Las Vegas Live-Report
So, jetzt hab ich mal etwas Zeit, um über das Wiegen und den Kampf zu schreiben. Leider fand ich weder die Zeit noch die Gelegenheit aus Vegas direkt mich zu melden. Hatte kein Laptop dabei und Internet kostete $5 Dollar für 5 Minuten. Das war mir zu teuer.... (als alter Schwabe!)
Was ich dort alles erlebt habe, werd ich noch im Trash-Talk schreiben. Jetzt jedoch mal zum Kampf und den beiden Tagen zuvor.
04.12.2008 - Letzte Pressekonferenz der Trainer und der Promotoren vor dem Kampf
In Gesprächen mit Richard Schäfer (GBP), Bob Arum (Top Rank), Dan Rafael (ESPN), Eric Gomez (GBP), Ignacio "Nacho" Beristain (DLH´s Trainer) und Freddy Roach (Pacman´s Trainer) war ganz klar die Anspannung vor dem großen Dream-Match zu spüren. Am Morgen des 04.12. waren Pacquiao und De La Hoya in Las Vegas auf einem Sportplatz um noch ein paar Runden zu laufen und gymnastische Übungen zu machen. Pacquiao wohnte im Mandalay Bay Hotel mit seinem Gefolge und seiner Frau und Oscar direkt im MGM-Grand in seiner Suite. Arum und Roach erzählten, dass Manny nur auf seinem Zimmer verbleiben würde und sein persönlicher Koch ihm Essen zubereite.
In einem ausführlichen Gespräch mit Richard Schäfer und Eric Gomez konnte ich herausfinden, dass Oscar recht müde sei und auf seinem Zimmer wäre und schlafen würde. Da war es 15 Uhr! Gomez wollte jedoch nicht näher darauf eingehen.
05.12.2008 - Offizielles Wiegen für "The Dream-Match"
Bereits um 9.30 Uhr stellte ich mich für das Wiegen an. Es war unwahrscheinlich viel los. Gegen 12.30 Uhr wurden die Tore geöffnet und um ca. 13.50 Uhr ging es dann los mit den ersten Boxern der Vorkämpfe los. Die halbe Garden Arena war komplett voll und die Stimmung war absolut genial. Der US-Comedian George Lopez führte durchs Programm, was für unzählige Lacher sorgte. Bernard Hopkins reizte die phillipinischen Fans damit, dass Oscar Manny ausknocken würde und er mit bald 44 Jahren besser sei als alle anderen. B-Hop eben....
Manny sah gut und austrainiert aus. Als er auf der Waage stand, wog er mit 143 Pfund ein. Roach ging gleich zur Waage und konnte das Ergebnis nicht so recht glauben. Als Oscar reinkam brach von Seiten der Fans die Hölle aus... Vor allem die Mexicaner gingen so richtig ab....
Oscar sah jedoch nicht wirklich gut aus. Er wirkte unwahrscheinlich abgemagert, war äußerst blass im Gesicht und wirkte etwas verunsichert. Es dauerte lange bis beide rauskamen. Ich war recht weit vorne und saß direkt neben Sergio Mora und hinter Jinky Pacquiao! Also De La Hoya seine Muskel anspannte und poste, sah man deutlich in der rechten Armbeuge einen Einstich von einer Infussion oder einer Nadel, da sich der Stich leicht entzündet hatte. Alles in allem wirkte Oscar ziemlich neben sich. Sein Gewicht von nur 145 Pfund überraschte alle - und mich erst. Ich war mir zwar sicher, dass er die 147 packen wird und ging daher auch von einer absoluten Punktlandung aus, aber 2 Pfund darunter war schon heftig!
Nach dem Wiegen konnte ich kurz mit Jim Lampley und Larry Merchand sprechen. Beide waren recht aufgebracht von Oscars Aussehen und seinem Gewicht. In einem kurzen Gespräch mit Oscar´s Bruder Joel Jr. und deren Vater Joel Sr. war klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Beide waren ziemlich aufgelöst und recht nervös. Das war am Tag zuvor, als ich die beiden traf, noch ganz anders. Da wirkten beide deutlich relaxter.
