@Sm0kE
Hier nochmal grundsätzlicher, was ich persönlich für die richtige Vorgehensweise beim Draften halte. In der ersten Runde erwarte ich schon, dass das Prospect "clean" ist, sprich: Produktion
und Athletik/Größe-Gewicht sollte vorhanden sein, dazu keine red flags wie Verletzungen oder Charakterprobleme. Und eine gute Performance bei der Combine zählt da dazu. Das hat auch etwas mit einer professionellen Arbeitsauffassung zu tun. Du schlenderst ja auch nicht unvorbereitet in ein Assessment Center rein, wenn du den Job haben willst.
Irgendwann musst du dann Abstriche machen, klar. Je nach Draftclass und Position fängt das mit der zweiten Runde an, ab Mitte-Ende der 2. Runde wird es dann immer schwieriger, solche "clean" Prospects zu finden. Und entsprechend gedanklich umstellen sollte man sich dann. Fragen, warum aus guter Athletik keine Produktion entstanden ist oder wie der Spieler es geschafft hat, trotz Limitationen produktiv zu sein. Lag es am Niveau der Gegenspieler oder ist das übertragbar auf die NFL? Hat der Spieler ggf. ein hohes Ceiling, auch wenn ihm noch einiges fehlt, um dahin zu kommen? Ab der 4. und speziell 5. Runde würde ich persönlich dann nur noch nach Traits scouten, ggf. die Special Teams berücksichtigen. Ein Spieler, dessen Ceiling RB #4 oder WR #5 ist, ohne spezielle Special Teams Skills, macht mMn kein Sinn. Da gehe ich lieber das Risiko ein, dass ich ihn in der Offseason oder der zweiten Offseason entlasse, weil es nicht funktioniert hat, als dass ich da einen "sicheren" Spieler picke, dessen Potenzial einfach limitiert ist.
Zu Reagor nochmal im Speziellen, er war ja quasi der Ausgangspunkt der Debatte. Ich habe mir gestern Oklahoma @ TCU aus 2018 angeschaut (also nicht nur wegen ihm, um das klar zu sagen, hatte auch Bock auf Kyler Murray und zudem wollte ich CeeDee Lamb nochmal sehen). Sein bestes Jahr, wegen dem er jetzt gehyped wird, gegen eine schwache Big 12 Defense. Ich sehe es bei ihm einfach nicht. Kann sein, dass das an mir liegt, aber ich persönlich würde den frühestens in der dritten Runde nehmen. Und auch dann nur, weil doch einige andere etwas in ihm zu sehen scheinen.
Für mich ist er mehr oder weniger ein reiner Outside, Straight Line Receiver, vergleichbar mit Metcalf. Aber dieser ist eben 6'3 228 pounds mit 4.33 Speed, nicht 5'11 206 mit 4.47.
@Obmann
Wir hatten es ja kurz von Hamler. Habe mir in der Zwischenzeit noch zwei Spiele von ihm angeschaut, jeweils aus 2018. D.h. mit einem richtig guten College QB (McSorley) und RB (Sanders). Was mir an ihm wirklich gut gefällt ist sein sehr aggressiver Laufstil mit dem Ball in der Hand. Er sucht den Kontakt, nicht den Weg über die Seitenlinie. Ist aber Fluch und Segen zugleich. Wenn ich einen schnellen Zwerg mit einem hohen Pick drafte will ich, dass er tough ist. Das ist Hamler. Aber gleichzeitig kann es in der NFL schnell mal schief gehen, wenn du mit diesem Körperbau den Kontakt suchst. Da hat der Cornerback dann halt nicht 170 pounds, wie im College, sondern 195.
Meine Sympathie für ihn ist nochmal gestiegen, aber meine Skepsis, ob er halbwegs verletzungsfrei bleiben kann, ist leider unverändert.