O-Scoring: Krzysztof "Diablo" Włodarczyk vs. Adam Balski | WBC Interimsweltmeisterschaft im Bridgerweight | TVP-Sport


Wer gewinnt den großen Hauptkampf?

  • Krzysztof "Diablo" Włodarczyk vorzeitig.

    Stimmen: 0 0,0%
  • Adam Balski vorzeitig.

    Stimmen: 0 0,0%
  • Unentschieden.

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    5
  • Umfrage geschlossen .

Deontay

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Der Ref war der alte, dicke Belgier van de Wiele.

Ich meinte den Ref, der zuvor schon im Ring stand und den Hauptkampf zusätzlich gewertet hat. Dass ein Ref bei einer WBC-Interimsweltmeisterschaft nicht als Ref fungiert und zusätzlich als Punktrichter... ist ja klar.

Screenshot_1634.jpg
 

Sakaro

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Geht bei mir nicht um ein Verbot, sondern lediglich ua. um eine andere Einstellung zum Boxsport. Boxen muss nichts mit Gewalt zu tun haben und Boxer, die hier Gewalt ausüben wollen, haben nichts in dem Sport verloren.
Aber solange von der Mehrheit, sei es Boxer, Trainer, Zuschauer usw., kämpfen bis zum Umfallen, nie aufgeben, Herz und Kinn zeigen, wilde Ringschlachten, Siegen um jeden Preis an erster Stelle stehen, tja ...
Und erfülltes Leben? Kenne genug Leute aus dem Boxen, die irgendwann merken, dass die klischeehafte Suche nach Gewalt und Schmerz doch nicht das Wahre war, wenn die Folgen eintreten und sie diese am eigenen Leib erfahren. Dann hört man oft: klar, würde ich wieder boxen, aber wenn ich das gewusst hätte, würde ich manches anders machen.

Ich würde mich schon so weit aus dem Fenster lehnen wollen, um sagen zu können, dass Boxen etwas mit Gewalt zu tun haben muss. Ich finde, man lügt sich ein bisschen in die Tasche, wenn man sagt, dass Boxen ohne den Gewaltaspekt funktionieren könnte. Das ist eben die Widersprüchlichkeit: Auf der einen Seite möchte die große Mehrheit keine Langzeitschäden sehen, aber die Faszination ist eben doch, sich durch die Gewalt zu kämpfen oder diese auszuüben, bzw. Leuten dabei zuzusehen, wie sie durch diese Gefahr gehen und über sich hinauswachsen. Ansonsten würden Kämpfe wie Hughes vs. Sharp die Massen ziehen und alle Profiboxer so boxen.

Das Risiko unterschiedlich bewertet wird, je nachdem wie es für einen ausgeht, ist auch menschlich. Egal, ob es Kampfsport, Extremsport, Arbeit oder der Aktienmarkt ist: Das Hoch, das man bei erfolgreichem Risiko erfährt und das Tief, in das man fällt, wenn Risiko das Leben zerstört, sind zwei Seiten derselben Medaillie.
 
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Lord Krachah

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Wlodarczyk vs. Balski

9:10 da kam nichts vom alten Mann.
9:10
9:10 Wlodarczyk steht fast nur rum.
10:9 Geb ich mal der Wanderdüne.
8:10 Wlodarczyk muss schwer runter. Wackelt noch und Balski setzt gar nicht nach. Merkwürdig.
9:10 Wlodarczyk wandert durch den Ring.
9:10 etwas enger. Balski ist halt auch schlecht.
10:8 Die Wanderdüne hat zugeschlagen. Balski muss am Ende schwer runter. Der Gong rettet.
9:10 Er wandert wieder.
WKO Oh Mann, da ist Balski wieder erwischt worden und kommt ausgesprochen wacklig wieder hoch. Das war schon ein sehr niedriges Niveau. Und Wlodarczyk war furchtbar. Er sollte mit dem ehrwürdigen Interimstitel im Bridgergewicht lieber aufhören.
 

