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Mit dem Ende des Super Bowls sind wir dann auch offiziell in der Offseason. Ich beginne den Thread mal mit meinem Blick auf die Veränderungen im Coaching Staff der Eagles.
Head Coach Nick Sirianni
Als die Wunde dieses beispiellosen Kollapses noch frisch war, tendierte ich dazu, dass Sirianni gehen muss. Nicht, weil er ein schlechter Coach wäre, sondern weil ich skeptisch war, ob es von diesem Moment noch einen Schritt zurück geben kann. Wenn es einen geben kann, dann haben die Eagles aus meiner Sicht zumindest auf dem Papier die Möglichkeit dafür geschaffen. Sirianni ist rasiert worden, ja, und er wird nicht mehr der Coach der Eagles in 2025 sein, wenn das Team nicht die Playoffs erreicht und wahrscheinlich auch nicht, wenn es in der Wild Card Runde rausgeht. Der Druck ist ohne Frage da und er ist groß. Die im Eagles Kosmos schon fast legendäre Frage von Tim McManus in der Pressekonferenz: "Wenn sich ein OC um die Offense kümmert und ein DC um die Defense, was genau machst du eigentlich, Nick?" ist hart, aber fair. Ich persönlich bin allerdings ein Freund dieser CEO-Rolle für Head Coaches. Culture, Messaging, Coaching the Coaches, Player Development, Game Management - und ganz grundsätzlich immer das Big Picture vor Augen haben, es gibt genug für einen Head Coach zu tun, der weder für die Offense, noch für die Defense verantwortlich ist. Mike Tomlin und John Harbaugh stellt auch niemand diese Frage. Sie machen das aber auch schon 15 Jahre auf höchstem Niveau.
Entscheidend für mich ist, dass ich Siriannis Stärken in diesem Bereich sehe. Als Offensive Mind, als das er sich selbst sieht (klar, so hat er sich hochgearbeitet), fand ich ihn nie sonderlich toll. Ich ging schon davon aus, dass es schwer sein wird, Steichen zu ersetzen, aber wie extrem er gefehlt hat - als Dirigent dieser sehr simplen Offense, die durch sein Playcalling allerdings fast nicht zu verteidigen war - hat mich dann schon überrascht. Sirianni hat jetzt zweimal einen Schritt zurück gemacht: erst Mitten in der 2021er Saison als Playcaller, dann jetzt der Schritt zum CEO Head Coach. Das zu akzeptieren, ist für das Ego nicht leicht. Wenn das nochmal so famos gelingt wie mit dem Playcalling, kann er glaube ich wirklich längere Zeit Head Coach der Eagles bleiben.
Negativ anmerken muss man ganz klar: Culture, Messaging, Coaching the Coaches, Player Development und Game Management, alles was ich weiter oben angesprochen habe, war während des Kollapses mangelhaft. Nick hat das in 2021 und vor allem '22 hervorragend gemacht, aber entscheidend ist, wie du in der Krise agierst. Mit dem Schritt zum CEO alleine ist es nicht getan, er muss die freigewordene Zeit, die er nicht mehr in die Details der Offense investiert, auch nutzen, um sich in diesen Bereichen zu verbessern. Letztendlich zeigt Jeffrey Lurie mit dieser Entscheidung, dass der für mich immer noch unerklärliche Schritt von Sean Desai zu Matt Patricia als Defensive Coordinator das allergrößte Problem war, das zu diesem Einbruch geführt hat. Ich tendiere dazu, dem zuzustimmen, aber es kann natürlich auch sein, dass Lurie und ich das gerne glauben möchten, weil es den einfachsten Fix verspricht.
Defensive Coordinator Vic Fangio
Womit wir bei Fangio wären. Der verlorene Onkel, der eigentlich schon letztes Jahr für Gannon hätte übernehmen sollen, wenn dieser mit offenen Karten gespielt hätte. Das Jahr in Miami war nicht überragend, aber ich fand die zweite Saisonhälfte, als Ramsey zurück kam und die Defense seinen Scheme besser verinnerlicht hatte, war schon mindestens okay, eher gut. Dass dann ein Pass Rusher nach dem anderen ausgefallen ist, dafür kann Fangio nichts. Wenn ich Spiele der Dolphins gesehen habe (waren längst nicht alle), hatte ich den Eindruck, eine gut gecoachte Defense zu sehen, die von Fangio Antworten auf Probleme bekommen hatte, vor die der Gegner sie stellen wird.