Viele Fans, mich eingeschlossen, hatten ein mulmiges Gefühl. Richard Schäfer äußerste sich sehr diplomatisch und sagte, dass alles laut Plan laufen würde.
Ich bekam auch Bobby Pacquiao kurz zu sprechen. Er sagte, dass Manny es hervorragend gehe und er jedoch überrascht gewesen sei, über das Gewicht. Manny hätte selbst mit 145-146 Lb gerechnet. Letztendlich stand bereits zu diesem Zeitpunkt fest, dass nicht alles so läuft wie vorgesehen...
"The Dream Match" am 06.12.2008
Ich konnte mir alle Vorkämpfe ansehen. Ich traf Tommy "The Hitman" Hearns
ricardo: ), der vier Plätzte neben mir saß und sich ebenso fast die komplette Undercard ansah. Die Vorkämpfe waren bis auf zwei alle recht schnell vorbei. Ich gehe im Trash-Talk noch näher darauf ein.
Die Stimmung war einfach nur einmalig gigantisch. "Manny, Manny..." und "Oscar, Oscar, ...." Gesänge gaben sich einen erbitterten Zweikampf. Als auf dem Bildschirm Oscar zu sehen war, als er sich an den Bratzen aufwärmte, sah das alles schon recht schlapp aus. Ganz im Gegenteil zu den Scenen von Roach und Manny!
Als Oscar in den Ring kam, wirkte er zwar sehr konzentriert aber irgendwie drained und extrem rippt. Während der ersten Runden war dem Publikum klar, dass da was völlig anders läuft als zuvor alle dachten. Manny Pacquiao verprügelte Oscar De La Hoya! Oscar hatte kaum ein Chance. Er ging zwar nicht zu Boden, hatte aber weder schnelle Beine, noch seine gewohnten schnellen Reflexe für seine Konter, noch richtig Dampf hinter seinem Jab.
Als Nacho Tony Weeks signalisierte, dass er nicht will, dass Oscar weiterboxt, kamen die Manny-Fans komplett aus dem Häuschen. Aus und vorbei - Manny Pacquiao boxte einfach einen genialen Kampf.
Zu Oscar´s Leistung:
In verschiedenen Gesprächen nach dem Fight mit Dan Rafael, Al Bernstein und Bert Sugar waren wir alle der gleichen Meinung. Oscar ist zwar nicht mehr in seiner Prime, aber das an diesem Abend war nur ein Schatten seiner selbst. Er nahm definitiv zu viel Gewicht ab - vor allem viel zu früh. De La Hoya absolvierte über 180 Sparrings-Runden in seiner Vorbereitung. Für einen 35jährigen der zudem noch mit dem Gewicht kräftig runter muss, ist das schon verdammt viel! Oscar ist schlichtweg ein absolutes Arbeitstier. Er liebt das harte Training und ist zudem noch unwahrscheinlich ehrgeizig. Er wog bereits vier Wochen vor dem Kampf zwischen 146 und 152 Pfund. Das war einfach zu früh. Oscar war bereits rund 3-4 Wochen vor dem Kampf auf seinem Trainingshöhepunkt angelangt. Dennoch trainierte er weiter und machte weitere harte Sparringskämpfe, teilweise über 12 Runden mit nur 2 Minuten Pause!
Ja, De La Hoya ist weit weg von seinen besten Jahren, aber er hat dennoch noch einiges im Tank. Ettliche sahen ihn gegen Mayweather mit 115-113 Punkten als Sieger. Jedoch sehe ich das auch so, wie die o.g. Herren der Presse, Oscar war übertrainiert! Er hat schlicht zuviel trainiert. Das was er noch vor der Vorbereitung im Tank hatte, hat er in den letzten Wochen aufgebraucht. Da er mit nur 145 Lb einwog und dann am Kampfabend gerade mal 2 Pfund zunahm, macht extrem deutlich, dass sein Körper komplett ausgepowert war. Er wog direkt vor dem Kampf sogar 1 1/2 Lb weniger, wie der bekanntlich kleinere Pacquiao!
