Am Ende ists halt wieder die Frage, mit welcher Einstellung man an den Award rangeht. Das "most valuable" geht mir da halt oft ein bisschen unter.
Wenn man noch eine spannende Statistik für diese Diskussionen sucht, hier die Even Strength-Punkte in der Liga:
70 - Johnny Gaudreau
60 - Kirill Kaprizov
58 - Auston Matthews, Connor McDavid
ich meine, der Abstand ist da schon pervers. Gaudreau spielt übrigens auch über 4 Minuten pro Spiel weniger als McDavid und Draisaitl, was die Punkteausbeute dann noch beeindruckender macht. Aber er hat eben auch Tkachuk (mittlerweile auch fünftbester Scorer in der Liga), Lindholm (sollte aus meiner Sicht gut im Selke-Rennen sein) und Markstrom (auch ein möglicher Vezina-Finalist), was für mich ein bisschen gegen Awards wie die Hart spricht.
McDavid und Draisaitl sind dann auch sehr abhängig von Powerplays, das finde ich immer wieder bemerkenswert. Draisaitl hat gestern einen Hattrick erzielt und ist trotzdem (wie auch McDavid) mit -4 rausgegangen
Naja, das ist nun doch arg übertrieben. Nur weil man im Powerplay überragend ist, ist man nicht abhängig davon. Es ist lediglich eine weitere Stärke.
Letzte Saison war McDavid mit 69 EVP meilenweit vorne, gefolgt von Matthews mit 53 und Draisaitl mit 51. Im Jahr davor stand Panarin mit 71 Punkten an der Spitze, gefolgt von Draisaitl mit 66, McDavd fehlte einige Spiele und kam deswegen nur auf Platz 10 in dieser Liste. Im Jahr davor war McDavid auf Platz 1 mit 81 EVP, knapp vor Kane und Kucherov. Draisaitl folgte mit 73 Punkten auf Platz 4. Wenn man bedenkt wie wenig Unterstützung es für die beiden in Edmonten die meiste Zeit gab, ist das recht beeindruckend.
Überhaupt muss man im Powerplay auch erstmal punkten. Das geschieht nicht von alleine. In 1995/96 hatte Mario Lemieux 161 Punkte, gefolgt von Jagr mit 148, Sakic mit 120 und Francis mit 119. Das war also sehr eindeutig. Even Strength war Jagr vorne mit 95, gefolgt von Nedved (76 in 80), Lindros (75 in 73), Lemieux (73 in 70) und Mogilny (71 in 79). Lemieux war ja kaum vom Powerplay abhängig, nur weil er dort mit 79 PPP 25 Punkte Vorsprung vor dem nächsten hatte (Francis), und Even Strength ein ganzes Stück hinter Jagr lag. Powerplays sind ein Teil des Spiels, und sie zählen nicht weniger als alles andere auch. Trifft man viel im Powerplay, wird es einem oft auch dabei helfen bei gleicher Spieleranzahl weniger punkten zu müssen. Es gibt jedenfalls sehr wenige Teams die schlecht sind aber ein überragendes Powerplay haben.
Übrigens würde ich nicht davon ausgehen, dass mehr Eiszeit zwingend auf mehr Punkte hinauslaufen müsste. Schließlich kommt es dabei auch auf die Art der Eiszeit an. Ein Lindholm spielt auch knapp 1 1/2 Minuten mehr als Gaudreau, und das weil er deutlich mehr Unterzahl spielt. Da hat er also keinerlei Vorteil von, im Gegenteil, er muss Energie für etwas verschwenden die ihn dann in anderen Situationen fehlen wird. Ein Draisaitl hat da auch 1 Minute mehr in Unterzahl als Gaudreau (McDavid nicht). Liegt man im 18-22 Minuten Bereich nimmt sich die Eiszeit ohnehin nicht mehr viel.
Irgendwann erreicht man auch den Punkt, an dem die Eiszeit einfach nur noch unsinnig wird. Wenn ein Draisaitl mal wieder 25-28 Minuten spielt, dann wirkt sich das negativ auf die Leistung aus. Es bleibt nicht nur weniger Energie für die einzelnen Shifts, es wird darüber hinaus auch oft ein bisschen in der Defensive geschummelt werden, weil man es sich bei der Eiszeit gar nicht mehr erlauben kann überall zu sein. Um so mehr, weil diese Art von Eiszeit meistens dann vorkommt, wenn man hinten liegt und dringend Tore braucht.
Generell finde ich die Idee nach dem Most Valuable Player zu gehen recht schwammig. Das ist in den meisten Fällen nichts was man klar bestimmen kann. Hat ein Team zwei Topstars, wirkt es sich negativ auf beide aus. Gleichzeitig stört es aber niemanden wenn ein MacKinnon mit Rantanan, Landeskog und Kadri drei enorm starke Angreifer, und mit Makar und Toews zwei überragende Verteidiger an der Seite hat.
Wenn ein Hasek ein biederes Durchschnittsteam ohne wirkliche Stars in die Playoffs trägt, dann kann man davon reden. Vor allem wenn er dabei noch die komplette Liga in den Statistiken zerlegt. Bei einem Josi kann man diese Saison vielleicht auch davon ausgehen, aber darüber hinaus ist es meistens nutzlos, da so ziemlich jeder Topkandidat gute Unterstützung hat. Sei es ein weiterer Star, oder aber eine ganze Reihe von starken Spielern. Und selbst wenn man einen Fall hat, in dem ein einzelner Spieler ein Team weit höher hebt als es sonst wäre, wie kann man dabei davon ausgehen, dass der Einfluss größer ist als bei einem Spieler der die Liga dominiert? Wenn ein Crosby, Malkin oder Ovechkin ihre Teams an die Spitze der Liga geschossen haben, dann kann man sie schlecht dafür bestrafen. Da kommt dann ein "sie spielen ja für ein Topteam, es wird erwartet das sie da landen", was nicht berücksichtigt, dass sie genau wegen dieser Spieler ein Topteam sind.