Omega schrieb:
@e_m
Deine meinung beruht tatsächlich auf einer Annahme, die Du nichgt beweisen kannst: Thomas kann in NY arbeiten, wie die meinsten GM in der NBA auch
ich stelle fogende Gegenthese auf: Thomas hat viel engere Vorgaben und versucht, teilweise erfolgreich, teilweise nicht, aber immer mit Potential diese Aufgabe zu erfüllen.
Erst einmal: Es ist schön, dass du einen neuen Ansatz angesprochen hast, noch dazu einen interessanten. Und du hast Recht: Ich kann tatsächlich nicht beweisen, dass Thomas in New York wie jeder andere General Manager der NBA arbeiten kann. Allerdings ist deine Gegenthese ebenso wenig zu beweisen, aber das sagst du ja selbst.
Letztlich lässt sich in diesem Punkt nur spekulieren, doch es gibt Ansatzpunkte und Tendenzen:
1. Isiah Thomas ist seit 25 Jahren im NBA-Geschäft und hat seine Art und seinen Charakter in dieser Zeit immer wieder zur Schau gestellt. Es ist nur meine Beobachtung, die jeder anders sehen kann, doch ich halte Thomas für sehr selbstbewusst (zuweilen auch arrogant und egozentrisch), und jede Aufgabe, der er sich annimmt, wird von ihm bestimmt, von keinem anderen. Ich erinnere an seine deutliche Handschrift bei den Toronto Raptors oder den
Kauf der kompletten CBA 1999 (die kaum zwei Jahre danach bankrott ging).
Ergo: Ich halte Thomas nicht für jemanden, der einen Posten antritt, in dem er nur Handlanger höherer Mächte ist. Tatsächlich schätze ich ihn als jemanden ein, der in New York völlige Handlungsfreiheit genießt. Die Art und Weise, wie er fast das gesamte Team der Layden-Zeit weggetradet hat - aus dem einzigen Grund, das gesamte Layden-Team wegtraden zu wollen - und sein rücksichtsloser, geradezu zynischer Umgang mit Spielern wie Antonio McDyess oder Shandon Anderson sprechen dafür, dass er nichts zu befürchten hat, zumindest nicht im Moment. Ich habe eher den Eindruck gewonnen, dass Thomas die Knicks mit einem Freifahrtsschein in der Tasche übernommen hat:
Nur zwei Tage nach seinem Amtsantritt entließ Thomas Rookie Slavko Vranes und schenkte damit einen Zweitrundenpick weg. Drei Wochen nach seinem Amtsantritt feuerte er bereits den kompletten Coaching Staff und stellte Lenny Wilkens ein, der ja am Niedergang des Teams Schuld sein soll. Eingestellt hat ihn Isiah Thomas. Bereits eine Woche zuvor hatte Thomas mit Stephon Marbury einen neuen Star für die Franchise geholt, mit der Intention, auf Kosten der langfristigen Perspektive kurzfristig Erfolg zu haben. Der "Erfolg": Playoffaus per Sweep in Runde 1 im ersten Jahr, eine der schlechtesten Bilanzen der NBA im zweiten Jahr. Ein Team, dessen Gehaltskosten von 90 Mio. auf 104 Mio. Dollar pro Jahr gestiegen sind, fährt noch weniger Siege ein als zuvor.
Die Spieler, die Thomas geholt hat, haben (außer Ariza) mittlerweile alle an Wert verloren: Bei Marbury steigt das Gehalt jährlich immer weiter in Richtung 20-Millionen-Marke (resultierend in 22 Mio. für 2008/09), auch wenn er einmal mehr bewiesen hat, kein Franchise-Spieler erster Güte zu sein. Sein Ex-Team, die Suns, haben faktisch erst durch seinen Abgang die Gelegenheit bekommen, ein echter Meisterschaftsanwärter zu werden. Die überteuerte Verpflichtung von Crawford wird schon jetzt bedauert und die ersten "Weitertrade"-Szenarien machen die Runde. Zudem schüttelt die ganze Basketballwelt den Kopf über die Verpflichtung von Maurice Taylor (9 Mio. im Jahr für noch zwei Jahre), der das Wegschenken von Nazr Mohammed an die Spurs gegenüber steht.
Doch zurück zu Thomas' Handlungsfreiheit bei den Knicks: Er und Dolan funken auf einer Wellenlinie. Ich bin überzeugt, dass er den Posten in New York nur unter der Bedingung angenommen hat, alles tun zu können, was er für nötig erachtet. Sein umgehender Aktionismus und sein rigoroses Vorgehen gegen Spieler, Coaches und Offizielle sind ein eindeutiges Indiz. Beweisen kann ich es aber nicht.
Nun zu den äußeren Zwängen:
Es stimmt, dass die Konkurrenz in New York (nicht zuletzt durch die Rangers) sehr groß ist und wohl auch, dass nichts zählt außer dem Meistertitel. Daraus baer die oft geäußerte Behauptung abzuleiten, ein bewusster Neuanfang sei
unmöglich, halte ich für falsch. Bloß weil etwas nicht versucht worden ist, heißt das nicht, dass es nicht möglich ist. Das ist und bleibt eine haltlose Behauptung.
Natürlich müssten Widerstände überwunden und Zweifler überzeugt werden, doch wenn einer genügend Einfluss und Entschlossenheit (und vor allem: Vollmachten) besitzt, so etwas anzugehen, dann Isiah Thomas. Allerdings hat der von Anfang an das jetzige Konzept verfolgt, aber nicht, weil er dazu gezwungen war, sondern weil er es für richtig hält. Diese Tatsache schiebt die Schuld für das jetzige Scheitern wieder ihm zu, der in vollem Umfang selbständig entschieden und gehandelt hat.