann mir doch keiner erzählen, dass dieser eklatante Missbrauch der Kompensationsregeln noch fair ist !!!!!

Unlängst habe ich wieder mal einen Artikel der Swiss Physical Society durchgelesen:

http://www.sps.ch/en/articles/physics_and_society/physikalische_ansaetze_im_leistungssport_6/

Treffend wird da ja u.a. angeführt:

"Eine gut zutreffende Simulation einer Flugbahn wäre möglich, wenn man die Tangentialkomponente der Windgeschwindigkeit längs der Flugbahn kennen würde. Messbar sind aber nur die herrschenden Windkomponenten am Pistenrand. Das bewirkt bei gewissen Bedingungen, wenn auch selten eintreffend, unvermeidliche Ungenauigkeiten bei der Datenerhebung."

Na eh klar, kein Springer hat Sensoren am Körper, die den Wind messen würde. Bei normalen Schanzen gibt es links und rechts jeweils 5 Messpunkte und bei Flugschanzen jeweils 7 Messpunkte, die die tangentiale Windgeschwindigkeit während des Fluges misst, wobei dieser Wert nichts anderes ist als die durchschnittliche Windgeschwindigkeit während des gesamten Sprungs bzw. Fluges, der in weiterer Folge auf Kompensationspunkte umgerechnet wird.

Jetzt ergibt sich ohnehin schon eine grosse Ungenauigkeit aufgrund des Abstandes zur angenommenen Flugkurve des Springers - in Vikersund dürften das links und rechts schon mal rund 20 Meter sein. Aber die größte Ungenauigkeit ergibt sich aufgrund des Umstandes, daß die Winddurchschnittsgschwindigkeit an den Messpunkten in der Zeit zwischen dem Absprung und dem Aufsprung gemessen wird (und das sind in Vikersund schon einige Sekunden !).

Bei der gestrigen Quali hat es teilweise in der untersten Flugphase sehr schnelle Windveränderungen von Rückenwind auf Seitenwind und teilweise sogar Aufwind gegeben. Was nützt da ein Durchschnittswert über die ganze Flugphase, wenn der Wind innerhalb von 1 bis 2 Sekunden in eine andere Richtung dreht ? Darüberhinaus führt diese Art der Messung zur trivialen Situation, dass jemand, der z.B. bei 150 Metern aufspringt, die Windgeschwindigkeit der sagen wir mal letzten zwei Messpunkten aufgebrummt bekommt, obwohl der da schon lange aufgesprungen ist.

Wie auch immer ! Ich habe schon lange nicht mehr das Gefühl, dass die Windkompensationspunkte soooo super fair sind, wie uns das die FIS (und da vor allem Walter Hofer) immer verkaufen möchte. Vor allem dann nicht, wenn diese Regelung dazu missbraucht wird, mit den Gates nach Belieben rauf- und runterzugehen.

Bei Weiten wie bei den Letzten in der gestrigen Qualifikation wie z.B. Stoch (153 m), Schlierenzauer (165,5 m), Bardal (166 m) oder Koudelka (169,5 m) helfen Gate/Windkompensationspunkte von 25 bis 30 auch nichts mehr, da kann man einfach nicht vorne sein ! Bleibt nur zu hoffen, dass die Titelbewerbe dann etwas anders ablaufen.

Und das führt mich auch wieder zum eigentlichen Thema:

Uns allen ist aufgefallen, dass der Skisprungsport zuletzt immer windanfälliger geworden ist und da sollte sich die FIS schleunigst was einfallen lassen. Ob das in Richtung Materialrückentwicklung (unrealistisch !), Schanzenumbau (wahrscheinlich auch nicht sehr realistisch !), höherer BMI bzw. kürzere Ski (ob das wirklich noch so viel bringt, wie man glaubt ?) gehen soll, darüber sollen sich die Herren von der FIS den Kopf zerbrechen. Mit Gate-Verschiebereien und Windkompensationspunkten wird man dieser Problematik sicherlich nicht Herr werden !!!
 

dom85

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In diesem Thread wird ja neben der Gewichtsproblematik ja auch viel Bezug genommen auf:

- Materialentwicklung (insb. gekrümmte Stabbindung)
- BMI/Skilänge
- geänderte Schanzenprofile
- verstärkte Windanfälligkeit bei den Bewerben
- Gate-Verschiebungen und Kompensationspunkte
- usw.

