Das Problem vieler junger Boxer ist einfach ihre Ungeduld *seufz* .
Ich kann es zwar verstehen, dass es heute viele Talente schnell in den Profiboxzirkus zieht, dennoch halte ich die übliche Amateurschiene noch immer für den besten Weg, trotz der ganzen Misere im Amateurboxen. Erst wenn man Meisterschaften, Turniere, Ländervergleichskämpfe u.s.w. mit einem gewissen Erfolg mitgemacht hat, dann erst sollte man den Sprung wagen. Ansonsten ist überwiegend irgendwann der Misserfolg vorprogrammiert, insbesondere, wenn man nicht bei einem „großen“ Boxstall beschäftigt ist. Auch als Berufsboxer braucht man vor allem einen langen Atem und man sollte sich im klaren sein, was man hier erreichen möchte und überhaupt erreichen kann. Eine realistische Einschätzung ist unabdingbar und mit Träumereien kommt man nicht weiter.
Ohne ein gutes Angebot, ohne ein gutes Team oder Lobby ist die Wahrscheinlichkeit leider gering, dass man je viel im Berufsboxen erreichen kann. Sicher, es gibt Ausnahmen, aber wie der Name schon sagt, diese sind in der Minderheit. Wer Berufsboxer wird, sollte sich frühzeitig klar werden, ob er lieber nach dem Geld strebt oder nach seinen Träumen. Für die meisten Boxer ohne Kontakte oder entsprechende Amateurboxerfahrung ist vorwiegend der Geldgedanke am realistischsten, es sei denn, man ist auch mit irgendwelchen Witztiteln zufrieden. Das hört sich zwar gut an, aber leben kann man manchmal fast „besser“ als sog. solider Boxer der zweiten Garde, mal kurz und einfach ausgedrückt.
Will man Höheres erreichen, lange einen makellosen Rekord haben und strebt man nach dem sog. einen lukrativen Kampf des Lebens, dann muss man vor allem in der Anfangsphase viel Geld und Zeit investieren, man muss „pokern“, „bluffen“ und darf vor allem nicht jeden Kampf annehmen, selbst wenn es einige Euros zu verdienen gibt. Das hört sich jetzt komisch an, doch gerade in den ersten Jahren bekommen unter dem Strich gesehen, viele aufstrebende Boxer, die ungeschlagen bleiben wollen, weniger als jene Boxer, die jeden Kampf annehmen, weil sie eben in erster Linie Geld verdienen wollen, was ja der Hauptgrund für den Profiboxsport ist.
Natürlich kann ich es nachvollziehen, dass man als junger Boxer den TV-Profis nacheifern will und im Bekanntenkreis habe ich auch einige Leute, die diesen schnellen Weg eingeschlagen haben oder einschlagen wollen. Aber wie schon mal gesagt: Profiboxer werden ist nicht das Problem. Aber vom Boxen zu leben und Erfolg zu haben, das ist schwer. Mindestens genauso schwer, wie den Jungs das alles klar zu machen. Ich kannte auch so einen, der meinte, dass es für ihn bei den Profis einfacher ist als bei den Amateuren. Er hatte Talent, ein paar Amateurkämpfe, schon mit bekannten Profiboxern gesparrt und wollte hoch hinaus. Die ersten Kämpfe klappte es auch, aber dann wurde er eben schon ungeduldig und nahm das Kampfangebot mit der besten Gage an, ohne Rücksicht auf Gegner, Datum oder andere Umstände. Tja, und nach einer knappen Punktniederlage war es schon wieder vorbei mit dem großen Elan und er hat gemerkt, wie schwer es ist an gute Begegnungen zu kommen oder entsprechend Geld mit dem Boxen zu verdienen, wenn man keine Lobby, keine Sponsoren u.s.w. hat. Nicht zuletzt läuft es ja bei den Profis ähnlich, was das Zustandekommen der Kämpfe anbelangt. Auch hier kann es dauern, bis man einen entsprechenden Kampf bzw. Gegner bekommt, auch hier gibt es Krankheit, Verschiebungen, Absagen etc.
Aber gut, es gibt ja auch positive Beispiele, keine Frage und lange Rede, kurzer Sinn: Wer als Amateur unzufrieden ist mit den Verhältnissen, den Regeln, den Kämpfen und meint, dass es bei den Profis besser läuft, der ist oft auf dem Holzweg. Im Grunde gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Amateurboxen und Profiboxen, ja, fast schon zu viele und mit Talent allein, oder Fleiß allein, oder Lobby allein kommen die meisten nicht besonders weit.