nein, AJ hat kein glaskinn. er kann jetzt nicht viel wegstecken, aber bei ihm ist eher die kondition und die psyche das große problem als das kinn.
oder wie siehst du das?
Meiner Meinung hat AJ, was das Kinn angeht, den ersten Ruiz-Kampf noch immer nicht ganz verdaut.
AJ setzte sofort offensiv nach und landete harte Treffer, bevor dann Ruiz über sich hinauswuchs, stehen blieb und stattdessen AJ runterschickte.
Seitdem traut sich AJ einfach immer noch nicht so viel wie damals gegen Whyte und Wladimir. Das hat sichtbar Spuren hinterlassen psychisch.
Gegen Klitschko, als er aufstand und sich mehrere Runden durchschleppte um am Ende nochmal aufzudrehen, war der unbedingte Wille da und der Ehrgeiz, Wladimir k.o. zu hauen.
Danach tat AJ oft nicht mehr als er musste. Das Feuer der Phase bis Wladimir war nicht mehr ganz so da, obwohl er anzog, wenn er musste/wollte und noch zwei schöne KO's landete (Pove, Pulev), wobei er sich aber solange Zeit ließ, bis er sich ziemlich sicher war, dass ihm die alten Männer nicht mehr gefährlich werden konnten.
Gegen Usyk im 2. Kampf traute er sich wieder mehr als im 1., aber so ganz All-In zu gehen traute er sich nicht. Manche sagen, es sei der Kondition geschuldet oder weil Usyk so gut ist, - was beides sicher AUCH zutrifft, aber ich sehe in erster Linie ein psychisches Problem bei AJ. Er will nicht mehr das Risiko gehen, selbst runter zu müssen. Das Selbstbewußtsein, mit sogar harten Punchern in den Schlagabtausch zu gehen (Whyte, Wladimir) und sich dabei sicher zu sein, den Gegner k.o. zu schlagen, ist nicht mehr vorhanden.
Das denke ich ist bei Wilder trotz der harten Niederlagen gegen Fury komplett anders, auch wenn der Kampf gegen Helenius zu kurz war für neue Erkenntnisse.
Wilder weiß aber, dass er meistens nur die K.O.-Chance hat, gerade gegen die Top-Leute. Und bei der restlichen Gegnerschaft ist er einfach geil auf den Knockout!
Gegen Fury sah es im 2. Kampf für mich kurz so aus, als wenn Wilder zum ersten Mal Angst hatte.
Im 3. Kampf hat er dann aber bis zum Ende gefightet, da sah ich keine Angst, trotz der Unterlegenheit. Was er da teilweise nahm und trotzdem dagegenhielt bis zum endgültigen KO, war von der Mentalität her schon etwas Besonderes.
Und ich finde, Wilder kommt hier (schlag-)technisch und taktisch etwas zu schlecht weg.
Im ersten Bereich ist er mittlerweile sehr stark. Die wilden Aktionen (wobei die Schwinger auch durchdachter sind als seine Windmühlenschläge am Anfang...) sind seltener geworden und passieren eigentlich nur noch, wenn er unter Druck gerät oder in den letzten Runden hinten liegt. Dass er auch ein "Sniper" sein kann, hat er häufiger gezeigt. Gegen Spzilka z.B. oder besonders im Rückkampf mit Ortiz, als er sich zurückhielt und auf seine Chance wartete und dann die Lücke perfekt nutzte.
Auch taktisch war das wie erwähnt bei Ortiz 2 ordentlich. Oder im ersten Stiverne-Kampf, als er kein Risiko ging und Stiverne lang ausboxte, weil er ohne Risiko den Titel wollte.
Boxerisch kann er natürlich nicht mithalten mit den Top-Leuten im Gesamtpaket. Dafür hat er eben seine besonderen Qualitäten. Die One-Punch-Power ist ATG-Top-5 für mich, und sein Kinn ist auch besser, als das von AJ, finde ich. Sowohl "physisch", finde ich es etwas besser, aber besonders, was (Stand jetzt) die Willenskraft angeht, die kaum zu unterschätzen ist.
Naja, wir kauen das alles ja schon Ewigkeiten durch. Sollen sie endlich möglichst bald kommen, die Ansetzungen zwischen den Top-5 (Fury, Usyk, Wilder, AJ, Joyce für mich), die es noch nicht gab.
Geil aber leider unwahrscheinlich wäre eine Art Turnier, in der jeder gegen jeden boxt, zumindest in den Ansetzungen, die es noch nicht gab. Wäre wenn man wollte in 1 1/2 bis 2 Jahren durchführbar. Falls am Ende mehr als einer die Titel hält, wird der Undisputed WM ausgeboxt als Finale. Wäre das Sahnehäubchen dieser Generation. Wenn nur Promoter, Sender, Verbände, etc. nicht so egozentrisch geldgeil wären... . Es bliebe doch mehr als genug für jeden durch so ein Turnier.