Ich hatte so langsam aber sicher die Schnauze voll vom "Fangio Scheme", den dann irgendeiner seiner Assistants implementiert. Der Trend der Liga geht nach Jahren hin zu Fangio und den Shell Coverages mit einer späten Safety Rotation mMn auch eher wieder zu Blitz Heavy, Sorge für Chaos beim Quarterback, im Stil von Todd Bowles, Brian Flores, Mike Macdonald. Aber wenn ich den Maestro des Fangio Schemes bekommen kann, sieht es schon wieder anders aus. Denn Fangio redet nicht nur viel darüber, dass er seine Defense konstant weiterentwickeln muss, er hat es über Jahrzehnte als Defensive Coordinator auch bewiesen, dass er es kann. Was mir auch gefällt: Fangio ist kein "Line up and Play how you always Play" Typ DC, wie man das aus dem Pete Carroll Tree kennt. Und was manchmal auch hervorragend funktioniert, bei Demeco Ryans zum Beispiel. Er orientiert sich am Gegner und verteidigt diesen auch mal ganz anders als alles, was die Offense vom Tape kennt. Hart heruntergebrochen ist er ein DC, dem ich zutraue, mit einem sehr speziellen Gameplan in einem Conference Championship Game oder dem Super Bowl auch mal einem Elite Quarterback genug Probleme zu machen, um das Spiel gewinnen zu können, ohne selbst 35 Punkte erzielen zu müssen. So wie Big Lou Anarumo in Cincinatti oder Spagnolo in Kansas City (vor dieser Saison noch mehr, als er weniger Talent in seiner Defense hatte). Ein weiterer Vorteil: Er zieht gute Assistants an. Der neue Defensive Back Coach Christian Parker, der von den Broncos kommt, zum Beispiel, dessen Vita mir außerordentlich gut gefällt, der kommt, um mit Vic zusammenzuarbeiten und von ihm zu lernen.
Dass Miami ihn nach einem Jahr gehen lässt, obwohl er noch Vertrag hatte, muss einem natürlich zu denken geben. Die größten Sorgen lösen bei mir die Reaktionen einiger auch respektierter Spieler auf seinen Abgang aus. Sowas nehme ich schon ernst. Andererseits: Gute Defensive Coordinators sind manchmal einfach auch menschlich etwas ... kompliziert. Jim Schwartz, den man in Philly gut kennt, ist auch schwierig im Umgang, aber ich bezweifle, dass es viele Spieler bei den Browns gibt, die gerne einen anderen DC hätten. Dass er mit Mike McDaniel, den ich seit Hard Knocks bei den Dolphins und den Blick hinter die Kulissen noch mehr schätze als vorher schon, nicht klar gekommen ist, wundert mich weniger. McDaniel ist ein spezieller Typ, Laid Back. Er will auf der Arbeit Spaß haben, auf einer Wellenlänge mit seinen Assistants sein. Das war er mit Fangio wahrscheinlich einfach nicht. Und wer weiß, vielleicht hat auch Hard Knocks eine kleine Rolle gespielt. Fangio hatte ganz offensichtlich überhaupt keinen Bock darauf, in den ersten vier Folgen, die ich gesehen habe, hatte er einen kurzen Auftritt, neben McDaniel. Dieser wiederrum hat das als Chance begriffen, seine Persönlichkeit zu zeigen und den Spielern hilft es, ihre Marke bekannter zu machen.
Generell beruhigt es mich, dass Fangio 2022 als Berater im engen Kontakt mit den Eagles und Sirianni stand (er hat ja sogar die Offense beraten, nicht die Defense). Man kennt sich. Lurie hat nicht nur die Legende Fangio verpflichtet, weil er ihn aus der Ferne bewundert, sondern weil er ihn in seinem Gebäude gesehen hat.