Letztendlich spielt das ja alles in gewisser Weise zusammen. Und es ist ja auch logisch, dass es da die verschiedensten Meinungen gibt - ist ja auch gut so, dazu sind Diskussionen ja da.

Aber was mir in letzter Zeit schon langsam ordentlich aufstösst ist diese ewige Gate-Verschieberei und die daraus resultierenden Kompensationspunkte (und da bin ich sicher bei Gott nicht der einzige !). Was zuletzt in Oberstdorf schon besonders schlimm war wurde gestern bei der Quali in Vikersund ja wirklich schon auf die Spitze getrieben. Was da mit den Gates herumgeschoben wurde und wie einem da die Kompensationspunkte um die Ohren geflogen sind, das hat wirklich keinen Spass mehr gemacht. Nur als Beispiel: Descombes (6. der Quali) fliegt 222,5 Meter, Takeuchi fliegt 193,5 Meter (also 29 Meter weniger !) und liegt nur einen Platz hinter ihm mit einem Punkteabstand von 1,7 Punkten !

Was soll der Mist, langsam verkommen die Bewerbe ja schon zur Farce ! Das macht wirklich schon keinen richtigen Spass mehr. Und die letzten zehn lässt man dann auf 160 bis 170 Meter aufspringen ? Da kann mir doch keiner erzählen, dass dieser eklatante Missbrauch der Kompensationsregeln noch fair ist !!!!!

Unlängst habe ich wieder mal einen Artikel der Swiss Physical Society durchgelesen:

http://www.sps.ch/en/articles/physics_and_society/physikalische_ansaetze_im_leistungssport_6/

Treffend wird da ja u.a. angeführt:

"Eine gut zutreffende Simulation einer Flugbahn wäre möglich, wenn man die Tangentialkomponente der Windgeschwindigkeit längs der Flugbahn kennen würde. Messbar sind aber nur die herrschenden Windkomponenten am Pistenrand. Das bewirkt bei gewissen Bedingungen, wenn auch selten eintreffend, unvermeidliche Ungenauigkeiten bei der Datenerhebung."

Na eh klar, kein Springer hat Sensoren am Körper, die den Wind messen würde. Bei normalen Schanzen gibt es links und rechts jeweils 5 Messpunkte und bei Flugschanzen jeweils 7 Messpunkte, die die tangentiale Windgeschwindigkeit während des Fluges misst, wobei dieser Wert nichts anderes ist als die durchschnittliche Windgeschwindigkeit während des gesamten Sprungs bzw. Fluges, der in weiterer Folge auf Kompensationspunkte umgerechnet wird.

Jetzt ergibt sich ohnehin schon eine grosse Ungenauigkeit aufgrund des Abstandes zur angenommenen Flugkurve des Springers - in Vikersund dürften das links und rechts schon mal rund 20 Meter sein. Aber die größte Ungenauigkeit ergibt sich aufgrund des Umstandes, daß die Winddurchschnittsgschwindigkeit an den Messpunkten in der Zeit zwischen dem Absprung und dem Aufsprung gemessen wird (und das sind in Vikersund schon einige Sekunden !).

Bei der gestrigen Quali hat es teilweise in der untersten Flugphase sehr schnelle Windveränderungen von Rückenwind auf Seitenwind und teilweise sogar Aufwind gegeben. Was nützt da ein Durchschnittswert über die ganze Flugphase, wenn der Wind innerhalb von 1 bis 2 Sekunden in eine andere Richtung dreht ? Darüberhinaus führt diese Art der Messung zur trivialen Situation, dass jemand, der z.B. bei 150 Metern aufspringt, die Windgeschwindigkeit der sagen wir mal letzten zwei Messpunkten aufgebrummt bekommt, obwohl der da schon lange aufgesprungen ist.

