Kambosos vs. Hughes Relive-Nachscoring:
So, dann mal schauen. Ich kenne natürlich das Resultat, werde das aber komplett ausblenden.
Meine Erwartung: Kambosos muss zeigen, ob er ein One-Night-Wonder gegen Lopez war oder aber der starke und schwer zu boxende Haney ihm einfach überhaupt nicht lag. Ich schätze Kambosos irgendwo so in der Mitte ein - kein Elite-Mann, aber für Gatekeeper und solide Leute deutlich zu stark.
Maxi Hughes ist in der Form seines Lebens, konnte mehrfach als Underdog siegen. Ein stilistischer guter Mann mit starkem Jab, leider ab und an niedriger Workrate und ohne viel Power. Der Southpaw-Stance ist unter Umständen ein zuzüglicher Faktor.
Prognose: Kambosos sollte das nach vielleicht Anlaufschwierigkeiten lösen können. Ohne Hughes zu unterschätzen - wer in den Top 10 mitmischen will, sollte Maximus schlagen. Ich erwarte dennoch einen guten und auch nicht einseitigen Kampf, sehe Kambosos aber im Bereich 116:112/117:111 gewinnen.
George Kambosos Jr - Maxi Hughes
1.) 9:10 Beide lassen es noch recht ruhig angehen. Hughes zeigt, dass er ein Stilist ist, schlägt einen schönen Jab und kontrolliert das in seinem Midtempo. Kambosos kann auch ein paar kurze Marken setzen, aber Hughes ist in der ersten Runde insgesamt leicht erfolgreicher, setzt zumindest die sauberen und klaren Treffer. Eng, aber die sollte Hughes haben.
2.) 10:9 Kambosos ist durch seine meist hängende Deckung variabler, jedoch auch anfälliger, gerade für Maxi´s Jab. Dieser steht solide hinter der Doppeldeckung und boxt es momentan recht einfach. Kambosos gelingt es hier noch nicht deutliche Marken zu setzen, aber Hughes muss als Underdog auch mehr anbieten als gerade. Enge Runde, kann man auch andersrum sehen...
3.) 9:10 Kambosos hat kein gutes Timimg und die Distanz passt auch nicht - es geht gerade viel daneben. Hughes´ Boxen ist keine Zauberei, aber grundsolide. Doppeldeckung, Jab, ab und an die Schlaghand. Nach ca. 2:40 in der Runde tolle Linke von Hughes zum Körper - die hat George gespürt. Die Runde ist beim Engländer.
4.) 9:10 Kambosos ist mit dem Vorderfuß häufig innen, zu häufig. Damit nimmt er sich Flexibilität und Mobilität. Hughes macht das gut, wirkt hier besser beieinander und kontrolliert. Kambosos kommt aber in der zweiten Hälfte der Runde besser auf und macht verlorenes Terrain gut - Swing round. Ich gebe sie Hughes, obwohl er mir jetzt in der letzten Minute deutlich zu wenig gemacht und zum Ende auch kaum getroffen hat.
5.) 9:10 Nein, der Aussie sieht nicht gut aus. Er schlägt viel und teils sogar deutlich daneben, und oftmals sticht dann Hughes auf den ungedeckten Kopf oder offenen Körper. Kambosos wirkt momentan doch arg limitiert und ist obendrein überm rechten Auge gecuttet. Hughes muss in dieser Runde nicht einmal was Spezielles anbieten - die Fehler macht Kambosos von alleine. Klare Runde.
6.) 10:9 Kambosos kommt jetzt mit etwas mehr Spirit aus der Ecke. Hughes ist jedoch nicht bereit, dem Australier den Kampf zu überlassen und funkt dazwischen. Nach 1:00 klarer Zusammenstoß der Köpfe, der über Hughes´ linkem Auge einen stark blutenden Cut hinterlässt. Kambosos wirkt jetzt selbstbewusster, oder überspielt er seine Unsicherheit? Beide können in der Folge kleine Erfolge verbuchen, es kann sich aber keiner nachhaltig durchsetzen. Enge Runde, ich habe den Australier ein My vorne.
7.) 10:9 Kambosos merkt, dass er was tun muss. Er arbeitet jetzt deutlich mehr, während Hughes weniger macht und mir auch seine Trefferquote runterzugehen scheint. Die Köpfe der beiden sind jetzt öfter in Gefahr zusammenzurasseln. Kambosos bringt etwas böses Blut rein ohne wirklich unfair zu wirken. Jedenfalls bringt er Hughes aus seinem Midtempo-Rhythmus und sichert sich die Runde. Die erste wirkliche Kambosos-Runde im Fight imho.