Offensive Coordinator Kellen Moore
2023 war kein gutes Jahr für Moore. Die Chargers hatten trotz Justin Herbert nur eine durchschnittliche Offense. Die Cowboys Offense wurde ohne ihn besser. Aber man muss da schon differenzieren. Die Cowboys Offense wurde richtig gut, als McCarthy nach der Bye Week wieder mehr Konzepte von Moore in die Offense aufgenommen hat. Und die Chargers hatten einfach kein Running Game, keine solide Defense, dazu die Unruhe um Staley und dann zum Saisonende hin die Herbert Verletzung.
Trotzdem bin ich sehr angetan von der Verpflichtung. Moore bringt Expertise in die Eagles Offense, die sie in der abgelaufenen Saison und ganz speziell während des Kollapses nicht hatte: Sinnvoller Einsatz von Motion, Under Center Zone Run kombiniert mit Play Action, Antworten gegen den Blitz. Moore ist sehr kreativ und passt sich seinen Spielern an. Wenn man sich die verschiedenen advanced Stats anschaut sieht man, dass er nicht immer dasselbe macht und selten zu extrem in eine Richtung geht. Und dass er damit mehrfach Top 5 Offenses auf das Feld gebracht hat.
Moore ist die Art Playcaller, die ab und zu auch einfach mal einen offenen Receiver per Scheme erzwingt. Und er kennt seit seiner Zeit als Quarterback bei Boise State unter dem großen Chris Petersen wahrscheinlich jedes Trick Play, das es gibt. Dafür habe ich immer ein Herz.
Fazit
Hätte man mir nach dem Buccs-Debakel gesagt, dass Sirianni Head Coach bleibt, aber in die CEO Rolle wechselt und die Kontrolle über die Offense an Kellen Moore übergibt, während Vic Fangio die Defense übernimmt, ich hätte wahrscheinlich von einem Best Case gesprochen. Auf dem Papier macht es schon extrem viel Sinn, was Lurie und Roseman sich da ausgedacht haben. Sirianni kann sich auf das konzentrieren, was er theoretisch am besten kann. Moore ist ein guter Schemer und Play Caller, der trotz seiner jungen Jahre (35) schon mehrfach auf NFL-Niveau gezeigt hat, dass er Elite Offenses aufs Feld bringen kann. Auf dem Papier mit weniger Talent im Roster als er bei den Eagles vorfindet, würde ich mal behaupten. Man darf ihm zutrauen, dass er gute, neue Ideen hat und Hurts auch nochmal weiterentwickeln kann. Fangio kommt sicher nicht aus seinem besten Jahr als DC, aber auch nicht aus einem wirklich schlechten. Dass sich Spieler darüber freuen, dass er geht, ist nicht gut, aber andererseits wäre ich letzte Saison auf die Knie gefallen, wenn Fangio Gannon ersetzt hätte. Wenn es mit Fangio funktioniert, kann er im besten Fall zu einem Spagnolo, vielleicht gar zu einem Dick LeBeau für Philly werden. Ich sage nicht, dass es so kommt, aber wer seine Karriere beobachtet hat, kann auch nicht ernsthaft sagen, dass das ausgeschlossen wäre. Im besten Fall ist Kellen Moore ein neuer Ben Johnson, das junge Offensivgenie, das verschiedene Schemes zu seiner eigenen Kreation vermischt und nach dem sich die Owner die Finger lecken. Zuzutrauen ist es ihm.
Aber natürlich gibt es nicht ansatzweise eine Garantie dafür. Es sind jetzt schon eine Menge Köche in der Küche, große Egos, die alle von sich überzeugt sind. Da ist Sirianni gefragt, als Anführer und Moderator. Was mich trotz dieser naheliegender Bedenken optimistisch stimmt: die drei wichtigsten Coaches sollten wissen, dass sie zumindest für 2024 einander brauchen. Kellen Moore will wieder zurück in die Spur kommen, Head Coaching Interviews bekommen, idealerweise einen guten Job als HC. Fangio kommt in seine Heimat zu seiner Verwandtschaft, ganz nahe zu seinen geliebten Phillies (Baseball Team) und er dürfte wahrscheinlich der bestverdienende Coordinator der Liga sein. Außerdem hat er noch keinen Super Bowl gewonnen. Das sollte schon Anreiz sein, es nicht zu sehr zu übertreiben mit dem grummelig sein.
