O-Scoring: Emanuel Odiase vs. Srdan Govedarica | Undercard mit dem Profidebüt von Nelvie Tiafack + Simon Zachenhuber | DAZN/Bild+


al

Bankspieler
Beiträge
1.843
Punkte
113
Ort
Österreich
Das wollte ich mir eigentlich nicht ansehen, aber nun hat's mich doch interessiert ;-).

Zachenhuber - Ndjolonimu

1. 10 : 9 - was mir in dieser Runde sauer aufstößt, ist der RR: Die Ermahnungen an N. lassen schon jetzt Parteilichkeit vermuten. Man baut schon mal vor, um dann vielleicht einen Punkteabzug zu legitimieren. Diese Runde würde ich aber Z. geben, mehr getan als N., der eine Treffer zum Schluss reißt's für mich nicht raus.
2. Das war mal ein Tiefschlag, über den es nicht viel Diskussionen gibt - mehr Südpol geht fast nicht. Ndjolonimu trifft besser 9 : 10. (Auch wenn der Tiefschlag unbestreitbar ist: Hätte man Z. auch gleich einen Punkt abgezogen? ich weiß nicht so recht ...)
3. Nicht viel los, ein bisschen mehr Aktivität von Z., man kann ihm die Runde geben. (Bisher bin ich überrascht, das ist ein sehr enger Kampf, seh keinen überlegenen N.) 10: 9
4. Wieder mehr von Z., N. ziemlich ungenau und ziemlich passiv in den ersten zwei Minuten. 10 : 9 Bin ein bisschen überrascht, nach dem, was ich da gelesen habe.
5. Bei 2:13 in dieser Runde ermahnt der Dödel von RR N. nach einem Leberhaken, der hat kaum den Hosenbund berührt, der Schlag. Runde sehr knapp, schwacher Kampf. 9 : 10
6. Und wieder eine Ermahnung für einen Schlag, der _nicht_ tief war. Was für ein widerlicher Typ, dieser Referee. Die klareren und härteren Treffer beim Namibier - 9: 10.
7. Klare N.-Runde. Wieder Punkteabzug, der Schlag war tief (im Gegensatz zu den monierten Tiefschlägen in den anderen Runden, aber diese haben offenbar nur dazu gedient, bei der ersten Möglichkeit dem Namibier noch einen Punkt abzuziehen). Der RR ist ein Skandal, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Offenbar hat man dem Kommentator gesagt, dass er sich auch mal über die "Tiefschläge" äußern soll.
8. 9 : 10 Von Z. kommt kaum noch was, viel treffen allerdings beide nicht, N. wirkt gefährlicher (und ist es wohl auch).
9. 10 : 9 Z. mit einem Schlussspurt, reicht's für die Runde? Schwer zu sagen, ich geb sie ihm (weil ich ja keine Sympathiepunkte verteilen will). Die Ecke bejubelt jeden Schlagversuch, die ganze Stimmung wirkt unangenehm auf mich.
10. 9 : 10 Z. mit zwei schönen Linken, insgesamt aber zu wenig.


94:94 Unentschieden. Schwacher Kampf (was sollen die beiden in einem WM-Kampf???), insgesamt sehr eng, kaum klare Runden. Insofern ist es für mich schwer, von einem Skandal zu sprechen, wenn da nicht der RR gewesen wäre (der ein Skandal war): Denn man sollte nicht unterschätzen, wie sehr diese substanzlosen Warnungen ab der ersten Runde einen Boxer verunsichern. N. dürfte sehr schnell klar geworden sein, dass der RR jede Möglichkeit für einen Punkteabzug nutzen wird.

Klare Treffer waren auf beiden Seiten Mangelware, die wilden Schwinger Ndjolonimus waren auch keine Augenweide, technisch waren Zachenhubers Aktionen besser (aber sehr ineffektiv, oft bloße Alibischläge - deshalb eben alles in meinen Augen sehr schwer zu bewerten).

Der Eine hat vielleicht viel Boxpraxis, ein anderer jahrelange Scoringerfahrung mit vielen PR-Ausbildungen und dann gibts natürlich noch die absoluten Boxexperten auf Sportforen mit ihrem selbstbeigebrachtem Boxwissen. :D
Mir will nur nicht in den Kopf, wieso man gefühlt bei fast jedem Scoring hier am Ende den PR oa. automatisch Blindheit, Voreingenommenheit usw. vorwirft, wenn man doch diese ganzen unterschiedlichen Sichtweisen, Blickwinkel und Problematik der Punktwertung kennt oder von ihnen zumindest weiß.
:wavey:

Das geht m. E. ein wenig am Problem vorbei, aber wir hatten das ja schon sehr oft: Ich für meine Person unterstelle weder dem RR noch den Punkterichtern grundsätzlich mangelnde Kompetenz. Sondern vielmehr eine Parteilichkeit, die den Rahmen des Möglichen ausreizt (was in die sog. "Heimurteile" mündet, deren Existenz du ja auch nicht bestreitest). Dieser Kampf scheint mir ein Paradebeispiel zu sein dafür: Ndjolonimu bekommt für zwei Tiefschläge zwei Punkte abgezogen (und wenn ich auch den Beweis dafür nicht antreten kann: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Zachenhuber das nicht widerfahren wäre), wird für Schläge ermahnt, die _nicht_ tief waren, praktisch alle Entscheidungen fallen zu seinen Ungunsten - und man lässt ihn dies auch spüren. Ich bezweifle nicht, dass RR und PR nicht besser, objektiver vorgehen könnten, dass es ihnen an der fachlichen Qualifikation mangelt: Sondern dass sie diese Qualifikation oft dazu verwenden, dem Heimboxer Vorteile zu verschaffen. Wie schon so oft: Ich kann das nicht beweisen - wie auch. Aber die Tatsache, dass es diese Heimurteile gibt (und nicht zu knapp), scheint mir mit dieser Annahme am besten erklärt werden zu können.
 

timeout4u

Bankspieler
Beiträge
6.633
Punkte
113
Weil es als ungerecht und reformbedürftig wahrgenommen wird.
Gebe ich dir recht. Nur ist die Gerechtigkeitsfrage schwer zu klären bzw. zu beantworten. Meines Wissens haben die auslegbaren Scoringregeln ja sogar den Hintergrund möglichst für ein Gleichgewicht zu sorgen und aufgrund der Formulierung somit keinen Boxstil, keine Taktik und Technik zu benachteiligen. Zum Beispiel kann man auch in der Defensive der stärkere und bessere Boxer sein als der, der ständig angreift. Allerdings reformbedürftig wäre das ganze Regelwerk sicherlich in regelmäßigen Abständen, allein schon wegen dem technischen Fortschritt, wegen gemachten Erfahrungen, neuen Erkenntnissen usw. (y) Ob selbst gute Reformen dann wirklich mehr Gerechtigkeit bringen: war in der Vergangenheit eher selten der Fall. Ungerecht behandelt wird sich immer jemand fühlen, leider, meine Vermutung. :(
 
Oben