Nehmen die jetzt alle nochmal einzeln durch...
Eisbären Juniors und ECC Preussen – "Team Berlin"?
Berlin, 6. Juli
Erst kürzlich hat es zum wiederholten Male eine am Charlottenburger Eichkamp angesiedelte Eishockey GmbH mehr oder weniger dahingerafft. Da eröffnen sich plötzlich und unerwartet völlig neue, bisher schier undenkbare Perspektiven: Wider jeglichen Erwartens könnte es weiterhin Oberliga-Eishockey in der Deutschlandhalle geben! Aber wie, wo doch die BSchC Preussen GmbH ohne ESBG-Lizenz dasteht und der Insolvenzverwalter das Sagen hat? Nun, vielleicht so:
Eine Kooperation zwischen dem Eisbären Juniors e.V. und dem ECC Preussen Berlin stünde ernstlich in Anbahnung, pfeifen es die berühmt-berüchtigten Spatzen munter von den Dächern des Wellblechpalastes und der Deutschlandhalle! Vordergründiges Ziel soll sein, die hauptstädtischen Ressourcen in Sachen Nachwuchsförderung effektiv zu bündeln, um noch mehr deutsche Talente an den Spitzensport heranzuführen. Gipfeln soll dieser gemeinsame Vorstoß in einer Mannschaft, deren Kader im wesentlichen von Förderlizenzspielern aus Hohenschönhausen gestellt und in der Oberliga an den Start gehen soll. Vorläufiger Arbeitstitel: „Team Berlin“.
So jedenfalls skizziert der 1. Vorsitzende der Eisbären Juniors, Herr Kemkes, das angedachte Projekt gegenüber Hockeyweb und bestätigt sogleich: „Ja, es hat bereits einen Gedankenaustausch mit Verantwortlichen des ECC gegeben. Die Herren Prinz (1. Vizepräsident d.A.) und Kresse (2. Vizepräsident d.A.) zeigten sich vorab von dieser Idee sehr angetan. Ebenso gibt es von Seiten der Eisbären GmbH in Person von Manager Peter John Lee ein sehr positives Echo.“
Für die finanzielle Grundlage, so Kemkes, läge auch schon die Bereitschaft von langjährigen Sponsoren sowohl der Eisbären, darunter die GASAG, als auch des Charlottenburger Eishockeys vor, dieses fast schon als revolutionär zu bezeichnende Projekt zu unterstützen. Angedacht sei, dass beide Vereine bis zum Schüleralter zwar selbstständig, aber dennoch in gegenseitiger Abstimmung arbeiten. Aufgrund der zahlreichen Bewerbungen von jungen Talenten aus dem gesamten Bundesgebiet bestünde zudem perspektivisch die Möglichkeit, unter dem Dach des ECC Preussen wieder ein zweites Berliner DNL-Team zu installieren. „Dieses Projekt dient aber in der Tat nicht nur der Kostenoptimierung in der Nachwuchsförderung, sondern trägt auch einen integrativen Charakter in sich.“, fügt Kemkes an und zielt damit auf noch immer vorhandene Hemmschwellen, welche die Berliner Eishockeyszene unzeitgemäß noch immer in Ost und West teilen.
Stellt sich gleichwohl die Frage, welche Zielgruppen bereit stünden die laut Senatsplänen vom Abriss bedrohte Deutschlandhalle bei Spielen des „Team Berlin“ zu bevölkern? Im Fanforum der Preussen glaubt Kemkes indes bereits positive Signale wahrgenommen zu haben, wohingegen eine aktuelle Internet-Umfrage im Eisbären-Fanforum eine gänzlich andere Sprache spricht. Über 75 % der dort abgegebenen Stimmen vereinen sich auf die angebotene Aussage „Die Juniors gehören in den Wellblechpalast!“. „Diesen Zuspruch hätten wir uns in der vergangenen Saison in Form von mehr Zuschauern im Wellblechpalastes gewünscht.“, verweist der Juniors-Vorsitzende auf die recht beschämenden Besucherzahlen der zurückliegenden Oberliga-Spielzeit, da nur bei den Derbys gegen die „Schlittschuhclub Preussen“ annährend die Schallmauer zum vierstelligen Bereich durchbrochen wurde. Kemkes bleibt dennoch weitgehend optimistisch, wenn er sagt:: „Uns ist schon klar, dass wir einerseits eine Menge Fans hinzugewinnen können, aber andererseits auch einige verlieren werden.“
Vom potenziellen Kooperationspartner aus dem Eichkamp sind hingegen weit dezentere Töne zu vernehmen. ECC-Sportkoordinator Marcus Haase bestätigt zwar die Gedankenspiele, betont aber, dass „bisher keine weiterführenden Gespräche stattgefunden haben und daher auch noch keine greifbaren Ergebnisse vorliegen.“ Man muss also vorerst noch abwarten, ob diese Idee von allen Instanzen als zukunftsfähig befunden und in Anbetracht der historischen Besonderheiten in der Hauptstadt späterhin überhaupt angenommen wird. Ein Thema, reich an Potenzial zum Spekulieren ist damit jedoch allemal gegeben, mit dem sich die eishockeylose Zeit in Berlin einmal mehr unterhaltsam überbrücken lässt. (Matthias Eckart/ Oliver Koch)
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