Head Coach Nick Sirianni
Als die Wunde dieses beispiellosen Kollapses noch frisch war, tendierte ich dazu, dass Sirianni gehen muss. Nicht, weil er ein schlechter Coach wäre, sondern weil ich skeptisch war, ob es von diesem Moment noch einen Schritt zurück geben kann. Wenn es einen geben kann, dann haben die Eagles aus meiner Sicht zumindest auf dem Papier die Möglichkeit dafür geschaffen. Sirianni ist rasiert worden, ja, und er wird nicht mehr der Coach der Eagles in 2025 sein, wenn das Team nicht die Playoffs erreicht und wahrscheinlich auch nicht, wenn es in der Wild Card Runde rausgeht. Der Druck ist ohne Frage da und er ist groß. Die im Eagles Kosmos schon fast legendäre Frage von Tim McManus in der Pressekonferenz: "Wenn sich ein OC um die Offense kümmert und ein DC um die Defense, was genau machst du eigentlich, Nick?" ist hart, aber fair. Ich persönlich bin allerdings ein Freund dieser CEO-Rolle für Head Coaches. Culture, Messaging, Coaching the Coaches, Player Development, Game Management - und ganz grundsätzlich immer das Big Picture vor Augen haben, es gibt genug für einen Head Coach zu tun, der weder für die Offense, noch für die Defense verantwortlich ist. Mike Tomlin und John Harbaugh stellt auch niemand diese Frage. Sie machen das aber auch schon 15 Jahre auf höchstem Niveau.
Entscheidend für mich ist, dass ich Siriannis Stärken in diesem Bereich sehe. Als Offensive Mind, als das er sich selbst sieht (klar, so hat er sich hochgearbeitet), fand ich ihn nie sonderlich toll. Ich ging schon davon aus, dass es schwer sein wird, Steichen zu ersetzen, aber wie extrem er gefehlt hat - als Dirigent dieser sehr simplen Offense, die durch sein Playcalling allerdings fast nicht zu verteidigen war - hat mich dann schon überrascht. Sirianni hat jetzt zweimal einen Schritt zurück gemacht: erst Mitten in der 2021er Saison als Playcaller, dann jetzt der Schritt zum CEO Head Coach. Das zu akzeptieren, ist für das Ego nicht leicht. Wenn das nochmal so famos gelingt wie mit dem Playcalling, kann er glaube ich wirklich längere Zeit Head Coach der Eagles bleiben.
Negativ anmerken muss man ganz klar: Culture, Messaging, Coaching the Coaches, Player Development und Game Management, alles was ich weiter oben angesprochen habe, war während des Kollapses mangelhaft. Nick hat das in 2021 und vor allem '22 hervorragend gemacht, aber entscheidend ist, wie du in der Krise agierst. Mit dem Schritt zum CEO alleine ist es nicht getan, er muss die freigewordene Zeit, die er nicht mehr in die Details der Offense investiert, auch nutzen, um sich in diesen Bereichen zu verbessern. Letztendlich zeigt Jeffrey Lurie mit dieser Entscheidung, dass der für mich immer noch unerklärliche Schritt von Sean Desai zu Matt Patricia als Defensive Coordinator das allergrößte Problem war, das zu diesem Einbruch geführt hat. Ich tendiere dazu, dem zuzustimmen, aber es kann natürlich auch sein, dass Lurie und ich das gerne glauben möchten, weil es den einfachsten Fix verspricht.
Defensive Coordinator Vic Fangio
Womit wir bei Fangio wären. Der verlorene Onkel, der eigentlich schon letztes Jahr für Gannon hätte übernehmen sollen, wenn dieser mit offenen Karten gespielt hätte. Das Jahr in Miami war nicht überragend, aber ich fand die zweite Saisonhälfte, als Ramsey zurück kam und die Defense seinen Scheme besser verinnerlicht hatte, war schon mindestens okay, eher gut. Dass dann ein Pass Rusher nach dem anderen ausgefallen ist, dafür kann Fangio nichts. Wenn ich Spiele der Dolphins gesehen habe (waren längst nicht alle), hatte ich den Eindruck, eine gut gecoachte Defense zu sehen, die von Fangio Antworten auf Probleme bekommen hatte, vor die der Gegner sie stellen wird.
