@Competition
:thumb: - Super Beitrag.
Gegen Arreola hat Vitali zehn Runden lang den Hasen gemacht.
Alleine das ist schon grober Unfug. Vitali hat in dem Kampf überwiegend im Rückwärtsgang geboxt, ist aber auch sehr viel seitwärts rausgegangen um zu kontern. Er ist mittlerweile vor allen Dingen ein Konterboxer, also konterte er den marschirenden Arreola auf diese Weise aus. Hätte er den Hasen gemacht und die Beine in die Hand genommen etc., wo kommt dann die riesige Zahl seiner Schläge und die immer noch beeindruckende Zahl seiner Treffer her?
Briggs war von der ersten Runde an verteidigungsunfähig, oder womit hätte er sich denn verteidigen sollen? Meidbewegungen? Deckung? Beinarbeit? Eigene Schläge? Gegen Lyakhovich konnte er wenigstens mal den ein oder anderen harten Treffer ins Ziel bringen.
Ja, es war sehr unwahrscheinlich, dass Briggs auch nur irgendeine Chance hat, dazu fehlen ihm mittlerweile die Mittel. Ja, diese Ansetzung war schon aus diesem Grund überflüssig. Aber:
Nein, Briggs war nicht von der ersten Runde an verteidigungsunfähig und nein, er ist nicht nur zum abkassieren gekommen. Vor allen Dingen ist es Unfug, dass er keinen Plan hatte, der Plan war deutlich erkennbar.
Was einige Betrachter nicht auf die Reihe kriegen, ist der Unterschied zwischen Plan haben/keinen Plan haben und Plan umsetzen/Plan nicht umgesetzt bekommen. Briggs wollte sinnvollerweise Vitali kommen lassen. Er hat versucht seine Version eines Jabs zu schlagen, er hat in den ersten Runden wenn er initiativ schlug, fast immer zum Körper gearbeitet und wollte dadurch Vitalis enormen Schlag-Output eingedämmt bekommen. Darüber hinaus wollte er den wie immer offenen Vitali nach dessen Angriffen mit seiner besten Waffe, dem rechten Haken abkontern. Der Plan und seine Bemühungen ihn umzusetzen waren doch deutlich ersichtlich. Dass das nicht klappte bedeutet doch nicht, dass er nur zum kassieren gekommen ist.
Wie zu erwarten war, ist seine Beinarbeit zu schlecht für diesen Plan, auch ist er einfach zu langsam und kam immer wieder mit Vitalis von oben nach unten geschlagenen rechten Haken überhaupt nicht zurecht.
Ich sehe es etwas anders als Competition wenn es um Vitalis Entwicklung und seine Schlagkraft geht. Vitali hat Dampf in den Fäusten, aber ein großer One-Punch-Knockouter ist er nie gewesen, er ist es noch weniger, seit er wohl verletzungsbedingt nach seinem Comeback seine Bewegungsabläufe beim Schlagen umgestellt hat.
Auch ist er m.E. langsamer geworden bei seinen Bewegungsabläufen und sein Distanzgefühl zu Beginn des Kampfes war eher suboptimal. Seine Beinarbeit war klar verbesserungswürdig. Trotzdem bleibt er ein Volume-Puncher mit einer beeindruckenden Variation von Haken aus fast allen Winkeln und mit einer noch beindruckenderen Präzision.
Gegen dieses Paket tun sich sehr viele Boxer unterschiedlicher Qualität und Stile schwer, sicherlich wäre es wünschenswert mal einen schnellen und beweglichen Mann gegen ihn zu sehen, der nicht nur zum Überleben kommt wie Johnson und auch der hat trotz reiner Defensiv-Taktik sehr viel kassiert.
Vitali bleibt auch weiterhin nicht unschlagbar, trotzdem sind alle Gegner egal welcher Ranglisten-Position, die haushoch gegen ihn verlieren deshalb nicht gleich Flaschen. Rein von der Klasse des Herausforderers her, hätte es den Kampf gegen Briggs nicht geben dürfen. Das war von vorneherein klar und Briggs hat erwartetermaßen auch nur vor dem Kampf glänzen können. Trotzdem bleibt es lächerlich, nach diesem Kampf wie nach allen vorherigen Kämpfen mit gleichem Verlauf zu fordern, nun solle er aber mal endlich richtige Gegner boxen. Es ist längst klar, dass es diese Gegner kaum gibt. Bei Haye würde es interessant werden, weil der schnell, beweglich und mit Ringintelligenz ausgestattet ist. Alleine schon wegen seiner sehr offenen Boxweise und seiner deutlich geringeren Punchrate dürfte der Kampf immer noch sehr schwer für Haye sein, was der genau erkannt zu haben scheint. Solis der Rohdiamant, das ungeschliffene Riesentalent, was technisch alles kann, leider hapert es in bestimmten Situationen an der Umsetzung. Der Qualitätssprung von seinen bisherigen, zum Teil lächerlichen Gegnern zu Vitali ist so groß, die Defizite bei Solis in Schlüsselbereichen des Kampfes so riesig, dass man maximal Hoffnung auf einen nicht ganz einseitigen Kampf haben darf. Der Kampf wird kommen und nach dem Kampf mit einem eindeutigen Ergebnis wird Solis dann umgehend zu Flasche erklärt. The same procedure...
Gleiches gilt für Adamek, der aber auch rein gar nichts hat, womit er Vitali gefährden könnte.
Ja, das Schwergewicht ist eintönig und ja, das wird momentan noch durch die Gegnerwahl der Klitschkos verdoppelt. Trotzdem bleibt es nur im begrenzten Umfang ihre Schuld, da man sich würdige Herausforderer, die dann auch noch antreten wollen, nunmal nicht backen kann. All diese Dinge sollte man sich einmal vor Augen führen, bevor mal lospoltert, insbesondere einmal genau betrachten, wer die Ursachen setzt und wer nur reagiert.