Wie Oscar im Interview nach dem Fight bei Larry Marchand sagte - "...was kann ich machen, wenn mein Kopf will, aber mein Körper nicht mehr kann...?!".
Von Richard Schäfer erfuhr ich nach dem Kampf, weshalb das vor dem Wiegen von DLH und Pacman so lange gedauert hatte. Die Nevada-State-Athletic-Commission hatte eine Invusion für Oscar angeordnet. Er hatte einen extrem niegrigen Blutdruck und leichten Schwindel. Daher auch die Einstichspuren in seiner Armbeuge beim Wiegen. Ein absolutes Zeichen, dass sein Körper von den Strapazen der Vorwochen und dem harten Training einfach überfordert war. Er war übertrainert.
Für mich als absolter Oscar-Fan war und ist es schwer, ihn so verlieren zu sehen. Dennoch möchte ich keinesfalls die Leistung von Manny schmälern. Er machte einen hervorragenden Kampf, war klasse von Roach vorbereitet und hat alles richtig gemacht. Freddy Roach konnte ich nach dem Fight persönlich gratulieren.
Für mich das genialste Box-Erlebnisse schlicht weg. Nicht nur wegen den Fights an sich, sondern wegen den ganzen Leuten, Boxern und VIP die ich traf und mit denen ich mich zwanglos unterhalten konnte. Mehr dazu im Trash-Talk.
Wie geht es weiter...?
Manny Pacquiao ist weiterhin die absolute P4P No. 1! Ich denke er wird nun im Mai oder im Juni 2009 gegen Ricky Hatton boxen. Sollte der Kampf in England stattfinden, werd ich auf jeden Fall hinfahren. Wer Interesse hat, kann sich gleich mal melden.
Ich gehe von einem Sieg von Pacman aus. Dann sollte im Dezember der Showdown zwischen Floyd Mayweather Jr. und Manny Pacquiao um den "Undisputed Pound4Pound-Titel" kommen. Der Kampf wird wiederum in Las Vegas stattfinden. Ein Catch-Weight von 143 Pfund ist bereits im Gespräch.
Oscar De La Hoya sollte sich recht gut überlegen was er macht. Generell sollte er eher ans Aufhören denken und mit seiner extrem erfolgreichen Arbeit mit Richard Schäfer bei GBP und "Golden Boy Enterprises Company" weiter machen. Andernfalls wird es für Oscar unwahrscheinlich schwer werden, nach solch einer Karriere und solcher einer "Macht" im Boxgeschäft mit einer derartigen Niederlage aus dem aktiven Boxgeschehen auszusteigen. Ein Farewell-Fight mit 154 Pfund und einem nicht allzuschweren Gegner in Mexico kann ich mir durchaus vorstellen. Ein PPV-Fight wird er nicht mehr machen. Um eine WM wird er auch nicht mehr kämpfen und ein Rematch mit Mayweather wird auch nicht mehr kommen. Einen schönen 40. Sieg, vielleicht nochmals mit seinem linken Haken durch KO, zum Karriereende gönne ich ihm. Ansonsten hat er alles erreicht. Er wird lange der erfolgreichste Boxer bleiben. Zwar nicht immer sportlich gesehen, jedoch von den PPV-Buys und von der Fan-Base, hat er schlichtweg die Scene dominiert.
Für mich hat sich die Reise mehr als gelohnt. Ich bekam, neben vielen anderen Autogrammen und Fotos, persönlich von Oscar De La Hoya am 05.12. einen Sparringshandschuh von Reyes mit vollständigem Autogramm geschenkt. Den Handschuh trug er im Sparringstraining für den Kampf gegen Floyd Mayweather, wo er mit Sugar Shane Mosley trainierte.
So, das war mein Live-Post-Fight-Bericht aus Las Vegas. Ich grüße alle Boxfans und kann nur jedem empfehlen, diese Reise selbst mal zu machen!!!
Viele Grüße,
Oscar