timeout4u

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dass Boxen etwas mit Gewalt zu tun haben muss. Ich finde, man lügt sich ein bisschen in die Tasche, wenn man sagt, dass Boxen ohne den Gewaltaspekt funktionieren könnte. Das ist eben die Widersprüchlichkeit: Auf der einen Seite möchte die große Mehrheit keine Langzeitschäden sehen, aber die Faszination ist eben doch, sich durch die Gewalt zu kämpfen oder diese auszuüben, bzw. Leuten dabei zuzusehen, wie sie durch diese Gefahr gehen und über sich hinauswachsen.
Kommt darauf an, wie man Gewalt definiert. Der Boxsport kann ua. über Regeleinhaltung und sportliche Fairness genauso funktionieren und gute Boxkämpfe bieten, ohne den Gegner dabei mit allen Mitteln verletzen und schädigen zu wollen. Gibt ja zum Glück auch viele Boxer, die wollen über Boxtechnik "Treffer" setzen und nicht mit Gewalt und Brechstange Kiefer brechen, einfach ausgedrückt. Für mich weder ein Widerspruch noch ein Lügen in die eigene Tasche. Widersprüchlicher finde ich es eher, wenn man trotz Entwicklung, Fortschritt, besseren Wissens und so vieler abschreckender Beispiele immer noch am alten, klischeebehafteten Gladiatorenkampf kleben bleiben will, frei nach dem Wissen: wurde schon immer so gemacht, geht nicht anders etc.
 
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Ich bin da eher bei @Sakaro: Sport (und Boxen im Besonderen) haben durchaus mit Gewalt zu tun. Ich kenne keinen Boxfan, -zuseher, der nicht im Grunde auf ein Ko wartet (was nicht bedeutet, dass Kämpfe ohne Niederschläge nicht spannend und toll anzusehen sein können).

Sport hat mit Konkurrenz zu tun, mit Gewinnen-Wollen, mit dem Besiegen des Gegners und ist eine Art sublimierte Form des Krieges. Ich halte es für wichtig, dass man sich der Faszination dieser Gewalt bewusst ist bzw. wird (denn erst dann kann man mit diesem Gewaltpotential umgehen lernen). Dabei gibt es (für mich) eine schwer definierbare Grenze zwischen einem "großartigen" Knockout und dem Moment, wo mir das Ganze dann irgendwie "zuviel" wird. @Deontay hat hier mal eine Menge Barenuckle-Fights verlinkt (meist kurze Ausschnitte) und beim Ansehen dieser Kämpfe spürte ich, dass ich das lieber nicht sehen will. Wie es auch bei normalen Boxkämpfen zuviel werden kann (die Gatti-Ward-Kämpfe waren sicherlich faszinierend, aber irgendwie auch beunruhigend).

Ich glaube auch, dass wir uns in die Tasche lügen, wenn wir unser eigenes (menschliches) Aggressionspotential verleugnen. Dies ist ein offenbar evolutionär sinnvoller Aspekt fast jeder Spezies, allerdings keineswegs der einzige (im Sinne eines kruden Sozialdarwinismus). Wahrscheinlich war es sehr viel eher der Altruismus, die in uns angelegte Möglichkeit zur Zusammenarbeit, die die Gattung homo so erfolgreich hat werden lassen. Aber das in uns ein Hang zur Gewalt besteht dürfte unzweifelhaft sein. Sport im allgemeinen, Boxen im besonderen scheint die Möglichkeit zu bieten, diesen Hang kontrolliert auszuleben.

Erwähnenswert sind diesbezüglich die in der Anthropologie dokumentieren Scheingefechte (etwa unter indigenen Gruppen auf Papua-Neuguinea), die zwar auch relativ brutal ablaufen, bei denen aber darauf geachtet wird, dass es zu keinen schweren bzw. tödlichen Verletzungen kommt. Man betrachtet derlei als eine Art regelbasierte Vorstufe zu unseren sportlichen Wettkämpfen, als einen Versuch, unser Aggressionspotential kontrolliert auszuleben bzw. den damit verbundenen Schaden zu begrenzen.

Beim Boxen verhält es sich meiner Erfahrung nach sehr ähnlich - nur auf individueller Ebene. Fast alle, die zu meiner Zeit zu boxen begannen, hatten schon zuvor Probleme bezüglich gewalttätigen, aggressiven Verhaltens (das ich den Betreffenden gar nicht vorhalten möchte: Wenn man die Verhältnisse kannte, war es eher verwunderlich, dass nicht noch viel mehr dieser Jugendlichen zu Gewaltausbrüchen neigten). Das Boxen hatte dann (manchmal) den Erfolg, dass die Betreffenden ihre Aggressionen auf der Straße, in der Famile besser im Griff hatten, es fand eine Diszplinierung, regelgeleitete Kanalisierung ihres Verhaltens statt. Denn fast alle diese Jugendlichen, jungen Erwachsenen wussten genau, dass ihr Verhalten eigentlich untragbar war, sie litten sogar darunter, immer wieder die Selbstkontrolle zu verlieren.