Ich hatte so langsam aber sicher die Schnauze voll vom "Fangio Scheme", den dann irgendeiner seiner Assistants implementiert. Der Trend der Liga geht nach Jahren hin zu Fangio und den Shell Coverages mit einer späten Safety Rotation mMn auch eher wieder zu Blitz Heavy, Sorge für Chaos beim Quarterback, im Stil von Todd Bowles, Brian Flores, Mike Macdonald. Aber wenn ich den Maestro des Fangio Schemes bekommen kann, sieht es schon wieder anders aus. Denn Fangio redet nicht nur viel darüber, dass er seine Defense konstant weiterentwickeln muss, er hat es über Jahrzehnte als Defensive Coordinator auch bewiesen, dass er es kann. Was mir auch gefällt: Fangio ist kein "Line up and Play how you always Play" Typ DC, wie man das aus dem Pete Carroll Tree kennt. Und was manchmal auch hervorragend funktioniert, bei Demeco Ryans zum Beispiel. Er orientiert sich am Gegner und verteidigt diesen auch mal ganz anders als alles, was die Offense vom Tape kennt. Hart heruntergebrochen ist er ein DC, dem ich zutraue, mit einem sehr speziellen Gameplan in einem Conference Championship Game oder dem Super Bowl auch mal einem Elite Quarterback genug Probleme zu machen, um das Spiel gewinnen zu können, ohne selbst 35 Punkte erzielen zu müssen. So wie Big Lou Anarumo in Cincinatti oder Spagnolo in Kansas City (vor dieser Saison noch mehr, als er weniger Talent in seiner Defense hatte). Ein weiterer Vorteil: Er zieht gute Assistants an. Der neue Defensive Back Coach Christian Parker, der von den Broncos kommt, zum Beispiel, dessen Vita mir außerordentlich gut gefällt, der kommt, um mit Vic zusammenzuarbeiten und von ihm zu lernen.
Dass Miami ihn nach einem Jahr gehen lässt, obwohl er noch Vertrag hatte, muss einem natürlich zu denken geben. Die größten Sorgen lösen bei mir die Reaktionen einiger auch respektierter Spieler auf seinen Abgang aus. Sowas nehme ich schon ernst. Andererseits: Gute Defensive Coordinators sind manchmal einfach auch menschlich etwas ... kompliziert. Jim Schwartz, den man in Philly gut kennt, ist auch schwierig im Umgang, aber ich bezweifle, dass es viele Spieler bei den Browns gibt, die gerne einen anderen DC hätten. Dass er mit Mike McDaniel, den ich seit Hard Knocks bei den Dolphins und den Blick hinter die Kulissen noch mehr schätze als vorher schon, nicht klar gekommen ist, wundert mich weniger. McDaniel ist ein spezieller Typ, Laid Back. Er will auf der Arbeit Spaß haben, auf einer Wellenlänge mit seinen Assistants sein. Das war er mit Fangio wahrscheinlich einfach nicht. Und wer weiß, vielleicht hat auch Hard Knocks eine kleine Rolle gespielt. Fangio hatte ganz offensichtlich überhaupt keinen Bock darauf, in den ersten vier Folgen, die ich gesehen habe, hatte er einen kurzen Auftritt, neben McDaniel. Dieser wiederrum hat das als Chance begriffen, seine Persönlichkeit zu zeigen und den Spielern hilft es, ihre Marke bekannter zu machen.
Generell beruhigt es mich, dass Fangio 2022 als Berater im engen Kontakt mit den Eagles und Sirianni stand (er hat ja sogar die Offense beraten, nicht die Defense). Man kennt sich. Lurie hat nicht nur die Legende Fangio verpflichtet, weil er ihn aus der Ferne bewundert, sondern weil er ihn in seinem Gebäude gesehen hat.