Wie auch immer ! Ich habe schon lange nicht mehr das Gefühl, dass die Windkompensationspunkte soooo super fair sind, wie uns das die FIS (und da vor allem Walter Hofer) immer verkaufen möchte. Vor allem dann nicht, wenn diese Regelung dazu missbraucht wird, mit den Gates nach Belieben rauf- und runterzugehen.

Bei Weiten wie bei den Letzten in der gestrigen Qualifikation wie z.B. Stoch (153 m), Schlierenzauer (165,5 m), Bardal (166 m) oder Koudelka (169,5 m) helfen Gate/Windkompensationspunkte von 25 bis 30 auch nichts mehr, da kann man einfach nicht vorne sein ! Bleibt nur zu hoffen, dass die Titelbewerbe dann etwas anders ablaufen.

Und das führt mich auch wieder zum eigentlichen Thema:

Uns allen ist aufgefallen, dass der Skisprungsport zuletzt immer windanfälliger geworden ist und da sollte sich die FIS schleunigst was einfallen lassen. Ob das in Richtung Materialrückentwicklung (unrealistisch !), Schanzenumbau (wahrscheinlich auch nicht sehr realistisch !), höherer BMI bzw. kürzere Ski (ob das wirklich noch so viel bringt, wie man glaubt ?) gehen soll, darüber sollen sich die Herren von der FIS den Kopf zerbrechen. Mit Gate-Verschiebereien und Windkompensationspunkten wird man dieser Problematik sicherlich nicht Herr werden !!!

:up:

Ja die Herren von der FIS sollen sich ihre Gedanken machen...

Ich glaube dass es über die Materialrückentwicklung der einfachste und kostengünstigste Weg wäre, ich hoffe dass dies nicht so unrealistisch ist, wie du es siehst...
 

Priska01

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Gestern war das mit der Gatschieberei wirklich furchtbar. Es ist doch eine Skiflug WM. Wenn ein Springer mal weiter fliegt gleich das Gat zu verändern ist doch Schwachsinn. Man müßte einige Springer danach beobachten bevor man handelt. Das mit den Sensoren am Körper des Springers wäre eine gute Möglichkeit um die tatsächliche Windbewegung zu messen. Es wurde doch schon verwendet um die Absprungkraft der Springer zu messen. Bei vielen Veranstaltungen wissen die Verantwortlichen wann die Bedingungen besser oder schlechter sind. Warum hält man sich dann nicht an diese Zeiten.
 

Anne

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Bei vielen Veranstaltungen wissen die Verantwortlichen wann die Bedingungen besser oder schlechter sind. Warum hält man sich dann nicht an diese Zeiten.

Weil diese Zeiten nicht mit den besten Sendezeiten korrelieren - und wer zahlt bestimmt, ist leider so.
 

dom85

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Gestern war das mit der Gatschieberei wirklich furchtbar. Es ist doch eine Skiflug WM. Wenn ein Springer mal weiter fliegt gleich das Gat zu verändern ist doch Schwachsinn. Man müßte einige Springer danach beobachten bevor man handelt. Das mit den Sensoren am Körper des Springers wäre eine gute Möglichkeit um die tatsächliche Windbewegung zu messen. Es wurde doch schon verwendet um die Absprungkraft der Springer zu messen. Bei vielen Veranstaltungen wissen die Verantwortlichen wann die Bedingungen besser oder schlechter sind. Warum hält man sich dann nicht an diese Zeiten.

Narürlich ist es ärgerlich wenn nach einem halbwegs weiten Flug sofort das Gate verändert wird!
Aber der Jury bleibt oft gar keine andere Wahl, weil unter den zur Zeit gegeben Voraussetzungen ohne Gatewechsel entweder in jedem Durchgang 2 Flieger bis zur Sturzlinie fliegen (siehe Peter Prevc in Oberstdorf, vor dem wurde doch sogar noch um 4 luken verkürzt?) oder 80% der Springer auf dem Vorbau bei 100 Meter landen
 
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