Dann soll Maske sagen, was denn die Stärken des Vor-Atlas-Povetkin sind, ohne sich in Allgemeinplätzen zu verlieren? Dass er im Schlagabtausch Konter nehmen konnte? Dass er häufig die richtige Distanz nicht fand? Dass er sich von Chambers und stellenweise Estrada in der Halb- bzw. Nahdistanz richtig abkochen ließ? Mit so einer Performance wie gegen Estrada würde ich ihm gegen Wladimir keine fünf Runden geben. Vielleicht würde er es auch heute nicht besser machen, aber er hat damals gemerkt, dass er auf der Stelle tritt und sich dann für einen Tapetenwechsel entschieden. Damit ist er seiner "inneren Logik" gefolgt, und das mag sich in Zukunft als die richtige oder die falsche Entscheidung erweisen. So ein Kampf wie heute kann dafür kein Indikator sein und ist dafür auch nicht gedacht. Hier geht es nur um Erfahrungswerte.
Ich sehe das, wie man merkt, nicht so wie Maske (der vielleicht seine persönlichen Gründe haben mag, so über Atlas zu sprechen), und ich denke nicht, dass ich das nicht so sehe, weil ich Atlas mag. Der Povetkin aus der Chambers-Zeit wird mir zu sehr verklärt. Da wurden seine ganzen Schwächen in den ersten vier Runden von einem mäßig trainierten, talentierten Mann offengelegt, und es lag wohl nur an Chambers selber, dass er Povetkin danach über die Workrate hat den Kampf gewinnen lassen.
Der Ansatz von Atlas ist imo sehr sinnvoll und richtig. Povetkin bewegt sich besser, er ist im Infight deutlich besser geworden, er wirkt kontrollierter und effektiver. Wenn man sich zum Vergleich beispielsweise seine Kämpfe gegen Tessier (erstes Profijahr), Ahunyaha oder Castillo, Chambers und Estrada anguckt, sieht man gewaltige, zum Teil gravierende Unterschiede. Dagegen sieht das, was Povetkin mit Firtha gemacht hat, mal richtig geschmeidig und flüssig aus. Für mich wirkte das bereits gegen Mora so, als würde Povetkin seinen Gegner sezieren. Dass er unabhängig davon immer noch kein kompletter Boxer ist, darüber braucht man, glaube ich, nicht zu reden, aber in meinen Augen löst er die Aufgaben jetzt boxerisch, wo er früher, trotz von Beginn an vorhandener Skills, fast nur über den Output gearbeitet hat.