Ich habe mich hier vielleicht an dem einen oder anderen etwas übertrieben "abgearbeitet", aber das ist wahrscheinlich durch Frust begründet, den ich dabei abgelassen habe. Ich kann das gerne mal erklären: Ich bin mittlerweile an einem Punkt, wo ich aus dem Alter raus bin, wo ich Profisport noch emotional verfolge (OK, bei manchen bleibt das auch mit Ü30 oder Ü35 noch unverändert wie in Kindheitstagen...
). Fußball sehe ich ich aufgrund der Entwicklung des Sports sowieso fast gar nicht mehr, und wenn, dann eher teilnahmslos - die "Big 3" im Tennis sind insofern die letzte die Ausnahme. Federer spielt sportlich keine größere Rolle mehr und Nadal war nie mein Fall, insofern ist Djokovic der letzte Profisportler, mit dem ich ernsthaft "mitfiebere". Wenn er aufhört, war's das insofern wohl für mich, ich glaube nicht, dass das bei jüngeren Spielern noch mal vergleichbar der Fall sein wird. Macht ja grundsätzlich auch nichts, aber die Art und Weise, wie das jetzt zu Ende geht, ist schon so ziemlich der worst case.
Und zum ca. 1000. mal - sicher, er hat sich das letztlich selbst zuzuschreiben, seine Einstellung zu Impfungen ist irrational. Man kann sich natürlich auch hinstellen und sagen - jemand, der sich so verhält, hat sich ohnehin disqualifiziert, da ist es sowieso geboten, sich von ihm abzuwenden. Das sehe ich aber ganz entschieden anders. Es gibt Dinge, bei denen würde ich mich als Fan natürlich von Leuten abwenden, wenn sie etwa rechtsradikal sind oder sexueller Missbrauch bewiesen ist. Diese Einstellung zum Impfen ist für mich aber kein solches "K.O.-Kriterium". Denn sind wir doch mal ehrlich: Vor der Pandemie hat sowas fast niemanden interessiert, da galten Leute wie Djokovic (ist bei ihm ja nicht neu) als harmlose Spinner, die in der Beziehung einfach eine Macke haben, nicht als "Unmenschen". Die gleiche Situation paar Jahre später nach dem Karriereende würde fast niemanden mehr interessieren - dass es so eine große Schlagzeile ist, liegt einfach nur am Zeitpunkt, nur dadurch wird diese "Macke" an die breite Öffentlichkeit gezerrt wird, und nur dadurch werden jetzt viele der Meinung sein, er hat sich durch dieses Verhalten seine "legacy" zerstört.
Australien hat natürlich auch jedes Recht, diese sehr strikte Pandemie-Politik zu machen. Was mich daran nur stört: Es steht für mich sinnbildlich dafür, dass Corona alle anderen Dinge des täglichen Lebens in einer Art und Weise dominiert, die schwer zu ertragen ist. In den ersten Monaten der Pandemie 2020 habe ich ja auch noch die Meldungen zu Covid intensiv verfolgt und etwa den Drosten-Podcast gehört, aber Ende 2020 habe ich es radikal geändert und sehe und lese nur noch so viel, um so informiert zu bleiben, wie es nötig ist. Dieser Schwall an Informationen ist doch letztlich wirklich ein "overkill", was bringt das für Leute, die keine Virologen sind? Echte Neuigkeiten sind selten, das meiste sind endlose Variationen von Altbekanntem. Das hat mit dem Thema Djokovic und Australien nur am Rande zu tun, aber was ich damit meine: Letztlich ist die Impfpflicht bei Einreise ohne jegliche Ausnahmen, die nicht medizinisch begründet sind, lediglich Symbolpolitik ohne echten Nutzen für die Pandemiebekämpfung, die der Bevölkerung signalisieren soll, wir greifen so hart durch wie es eben geht. Man kann das ja richtig finden, aber zu was führt das in diesem Fall letztlich? Eine eigentlich völlig unbedeutende Privatmeinung eines auch historisch herausragenden Sportlers wird an die Öffentlichkeit gezerrt und das Thema Corona dominiert noch mehr die Medien (... und jetzt sogar dieses Unterforum) als ohnehin schon, und ein Grand Slam-Turnier wird davon nicht unerheblich beeinflusst - wie gesagt ohne nennenswerten Nutzen für die Pandemiebekämpfung. Und das soll sinnvoll sein?