Tyson2fastFury
Bankspieler
- Beiträge
- 5.209
- Punkte
- 113
ist vollkommen legitim, dass wir unterschiedliche sichtweisen haben. ich wollte mit dem wort langweilig auch nicht ausdrücken, dass ich den kampf nicht interessant fand, sondern einfach nur, dass AJ den komplett falschen ansatz gewählt hat und das für mich nicht unbedingt für seine ringintelligenz spricht, wenn er glaubt, dass er usyk ausboxen kann.Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen: wie Du einen Kampf siehst, wie Du die Leistung eines Boxers beurteilst, das entscheidest Du alleine und definitiv nicht ich.
Aber, unsere Meinungen könnten kaum weiter auseinandergehen. Wilder hat einen Gameplan mitbekommen, der Fury neutralisieren sollte und der war gut. Fury kam mit der gleichen Taktik in den Ring wie im zweiten Kampf: Wenn Wilder brawlt, in die Aktion reinschlagen und den Kinn-/Recovery-Vergleich erneut gewinnen. Gegen den Jab von Wilder und die langen Geraden zum Körper ist ihm außer dieser Taktik nur Distanz wahren als boxerisches Mittel eingefallen. Boxerische Anpassungen habe ich in der Phase nicht wahrgenommen. Taktisch hat Fury - wie ich schon mal geschrieben habe - seinen Gewichtsvorteil eingesetzt und den Clinch gesucht, um zu ringen und schieben. Boxerisch bewerte ich das als arm, für die Siegchancen natürlich clever, mit Boxen hat das m.E. aber nur begrenzt etwas zu tun. Wilder kann in der Folge durch zunehmende Ermüdung die ursprünglich gute Taktik nicht durchhalten, die gelegentlich treffenden Haken von Fury tun ihr übriges. In der Folge kassiert Wilder den ersten harten Uppercut und muss runter. Der dann staksige Wilder ist im Grunde bereits erledigt, was Fury merkt und der dann in der Folge unaufmerksam = überheblich wird. Wilder erzielt dann den ersten Niederschlag und versucht in der Folge daraus mit der Brechstange Kapital zu schlagen, eher ein Akt der Verzweiflung, denn der Willenskraft. Fury weiß, dass die Messe gelesen ist und er die entscheidenden Körner mehr im Tank hat. Als Fury-Fan, der dann auch die Legacy des Boxers zu bewahren trachtet, wertest Du die Ereignisse durch gezielte Weglassung wichtiger Aspekte (Dirty Tactics, Furys eigene boxerische und konditionelle Probleme) wie oben zu lesen ist anders. Ich finde @timeout4u Analyse hier aber sehr bestechend.
Das Du das technisch und boxerisch intensiv geführte Duell zwischen Joshua und Usyk als "sich langweilig über 12 Runden ausboxen lassen" erachtest, entspricht Deinem völlig legitimen Boxverständnis. Ich wiederum konnte dem technikarmen Gebrawle mit starker Dirty Tactics-Einlage seitens von Fury boxerisch wenig abgewinnen. Dass es unbestreitbar eine intensiv geführte Nummer zwischen Wilder und Fury war, die Betrachter begeistern kann, räume ich selbstverständlich ein. Trotzdem sehe ich den Kampf Joshua vs. Usyk als das boxerisch wesentlich bessere Gefecht an, bei dem sich beide Boxer auf nahezu rein boxerischer Ebene duelliert haben und Joshua im Rahmen seiner Möglichkeiten es immer wieder versucht hat, Usyk boxerisch beizukommen als den größeren Beweis von Willenskraft (und boxerischer Fairness) an.
trotzdem war das niveau boxerisch natürlich völlig überdurchschnittlich. aber wie ich bereits gesagt habe, gehört für mich zum boxen mehr dazu.