Der entscheidende Punkt scheint mir: Erst wenn wir uns dieser uns innewohnenden, latenten Aggression bewusst werden, können wir damit umgehen lernen. Boxen zeigt die menschliche Spezies nicht unbedingt von ihrer besten Seite, aber es ist eine (aggressive) Seite, die wir unzweifelhaft besitzen (Männer in der Regel stärker als Frauen) und die wir - wenn notwendig - kontrolliert ausleben sollten. Es hilft nicht, uns die Aggressivität wegzuwünschen: Wir müssen mit dieser Eigenschaft einen "modus vivendi" finden, der anderen (und uns selbst) so wenig als möglich schadet.
 

timeout4u

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Leider fördern und unterstützen solche Meinungen das System des Profiboxens erst recht, finde ich. Denn ohne handverlesene Gegner, unfaire Ansetzungen, Outmatching, Gewichtsbullying, Betrug, Heimvorteil, Geldvorteil etc. gäbe es diese Faszination doch gar nicht in dieser Form und in dem Ausmaß?
Die Mehrheit der Boxkämpfe im Ring ist doch nicht wirklich Konkurrenz, sondern größtenteils versucht ein Starker einen Schwachen zu verhauen mit allen Mitteln, die es gibt und die er findet, im Ring und außerhalb.
Wen man das mag: von mir aus. Aber warum gibts dann bei strittigen Urteilen, Missmatchen, Hypes, vorzeitigen Abbrüchen, Aufgaben usw. immer Gejammer und Kritik?
Solange man diese Art von "Gewalt, Agressivität" als Notwendigkeit betrachtet, tja ...
Habe wirklich kein Problem mit kontrollierter Gewalt, Konkurrenz, Gewinnwollen, Kämpfen, KOs, Risiko, aber wenn: dann bitte regelgerecht, fair, auf boxtechnisch gutem Niveau zwischen Boxern auf ähnlichem Level und möglichst gleichen Voraussetzungen. Wird es nie 10ü%ig geben, weiß ich selbst, aber wie es aktuell im Profiboxen ist oder immer schon war, kann man doch nicht wirklich noch wollen/gutheißen: :confuse:
Die Diskussion über Gewalt im Boxen hat irgendwie Ähnlichkeit mit der Diskussion. was z.B. Reformen im Kinder/Jugendfussball angeht. ;)
 

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Leider fördern und unterstützen solche Meinungen das System des Profiboxens erst recht, finde ich. Denn ohne handverlesene Gegner, unfaire Ansetzungen, Outmatching, Gewichtsbullying, Betrug, Heimvorteil, Geldvorteil etc. gäbe es diese Faszination doch gar nicht in dieser Form und in dem Ausmaß. Die Mehrheit der Boxkämpfe im Ring ist doch nicht wirklich Konkurrenz, sondern größtenteils versucht ein Starker einen Schwachen zu verhauen mit allen Mitteln, die es gibt und die er findet, im Ring und außerhalb.
Ich weiß nicht, ob du mit "solche Meinungen" mich gemeint hast. Jedenfalls hat mein obiges Statement nichts damit zu tun, dass es zahlreiche Kämpfe mit voraussehbarem Ausgang gibt. Diesbezüglich (den Gewaltaspekt betreffend) sehe ich auch keinen Zusammenhang mit handverlesenen Gegnern, man erwartet schlicht - mehr-weniger gespannt - auf einen Ko, ob in einer ausgeglichenen Auseinandersetzung oder nicht.

