Wenn nicht Wilder-Joshua (oder von mir aus noch Wilder-Parker) als nächstes kommt, fände ich als Quervergleich noch einen Kampf Wilders gegen Takam oder Breazeale und mit Abstrichen gegen Whyte recht interessant.
Der Kampf gegen den verfetteten ewig vorher inaktiven Stiverne hatte im Grunde so gut wie keine Aussagekraft.
Ich gehöre zu denen, die Wilder gern boxen sehen und ich sehe einerseits insgesamt eine positive Entwicklung bei ihm.
Andererseits sehe ich auch, dass er im Grunde immer noch ziemlich ungetestet ist.
Von daher wäre mir ein Takam (ein guter Boxer, der wie der Kampf gegen Joshua, aber auch die Fights gegen Parker und gegen Dopetkin bis zum Knock-Out zeigten, für jeden schwierig zu boxen ist) oder ein Breazeale (wegen der Physis und dem Kämpferherz) vor dem Showdown gegen Joshua fast am liebsten.
Hatte mir Freitag Abend vor Stiverne II nochmals Wilders Kämpfe ab Stiverne I in Ruhe zu Gemüte geführt.
Positiv:
Finde Wilders Kampftechnik mittlerweile gar nicht mehr so "lächerlich", wie Anfangs, wo er mit seinen "Windmühlenschlägen" nur schnelle K.O.'s gegen Taxifahrer landen wollte.
- Er kann schon überwiegend diszipliniert einen Kampf über den Jab führen und setzt dabei auch häufig zu Kombinationen an und schlägt die Rechte hinterher.
- Die Schläge haben "Snap", den ich so bei Joshua nicht sehe.
- Wilder konnte bisher auch alles problemlos nehmen, und das waren schon einige gute Treffer der Gegner.
- Er feuert auch aus der Defensive hart in den angreifenden Gegner rein, entzieht sich oft nicht mit Klammern, sondern schlagend und eine eigene Offensive einleitend und feuert dabei sehr unorthodox aus allen möglichen Lagen und Winkeln.
- Wenn er sich seiner Sache sicher ist, bringt er teilweise gute Uppercuts, was ja heutzutage ne Seltenheit im HW geworden ist, und er setzt wirklich bedingungslos und brachial nach ohne Rücksicht auf Verluste.
- Das Selbstbewußtsein scheint riesig. Er wirkt immer so, als wenn er auch dann alles im Griff hat, wenn es nach Punkten gar nicht so klar läuft, wie gegen Washington und Spzilka. Da konnte er immer rechtzeitig zulegen und den Kampf doch noch klar beenden.
Und da wäre ich dann beim negativen, denn viele seiner Stärken könnten gegen einen wie Joshua oder selbst gegen einen Takam gleichzeitig seine potentiellen Schwächen offenbaren:
- Den Jab konnte er allerdings gegen den fast gleichgroßen Washington und gegen Southpaw Spzilka kaum gut etablieren. Nach Punkten waren beide Kämpfe bis zum K.O. sogar recht ausgeglichen und hätten auch pro Herausforderer gewertet werden können. Wie das gegen einen technisch guten Boxer wie Takam oder gegen einen "Panzer" wie Joshua aussieht bleibt durchaus erstmal abzuwarten. Könnte schon zuviel sein für Wilder.
Dazu ist mir aufgefallen, dass die Gegner trotz Jabs sehr oft trotzdem Wilder stellen konnten in der Ecke oder an den Seilen, zumindest in den ersten Runden, bevor er selbst einiges an Wirkung beim Gegner erzielen konnte.
- Er wurde selbst von einen recht shotten Arreola streckenweise gut gestellt an den Seilen und hart getroffen, gegen Duhaupas noch mehr, was auch sichtbare Spuren in Wilders Gesicht hinterließ. Glaube kaum, dass er sich solche Lücken gegen Joshua erlauben kann.
- Sein Defensiv-Verhalten könnte für ihn durchaus den K.O. bedeuten, wenn er sich nicht aneignen kann, im passenden Moment abzuklammern oder rechtzeitig rauszugehen, sondern wenn er dann immer direkt mitkeilen will. Abklammern könnte mit seinen "Leichtathletikkörper" und dem relativ geringen Gewicht ein Problem werden gegen "Brocken".
- Und beim Nachsetzen sollte er acht geben, gegen einen guten Mann nicht selbst hart abgekontert zu werden.
Aber alles in Allem macht mir das Gesamtpaket Wilder im Ring schon viel Freude fürs heutige HW. Wilder Joshua wäre super spannend. Zwei annähernd gleichgroße Topleute (die einzigen zur Zeit) im HW, die trotzdem so unterschiedlich sind. Hoffentlich spätestens Ende 2018 / Anfang 2019.