Marquez ist kein Lehrbuch-Konterboxer. Floyd ist so ein Schönwetter-Konterboxer. Gegner timen, aus-/zurückweichen und selbst nen Treffer landen. Um das rundenlang erfolgreich durchzuziehen, braucht man aber nen gewissen Speedvorteil oder einen erheblichen Skillvorteil. Es wäre halt interessant gewesen, ob diese bei Floyd vs. Manny der Fall ist.
Marquez ist ein Konterbrawler. Der muss nich größer oder schnellerals der Gegner sein, er lockt ihn in Schlagabtausche, in denen er eigentlich keine Deckung hat, trotzdem irgendwie wenig getroffen wird und selber die besseren Treffer setzt. In diesen atemberaubenden Situationen der fliegenden Fäuste hat er eine einmalige Übersicht.
So hat er den ersten Pacquiao-Kampf überstanden. Der war zu schnell und zu unorthodox für konventionelles Kontern. Wenn man sich beim Prime Pacquiao auf's Timen und auf's Treffer-vermeiden konzentrieren will, bekommt man selber nicht viel gebacken. Das war eines der vielen Probleme von Oscar.
Aber weil Marquez eben einfach mal mitprügelt, gibt er im Zweifelsfall halt wenigstens soviel mit, wie er eingeschenkt bekommt. Und wenn ein Boxer wie Manny keinen brauchbaren Jab hat und für jeden Treffer in die Konterzone muss, dann ist Marquez einfach der Albtraum.
Team Pacquiao hat versucht, dem Rechnung zu tragen, indem man vorsichtiger agiert. In Kampf 3 hat das nicht wirklich geklappt, auch weil Pacquiaos Performance uninspiriert wirkte. Heuer in Kampf 4 war es eigentlich gut abgestimmt. Er hat sehr überzeugend Marquez angetäuscht, und so hin und wieder den Konterboxer gekontert.
Dieser letzte Angriff war einfach durch und durch mies. Zu dem Zeitpunkt völlig sinnlos, schlecht (garnicht) vorbeitet, in einer miesen Stellungssituation und Pacquiao geht dann völlig offen und viel zu lässig rein. Daß er den Konterbrawler nach 40 Runden immer noch so unterschätzt, wurde ihm zurecht zum Verhängnis.
Zu einem Mayweather-Quervergleich taugt das mMn wenig. Dafür ist Lil Floyd doch zu anders.
Floyd gegen Prime Pacquiao wäre interessant gewesen, weil Floyd in den wenigen Situationen, in denen er echte Treffer einstecken musste (z.B. Judah oder Mosley) mit totalem Doppeldeckungs-Panzer reagierte. Mitschlagen ist nicht wirklich sein Ding.
Manny hätte ihn ob seiner Speed, seiner Unorthodoxität und seiner Hartnäckigkeit mehr getroffen, als jeder andere Gegner und spannend wäre halt, ob Floyd a) mit diesem Druck hätte umgehen können und ob er b) in 12 Runden Pacquiao hätte hinreichend timen können. Ich hab irgendwann mal theIrish in einer Diskussion gesagt, daß ich mir mehr Wege vorstellen kann, auf die Floyd Manny besiegt, als umgekehrt. Andererseits würde Manny Floyd mehr weh tun als jeder vorher, was umgekehrt nach Barrera, Morales und Marquez wohl nicht gilt.
Ein Prime Floyd hätte hingegen überhaupt nicht gekontert, der wäre 12 Runden Kreise gelaufen und hätte Manny am Jab verhungern lassen. So ähnlich hat er es mit Marquez gemacht, der nun mal überhaupt keinen nennenswerten Vorwärtsdrang hat und zusätzlich mit erheblich Größen-, Reichweiten- und Speednachteilen chancenlos war.
Das würde freilich 2013 nicht anders aussehen. Da hilft kein Doping, Floyd besiegt man nur mit schnellen Füssen oder entsprechenden Größen-/Reichweitenvorteilen, weswegen Floyd ja auch immer darauf bedacht war, Gegner zu wählen, die das nicht hatten. Oscar war der einzige seit Philipp Ndou (2003), der größer war.