8.) 9:10 Beeindruckend ist der Kampf nicht... Kambosos in dieser Runde wiederholt mit ganz schlechtem Timing. Wenn der Jab kaum kommt und dann die nachfolgende Aktion entweder danebengeht oder aber gar nicht gestartet wird, ist das schon bezeichnend. Hughes boxt einen ganz simplen Plan, da würde ich vom Aussie bei seinen Ambitionen definitiv deutlich mehr erwarten. Maxi aber auch nicht gerade mit maximalem Output oder Erfolg; die Runden gestalten sich zumeist recht knapp. Enge Runde, aber der Australier hat sie nicht gewonnen.
9.) 9:10 Nein, Kambosos hat es nach 9 Runden noch immer nicht kapiert, wie er mit Hughes umgehen soll. Der Jab und Southpaw-Style sind ein größerer Faktor als erwartet, auch weil es Kambosos nicht schafft, den Kampf physisch zu machen und durch permanentes Stalken und hohen Output den Engländer aus der Komfort-Zone zu holen. Hughes boxt das solide, aber Kambosos ist einfach nicht besser als heute wenn er gegen gut ausgebildete Boxer ran muss. Period.
10.) 9:10 Kambosos weiß wohl, dass er mehr machen muss. Er versucht jetzt seine Hände mit mehr Kontrolle fliegen zu lassen, und schon hat er etwas Erfolg. Hughes gelingt es aber nach wie vor, Akzente zu setzen, auch wenn diese nur punktuell sind. Die Runde ist eng, aber gerade in der letzten Minute landet Hughes die sauberen Treffer, die ihm knapp die Runde sichern.
11.) 10:9 Dem Kampf mangelt es definitiv an echten Highlights... Kambosos ist jetzt etwas besser drin, aber vor allem weil Hughes seine Workrate auf ein Minimum heruntergeschraubt hat, die es ihm noch gerade eben erlaubt, die Runden gewinnen zu können. Es ist aber auch nicht in seiner Natur, Feuerwerke abzubrennen - er liebt es Midtempo und kontrolliert. In dieser Runde fehlen mir signifikante klare Zähler, so dass ich Kambosos´ Aggressivität belohne, auch wenn er freilich selber wenig Nachhaltiges hingebracht hat.
12.) 10:9 Letzte Runde - beide sollten sich nochmal zeigen. Leider verbleibt der Kampf im alten Muster: Kambosos stalkt und fintiert, schlägt mehr und trifft wenig. Hughes kontrolliert, schlägt weniger aber präziser. Wobei es mit der Präzision in dieser Runde auch hapert, und Kambosos einen Tick entschlossener wirkt. Close but clear an den Australier.
Mein Scoring: 113:115 für Maxi Hughes
Offiziell: 114:114, 115:113 Kambosos, 117:111 Kambosos
Fazit:
Kein guter Kampf, überhaupt nicht... Wer Action liebt, kann sich die 36 Minuten im Ring getrost sparen.
Kambosos ist als Nicht-Weltklassemann-Mann enttarnt worden. Das war viel zu wenig, er wirkte fahrig und in allen Belangen unterhalb Top-Niveau.
Hughes ist imho ein guter Mann auf Europa- und Contender-Niveau. Er hat einen sehr schönen Jab, gute Beine und soliden Speed, aber ihm mangelt es an Power und Workrate.
Letztlich waren viele enge Runden dabei, aber eigentlich klar waren bei mir nur 7+12 bei Kambosos. Hughes hatte bei mir klar 3, 5, 8+9.
Das heißt, dass bei mir 6 Runden bleiben, die recht eng waren.
Runde 2+6 als swing round bei Kambosos, dazu die 11.
Die Runden 1+10 hatte ich noch bei Hughes + 4. als swing round.
Kambosos als Sieger zu haben ist letztlich sehr falsch. Die 117:111 sind eine extrem schlechte Scorecard, auch die 115:113 gehen imho nicht.
Bei der 114:114 muss man schon ziemlich pro Kambosos sein.
Unterm Strich also schlechte Scorecards und eine Robbery. Ich habe aber schon mehrfach schlimmere Dinge im Ring gesehen (was es freilich nicht besser macht). Hughes ist was die Workrate betrifft einfach oft an der Schwelle zur Inaktivität.