Wen man das mag: von mir aus. Aber warum gibts dann bei strittigen Urteilen, Missmatchen, Hypes, vorzeitigen Abbrüchen, Aufgaben usw. immer Gejammer und Kritik?
Wer mag so etwas? Als Missmatch, getürkte Urteile etc.? Ich kenne niemanden (außer denjenigen, die aus ökonomischen Gründen so etwas planen und davon profitieren) - aber ich sehe hier zum Gewaltaspekt einfach keine Verbindung.
Solange man diese Art von "Gewalt, Agressivität" als Notwendigkeit betrachtet, tja ...
Habe wirklich kein Problem mit kontrollierter Gewalt, Konkurrenz, Gewinnwollen, Kämpfen, KOs, Risiko, aber wenn: dann bitte regelgerecht, fair, auf boxtechnisch gutem Niveau zwischen Boxern auf ähnlichem Level und möglichst gleichen Voraussetzungen. Wird es nie 10ü%ig geben, weiß ich selbst, aber wie es aktuell im Profiboxen ist oder immer schon war, kann man doch nicht wirklich noch wollen/gutheißen: :confuse:
Die Frage der "Notwendigkeit" von Gewalt oder Aggressivität stellt sich m. E. gar nicht: Das Vorhandensein solcher Neigungen ist schlicht ein Faktum. Wie ich oben geschrieben habe: Es dreht sich viel mehr darum, wie wir mit dieser Tatsache umgehen. Ich halte ein Verleugnen für ebenso problematisch wie das machomäßige Heroisieren von "Stärke und Kraft". Wir leben in einer Welt, in der unsere evolutionäre Ausstattung (die über Jahrhunderttausende von Jahren auf ein Hordenleben ausgerichtet war) uns Probleme bereitet. Dazu gehört ein bestimmtes Maß an Aggressivität, die irgendwie sublimiert, kanalisiert werden muss. Sport und Boxen im besonderen sind Möglichkeiten, die sich dafür anbieten.

Dass dies möglichst fair ablaufen sollte, ist selbstverständlich: Und dass dies nicht immer - sogar häufig - nicht der Fall ist, stellt selbstredend ein Problem dar.
Die Diskussion über Gewalt im Boxen hat irgendwie Ähnlichkeit mit der Diskussion. was z.B. Reformen im Kinder/Jugendfussball angeht. ;)
Den Satz verstehe ich nicht wirklich. - Wie geschrieben: Gewaltpotential, Aggressionsbereitschaft scheint mir eine Tatsache zu sein - ob das uns nun passt oder nicht. Wir können sie nicht abschaffen, sondern nur Wege finden, wie diese Eigenschaften so wenig Schaden als möglich anrichten. Fast alle Sportarten dienen in irgendeiner Weise diesem Zweck, beim Boxen ist dieser Aspekt nur offenkundiger.
 

Deontay

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Scheinbar hat man den Grund für die gesundheitlichen Probleme von Diablo gefunden.
Er wurde im Trainingscamp in Spanien von einem giftigen Tausendfüßler gebissen.
 

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Den Satz verstehe ich nicht wirklich. - Wie geschrieben: Gewaltpotential, Aggressionsbereitschaft scheint mir eine Tatsache zu sein - ob das uns nun passt oder nicht.
Es gibt auch Boxer, die betreiben den Sport ohne jeglichen Bezug zu Gewalt/Aggression. Für die geht es mehr um die "Lust/Liebe/Spass" oa. zum Boxen. Gerade diese Einstellung muss mehr gefördert und von Anfang an übernommen werden durch z.B. Umdenken, Reformen. Daher mein Vergleich zum Jugendfussball.
Ich zum Beispiel habe auch nie geboxt, weil ich damit Aggressionen in den Griff bekommen oder meinen Gegnern mit Gewalt Schaden zufügen wollte. Gewalt und Aggression helfen im Boxen auf Dauer nicht weiter und manches davon ist einfach nur Klischee, Mythos ala "Boxen ist meine Therapie" oder eben eine Art Entschuldigungsgrund für "Charakterschwächen".
Aber gut: kommt wie gesagt darauf an, was man unter Gewalt/Aggression definieren will und/oder, ob man die These "angeboren" vertritt oder eben nicht. ;)
 
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Was die Betreuung von Kindern und Jugendlichen beim Sport angeht bin ich völlig bei dir: Hauptaugenmerk sollte immer die Freude sein, Spaß an der Bewegung, am Lernen und Besserwerden. Ehrgeiz und Leistungsdenken sind dem hinderlich - und wenn auch das Ziel des Gewinnens immer im Hintergrund steht, sollte auf keinen Fall die Freude verloren gehen. Das bedeutet mitnichten, dass man sich nicht auch quälen kann (und soll) im Training, dieses Sich-Anstrengen hat ja häufig auch etwas Schönes.