Offensive Coordinator Kellen Moore
2023 war kein gutes Jahr für Moore. Die Chargers hatten trotz Justin Herbert nur eine durchschnittliche Offense. Die Cowboys Offense wurde ohne ihn besser. Aber man muss da schon differenzieren. Die Cowboys Offense wurde richtig gut, als McCarthy nach der Bye Week wieder mehr Konzepte von Moore in die Offense aufgenommen hat. Und die Chargers hatten einfach kein Running Game, keine solide Defense, dazu die Unruhe um Staley und dann zum Saisonende hin die Herbert Verletzung.
Trotzdem bin ich sehr angetan von der Verpflichtung. Moore bringt Expertise in die Eagles Offense, die sie in der abgelaufenen Saison und ganz speziell während des Kollapses nicht hatte: Sinnvoller Einsatz von Motion, Under Center Zone Run kombiniert mit Play Action, Antworten gegen den Blitz. Moore ist sehr kreativ und passt sich seinen Spielern an. Wenn man sich die verschiedenen advanced Stats anschaut sieht man, dass er nicht immer dasselbe macht und selten zu extrem in eine Richtung geht. Und dass er damit mehrfach Top 5 Offenses auf das Feld gebracht hat.
Moore ist die Art Playcaller, die ab und zu auch einfach mal einen offenen Receiver per Scheme erzwingt. Und er kennt seit seiner Zeit als Quarterback bei Boise State unter dem großen Chris Petersen wahrscheinlich jedes Trick Play, das es gibt. Dafür habe ich immer ein Herz.
Fazit
Hätte man mir nach dem Buccs-Debakel gesagt, dass Sirianni Head Coach bleibt, aber in die CEO Rolle wechselt und die Kontrolle über die Offense an Kellen Moore übergibt, während Vic Fangio die Defense übernimmt, ich hätte wahrscheinlich von einem Best Case gesprochen. Auf dem Papier macht es schon extrem viel Sinn, was Lurie und Roseman sich da ausgedacht haben. Sirianni kann sich auf das konzentrieren, was er theoretisch am besten kann. Moore ist ein guter Schemer und Play Caller, der trotz seiner jungen Jahre (35) schon mehrfach auf NFL-Niveau gezeigt hat, dass er Elite Offenses aufs Feld bringen kann. Auf dem Papier mit weniger Talent im Roster als er bei den Eagles vorfindet, würde ich mal behaupten. Man darf ihm zutrauen, dass er gute, neue Ideen hat und Hurts auch nochmal weiterentwickeln kann. Fangio kommt sicher nicht aus seinem besten Jahr als DC, aber auch nicht aus einem wirklich schlechten. Dass sich Spieler darüber freuen, dass er geht, ist nicht gut, aber andererseits wäre ich letzte Saison auf die Knie gefallen, wenn Fangio Gannon ersetzt hätte. Wenn es mit Fangio funktioniert, kann er im besten Fall zu einem Spagnolo, vielleicht gar zu einem Dick LeBeau für Philly werden. Ich sage nicht, dass es so kommt, aber wer seine Karriere beobachtet hat, kann auch nicht ernsthaft sagen, dass das ausgeschlossen wäre. Im besten Fall ist Kellen Moore ein neuer Ben Johnson, das junge Offensivgenie, das verschiedene Schemes zu seiner eigenen Kreation vermischt und nach dem sich die Owner die Finger lecken. Zuzutrauen ist es ihm.
Aber natürlich gibt es nicht ansatzweise eine Garantie dafür. Es sind jetzt schon eine Menge Köche in der Küche, große Egos, die alle von sich überzeugt sind. Da ist Sirianni gefragt, als Anführer und Moderator. Was mich trotz dieser naheliegender Bedenken optimistisch stimmt: die drei wichtigsten Coaches sollten wissen, dass sie zumindest für 2024 einander brauchen. Kellen Moore will wieder zurück in die Spur kommen, Head Coaching Interviews bekommen, idealerweise einen guten Job als HC. Fangio kommt in seine Heimat zu seiner Verwandtschaft, ganz nahe zu seinen geliebten Phillies (Baseball Team) und er dürfte wahrscheinlich der bestverdienende Coordinator der Liga sein. Außerdem hat er noch keinen Super Bowl gewonnen. Das sollte schon Anreiz sein, es nicht zu sehr zu übertreiben mit dem grummelig sein.