Wenn formelle (oder irgendwelche) Fehler durch die Einreisebehörden gemacht wurden, wenn gegen geltendes Recht verstoßen wurde, dann ist es natürlich die einzig richtige Entscheidung des Gerichts, die Aufhebung des Visums von Djokovic aufzuheben. Wenn man gleiches Recht für alle anprangert, dann muss das Recht auch für denjenigen gelten, den man selber im Unrecht sieht.
Beim Überfliegen der Begründung geht es aber scheinbar wirklich hauptsächlich um einen formellen Fehler. Die moralische und gegebenenfalls strafrechtliche (in Serbien, denn in Australien hat Djokovic ja nicht mutmaßlich gegen Quarantänebestimmungen verstoßen) Komponente kommt bei der Urteilsfindung demnach nicht zu Sprache. Daher halte ich auch weiter eine Ausweisung für möglich, denn ob Djokovic letztendlich ein Visum nach aktuell geltendem Recht zusteht, wurde schließlich überhaupt nicht entschieden.
Übrigens bin ich klar der Meinung, dass die Saga Djokovic von einer generellen - und auch wie ich finde angebrachten (u.a. sollten in meinen Augen eigene Staatsbürger immer die Möglichkeit zur Heimreise haben) - Kritik und Diskussion an der australischen Einreisepolitik zu trennen ist. Man kann von den Regelungen halten, was man will, eventuell muss man sie gar kritisch sehen. Aber sie sind nunmal geltendes Recht in einem souveränen, demokratisch regierten Staat. Daher muss sich auch Djokovic an diese Regeln halten, wie alle anderen auch. Das ist das Thema hier. An anderer Stelle hingegen kann man gut und gerne über Australien und die Covid-Politik diskutieren. Natürlich baut das eine auf das andere auf, trotzdem sind es im Endeffekt zwei Paar Schuhe.
Mit dem nun öffentlichen gewordenen, präzisem Datum des PCR-Tests ist die Person Djokovic allerdings in meinen Augen massiv beschädigt. Ob er in Australien bleiben darf, ob er an den Australian Open teilnimmt, diese gar gewinnt - völlig egal. Damit ist belegt, dass Djokovic wissentlich andere Menschen einem großen Risiko einer Infektion mit einer potentiell lebensbedrohlichen Krankheit ausgesetzt hat. Am 17.12. waren dabei sogar Jugendliche und Kinder, am 18.12. dann das Team der L‘equipe. Das ist moralisch und menschlich nicht zu entschuldigen und nicht zu vertreten. Er kann seine Einstellung zur Impfung haben, er kann auf diese verzichten, aber mit der Wahrnehmung der Termine hat er diesmal andere Menschen mutwillig gefährdet - und das ist, salopp gesagt, unter aller Sau. Mit sich selbst kann er machen was er will, aber andere hat er da nicht mit reinzuziehen.