Das ist schon richtig, nur ist das kein Alleinstellungsmerkmal von Sturm. Selbst ein richtiger Drecksack wie "Gipser" Margarito (Sturm soll privat z.B. super drauf sein, hab ich jetzt schon d.ö. aus verlässlicher Quelle gehört), der ein Lügner ist und Behindertenwitze reißt, wird hier vermutlich mehr Fans haben als Sturm. .
Eine exponierte Sonderstellung kann ich ehrlich gesagt nicht erkennen. Ein Marco Huck wird hier imo ähnlich hart angegangen. Der kämpft mit 22 Jahren, ohne Amateurerfahrung, gegen einen Cunningham, während seine Freunde von der Berufsschule auf Mamas Sofa liegen und Kartoffelchips futtern, und hier schlägt ihm blanke Verachtung entgegen. Der steht 4 mal im Jahr im Ring und boxt sehr solide Gegnerschaft, und trotzdem sieht man bei vielen Usern am Kampfabend schon den Geifer von den Fängen tropfen, weil sie hoffen, dass der Huck endlich exposed wird.
Das Beispiel Huck zeigt imo, dass, wie bei Sturm, Sympathiewerte eines Boxers mit in die Bewertung der sportlichen Leistung und natürlich der Person fliessen.
Ein Boxer wie Mayweather wird auch sehr kritisch gesehen, rettet sich aber darüber, dass seinem großen Mundwerk auch tolle sportliche Leistungen gegenüberstehen. Aber was denkst du wie groß der Spott wird, sollte Pacquiao ihn ausknocken. Oder sollte Haye gg Klitschko untergehen? Dann zieht der "Ich hab doch immer gewusst, dass Boxer xy nur ne Pfeife ist" Zug durch alle Threads.
Klafft die Schere zwischen Mundwerk und Leistung zu weit auseinander, regnet es eben Häme. Bei FS ist diese Schere leider schon ziemlich weit auseinander...
Manchmal mag es auch schon aufgrund der Masse von negativen Beiträgen den Anschein haben, dass manche Boxer besonders kritisch gesehen werden. Ich denke aber, dies ist häufig nur der Fall, weil der Fokus hier im Forum besonders auf diesen Boxern liegt. Felix Sturm und Marco Huck sind Deutsche und kämpfen eben Samstags zur besten Sendezeit im Free TV. Für diese Kämpfe interessieren sich einfach wahnsinnig viele Forenuser, die natürlich im Anschluss hier zu diesen Kämpfen posten. Ein Teil der User hier schaut sich eben keine wackeligen Livestreams um 5 Uhr am Morgen an, sondern legt seinen primären Fokus auf die Kämpfe im deutschen TV. Diskussionen zu diesen Kämpfen/Kämpfern werden dann, weil es zum einen um nationale Sportler geht und zum anderen bedeutend mehr User mitreden können, weil sie den Kampf tatsächlich gesehen haben, auch viel emotionaler und verbissener geführt. Dies führt dazu, dass Kritik zum Teil unsachlich und beleidigend, Lob zu unreflektierter Lobhuldelei wird.
Man sieht es ja auch an der Länge der Threads: selbst wenn Pacquiao - Mayweather zustande käme, würde die Diskussion nicht annähernd an die 60 Seiten ranreichen, die hier geposted werden, wenn Klitschko einen alternden Briggs verprügelt.
Das ist für mich nun wirklich kein Kriterium. Ein früher Sturm, der zwölf Runden lang seine Bahnen dreht und den Gegner ausboxt, ist mir lieber als ein Abraham, der zwölf Runden lang stümpert und dann einen spektakulären KO landet, sorry.
Hmm, ich hab eben das Gefühl, dass einem spektakulären Puncher mit einer hohen KO Quote die Herzen der Fans eher zufliegen, als einem Boxer, der vorwiegend über die Technik kommt. Ein Mike Tyson beispielsweise (ok, der war auch technisch klasse) hat in diesem Forum selbst nach so vielen Jahren noch sein eigenes Unterforum, während Leute wie Ottke und Maske hier durchaus kritisch gesehen werden (was natürlich auch deren Gegnerwahl geschuldet war). Boxen wird wohl immer noch mit Männlichkeitsritualen und dem ursprünglichen Kampf Mann gegen Mann in Verbindung gebracht. Deshalb kommt ein Boxer, der mit brachialer Gewalt agiert, in der öffentlichen Wahrnehmung imo besser weg, als ein Boxer der sich 12 Runden lang entzieht und den Gegner am Jab verhungern lässt. Das ist nur meine Einschätzung, repräsentativ belegen kann ich es nicht
Verstehe ich nicht. Was fällt daran so schwer, bei einem Boxer, den man sympathisch findet, ehrlich zu sein? Es ist vielleicht verständlich, wenn man bei gewissen Leuten vom Hundertsten ins Tausendste geht, um eine schlechte Leistung zu erklären. Aber sind das dann auch überzeugende Gründe? Wohl kaum, die Frage muss man sich ja selber stellen, ob das überzeugend ist, was man schreibt - oder ob man reine Schutzbehauptungen aufstellt, um den eigenen Liebling zu schützen.
OK, vielleicht ist es kein natürliches Phänomen, dass ich "meinen" Boxer völlig unkritisch betrachte und bei Niederlagen beflissen nach Gründen suche, die die Niederlage relativieren sollen
Dass allerdings jemand, weil er Felix Sturm für einen unsympathischen Lautsprecher hält, seine Kritik an FS eine ganze Spur hämischer und scharfzüngiger verfasst, klingt für mich plausibel. So erklär ich mir zumindest das Phänomen, dass FS hier im Forum üblere Kritik einstecken muss, als andere Boxer.
Aber wie gesagt: ein Felix Sturm, der zur Primetime im TV zu sehen ist, wird hier fast zwangsläufig mehr polarisieren, oder zumindest bei bedeutend mehr Usern polarisieren als ein anderer Boxer, für den sich ein Teil der Forengemeinde womöglich gar nicht interessiert. Deswegen ist der Schluss, Sturm sei hier noch unbeliebter als Margarito, weil auf Margarito weniger Leute einprügeln, nicht stichhaltig. Denn Margarito hat für viele User einfach überhaupt nicht die Relevanz, dass er in gleichem Maße polarisieren könnte, wie Sturm. Nach dem Sturmkampf haben sich hier garantiert 10 neue Leute angemeldet, die uns an ihrer Meinung teilhaben lassen wollen, dass das Urteil Beschiss war. Genauso groß ist die Zahl an Stammusern (!), die sich darüber beschweren, dass Mathysse - Alexander ne Robbery war.