Allerdings halte ich das Vorhandensein einer latenten Aggressivität beim Menschen nicht für eine erst zu beweisende These, sondern für eine schlichte Tatsache (wie oben geschrieben ist sie für das Überleben fast jeder Spezies unerlässlich). Wir verteidigen uns selbst, unsere Familie, unsere Gruppe - und wir tun das mit einer uns innewohnenden Gewaltbereitschaft. Das bedeutet keineswegs, dass der Mensch nicht auch ein überaus mitfühlendes, altruistisches Wesen ist bzw. sein kann - aber eben nicht nur (so wünschenswert das auch wäre). Diese Aggressivität dient u. a. (allerdings ist das in unserer Gesellschaft glücklicherweise weitgehend negativ konnotiert) bei heranwachsenden, männlichen Jugendlichen dazu, eine Position in der entsprechenden Gruppe einzunehmen, sein Selbstbewusstsein zu steigern etc.

Ich kann nur von eigenen Erfahrungen berichten: Fast alle meine Freunde und Bekannten wuchsen in einem recht autoritären Elternhaus auf, mit Vätern, die gewalttätig waren, mit Erziehungsmethoden, die häufig auf Erniedrigung abzielten, es für die Betreffenden schwer machten, wirkliches Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit zu entwickeln. Es staute sich Wut an, man ist permanentem Druck ausgesetzt, der sich irgendwie entladen will (für mich war jeder Sport eine Möglichkeit, diese brodelnde Energie und Wut loszuwerden: Ich betrieb Fußball, Leichtathletik, Boxen etc. und die Anstrengung befreite mich z. T. von diesem Druck). Man will nicht immer nur der Macht anderer ausgesetzt, sondern auch selbst mal der Starke sein: Auch wenn man dann die Erfahrung macht, dass dies keineswegs befriedigend ist und keinesfalls zufrieden macht, es ist eben nur Ausdruck der Hilflosigkeit.

Ich habe später dann einige Zeit mit der Betreuung "schwieriger Jugendlicher" zu tun gehabt und habe dort dieselben Muster entdeckt wie früher bei mir selbst: Aufgestaute Wut, Aggression (die sich, weil nicht wirklich reflektiert, ganz unspezifisch auf die ganze Gesellschaft richtet), Unfähigkeit, mit dem allen vernünftig umzugehen. Und auch da wieder die Erfahrung gemacht, dass Sport durch die körperliche Inanspruchnahme, durch das Erreichen von Zielen der Persönlichkeitsentwicklung förderlich war. Wobei es mir zumeist lieber war, die Jugendlichen nicht beim Kampfsport untergebracht zu wissen, sondern beim Fußball, in der Leichtathletik etc. Der Kampfsportbereich hatte immer auch Berührungspunkte mit dem "Milieu", das Umfeld schien mir bei wenig gefestigten Personen eher gefährlich.

Ich glaube dir selbstverständlich, wenn du von dir sagst, dass alle diese Dinge für dich beim Boxen keine Rolle gespielt haben: Unsicherheit, Wut, Aggressivität etc. Für mich persönlich war das sehr wohl der Fall (obschon ich andere Sportarten schlussendlich bevorzugt habe, ich wollte mich eigentlich nie mit jemanden in dieser Form körperlich messen, es war mir lieber, über 800 oder 1500 Meter schneller zu sein). Und bei den allermeisten mir bekannten Menschen war das ganz ähnlich: Sie wussten nicht, wohin mit all der Wut, dem Unverständnis gegenüber einer Welt, die sie schäbig behandelte.

Ich würde mir selbstverständlich eine Welt wünschen, die weitgehend frei von aggressiven, egoistischen und auf bloßer Machtentfaltung beruhenden Motiven ist. Aber Menschen sind keine Engel, sie haben - neben all den wundervollen - auch Eigenschaften, die gerade in unserer Zivilisation fatal und völlig fehl am Platz sind. Das zu ignorieren oder abzuleugnen halte ich für gefährlich. Vielleicht gibt es Menschen, die sehr viel weniger dieser Aggressivität besitzen: Allerdings habe ich solche bislang kaum kennengelernt (am ehesten noch unter Frauen). Bei Boxern bzw. Boxfans scheint es aber eine eher rare Erscheinung - aber wie immer bei solchen Dingen: Vielleicht liege ich falsch und habe bisher in einer recht selektiven Welt gelebt.
 

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Vielleicht falsch rüber gekommen von mir: ich leugne nicht, dass es solche Gewalt/Aggression gibt. Meine nur, dass sie im Boxen nicht erforderlich sein muss und es überdies nicht der optimale Weg/die beste Einstellung ist für eine sportliche Auseinandersetzung/Bewältigung. ;)
 
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